Eishockey

Vom Linzer Schwarzgeld bis zum Kärntner Play off-Derby

Ein Jahr und zwei Tage nach dem Abbruch der Erste Bank Eishockey Liga in ihrer 20. und letzten Saison wegen der Pandemie mitten im Play Off-Viertelfinale beginnt Freitag das erste in der neue ICE League.  Mit dem Kärntner Derby zwischen KAC und Villach als Hit. Aber zuvor zogen dunkle Wolken über der Liga auf, die wegen der Ausländerflut und dem verweigerten Beitritt von VEU Feldkirch trotz Aufstockung von elf auf 14 Klubs ohnehin etwas im Zwielicht steht. In Linz kam es noch zum Nachbeben des Machtkampfs zwischen den Black Wings, die in dieser Saison so wie Innsbruck und die Grazer 99 ers, der Klub von Ligapräsident Jochen Pildner Steinburg, das Play-off verpassten, und dem EHV Linz, der außen vor blieb, sich dieser Tage wieder auflöste. Sicher kein Zufall, dass danach Meldungen wegen Betrugsverdacht und Schwarzgeldzahlungen bei den Black Wings medial die Runde machten. Zwei Verfahren sind laut Staatsanwaltschaft anhängig. Wer den Rechtsanwalt von EHV Linz als Informationsquelle für die Medien über die Verfehlungen von Black Wings-Präsident Peter Freunschlag vermutet, könnte richtig liegen. Der hat diese „Methode“ schon in anderen Sportarten praktiziert. Freunschlag spricht von haltlosen Vorwürfen. Auch mit seinen Stimmen, sprich der Black Wings, war letztes Jahr Klaus Hartmann zum neuen Verbandspräsidenten gewählt worden.

Für die Eishockyszene sind diese Geschichten ganz schlecht. Weil sie den Eindruck bestätigen oder sogar verstärken, dass hier manches gegen die Wand gefahren wird. Den konnte das Treffen zwischen Verbandspräsident Klaus Hartmann und Vertretern der Spielergewerkschaft (Alexander Tomanek und Patrick Harand, der Nachwuchschef in Graz wurde) am Mittwoch nicht verdrängen, auch wenn dabei eine gute Basis zu mehr Professionalisierung gefunden wurde. Dass die Stiftung zur Nachwuchsförderung aufgelöst werden soll und vermutlich spätestens bei der Generalversammlung im Juni auch wird, gibt sehr zu denken. Ebenso die Versuche, die Damen auf Kosten der Männer zu forcieren. Aus dem Damenlager kamen ja die meisten Stimmen für Hartmann. Auf der Aussendung des Verbands vom Treffen Hartmanns mit Tomanek und Harand war nur von der Gewerkschaft der Eishockeyspielerinnen zu lesen. Es wird auch kein Zufall sein, dass Verbandsvizepräsident  Günther Ropatsch für die Kärntner Damenmannschaft tätig ist. Bisher galt im Verband, dass Spitzenfunktionäre bei keinem Verein eine aktive Rolle spielen sollen oder sogar dürfen. Alles wurde anders.

Zurück zur ICE League. Vor einem Jahr waren die Hallen für die vierten Play-off-Partien so gut wie ausverkauft, ehe es zum Abbruch kam. Heuer muss ohne Fans gespielt werden. Wäre das nicht der Fall, gäbe es in Kärnten garantiert keine Karten mehr für das Duell zwischen Favorit KAC und Außenseiter Villach, für das erste Kärntner Play-off-Derby seit zehn Jahren. Damals stieg der KAC mit 4:1-Siegen auf. Wäre keine Überraschung, wenn es diesmal auch so enden würde, obwohl drei KAC-Verteidiger (David Fischer, Paul Postma, Martin Schumnig) verletzt ausfallen. Dass Villach ins Play-off kam, verdankte es seinem 21 jährigen „Eigenbau“-Tormann Alexander Schmidt, der Sonntag in Dornbirn bei 1:4 statt des Tschechen Jakub Sedlacek eingewechselt wurde. Endstand 6:5 für Villach nach Penaltyschießen, Schmidt hielt den entscheidenden. Ein Hinweis mehr, dass die jungen Österreicher  viel mehr Vertrauen verdienen würden. Sedlacek ist bereits der dritte ausländische Tormann von Villach in dieser Saison.

Ein ausländischer Tormann gewann die Wahl zum wertvollsten Spieler des Grunddurchgangs: Der Däne Sebastian Dahm, die Nummer eins beim KAC (Bild oben). Er wehrte 93,1 Prozent der Schüsse auf sein Tor ab, kassierte in seinen Spielen im Schnitt nur 1,81 Tore. Er ist einer der wenigen Legionäre, die den Unterschied ausmachen. Bei den Fans stehen die Ausländer aber  höher im Kurs als die Österreicher. Bei der Fan-Wahl zum Team der Vorrunde sind  vier der  fünf Spieler Legionäre. Ein Däne (Dahm), drei Kanadier, die Verteidiger Postma (KAC) und Dennis Robertson (Bozen) sowie Innsbruck-Stürmer Daniel Ciampini und ein Amerikaner, Try Loney, von den Vienna Capitals. Die österreichische Ausnahme: Linz-Center Brian Lebler, mit 33 Treffern bester Torschütze der Liga. Linz hätte mehrere Leblers gebraucht, um ins Play-off zu kommen.

Die anderen drei Play-off-Paarungen: Favorit Bozen wählte trotz der weiten Reise zu den Auswärtsspielen die Bratislava Capitals, Salzburg Dornbirn. Die Vienna Capitals bekommen es mit Fehervar aus Ungarn zu tun. Ohne Zuschauer gab es im Eishockey ähnliche Tendenzen wie im Fußball, sprich mehr Auswärtssiege. 137 in 270 Partien. Die Vienna Capitals sind in der Auswärtstabelle Zweiter hinter dem KAC. Das spricht für sie. Außerdem stellen sie mit dem 20 jährigen Verteidiger Lukas Piff schon den dritten Young-Star eines Monats nach Tormann Sebastian Wraneschitz und Stürmer Patrick Antal. Man muss sie nur regelmäßig einsetzen, die Eigenbauspieler, dann entwickeln sie sich schon.

 

 

Foto: FotobyHofer/Chistian Hofer.

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