LASK-Präsident Siegmund Gruber, seit November offiziell CEO, also Chief Exekutive Officer oder Chef in der Geschäftsführung, ist seit Jahren für überraschende, unerwartete Personalentscheidungen bekannt. Das begann 2020 mit dem Aus von Valerien Ismael, dem Nachfolger von Trainer Oliver Glasner, nach einer Saison. In der die Linzer den Grunddurchgang sogar mit sechs Punkten Vorsprung auf Red Bull Salzburg als Erster beendeten, ehe es zur Corona-Pause, zum Wirbel um ein unerlaubtes Training und daher zum Punkteabzug kam. Am Ende wurde es nur Rang vier, womit Ismael Geschichte war. Auch Didi Kühbauer musste letzten Juni trotz Platz drei gehen, die Gründe sind bis heute nicht nachvollziehbar. LASK-Insider wollen wissen, dass es verschiedene Ansichten über die „Wertigkeit“ von Kapitän Robert Zulj gab. Der beim Trainer nicht so hoch im Kurs stand wie bei Gruber und damit auch beim Sport-Geschäftsführer Radovan Vujanovic.
Die Neujahrsüberraschung von Gruber: Er holte mit Andreas Wieland (Bild) einen erfolglosen Trainer nach 19 Monaten zurück und präsentierte ihn als absolute Wunschlösung für die Position des technischen Direktors. Wieland war schon von 2019 bis 2022 in verschiedenen Funktionen beim LASK. Zunächst Assistent von Ismael, zu dem er nicht ganz loyal gewesen sein soll. Dann Trainer der zweiten Mannschaft, die damals noch OÖ-Juniors hieß, dann Co-Trainer unter Dominik Thalhammer, im September 2021 schließlich sein Nachfolger. Für acht Monate. Nach dem 32. Spiel entließ Gruber Wieland. Der Punkteschnitt von 1,63 pro Spiel war wirklich kein Erfolgsausweis. Der LASK verpasste damals die Meisterrunde, drohte in der Qualifikationsgruppe nach dem 0:4-Debakel in Innsbruck gegen den WSG Tirol aus den Play.off-Rängen zu fallen. Daher wurde Wieland durch Kühbauer ersetzt.
Jetzt hat Wieland beim LASK eine neue Funktion. In der Zwischenzeit war er Trainer beim belgischen Zweitligisten Beerschot. Letzte Saison wurde der Aufstieg verpasst, trotzdem durfte er bleiben. Aktuell liegt Beerschot hinter Waregem auf Rang zwei. 49 Spiele (Punkteschnitt 1,59, schlechter als beim LASK) dauerte Wielands Ära in Belgien. Beim LASK wird er für die Amateure, die in der Regionalliga Mitte spielen, die Akademie und den Nachwuchs verantwortlich sein. Löst in der Funktion der erfahrenen Ralf Muhr ab. Der 53 jährige Linzer amtierte seit eineinhalb Jahren, zuvor war er 29 Jahre in verschiedenen Funktionen bei der Wiener Austria. Vom Nachwuchs-Trainer bis zum Sportdirektor. „Wieland kennt den Verein und die Strukturen, passt perfekt zu unserer Philosophie“, lobte Vujanovic. Wies zudem auf Wielands Verdienste bei der Entwicklung von Legionären hin. Beim Südkoreaner Hong Hyun-seok, der 2022 um 1,5 Millionen Euro an den belgischen Klub Gent verkauft wurde. Beim Japaner Keito Nakamura, der letzten Sommer für zwölf Millionen nach Frankreich zu Stade Reims wechselte. Nakamura avancierte zum Rekordverkauf des LASK. Ob daran nicht eher sein letzter Trainer in Linz, nämlich Kühbauer, mehr Verdienste hat als Wieland?
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