Fußball

Von Gerd Müller, Pele, Gigi Riva bis zu Krankl: Erinnerungen an Norbert Hof

Anfang Februar war es, als ich Norbert Hof zum letzten Mal traf. Bei seinem Döblinger Stammheurigen, dem Feuerwehr-Wagner. Seine Freunde aus Zeiten bei Rapid, dem Wiener Sport Club und der Nationalmannschaft, Gustl Starek und Helmut Maurer, waren ebenfalls dabei. Man merkte ihm die schwere Krankheit an, aber es machte ihm merkbar Spaß, über Fußball zu reden. Über das, was ihm an der aktuellen Entwicklung nicht passte oder über Erinnerungen an Zeiten, die Jahrzehnte zurück lagen. Da war er so wie immer: Ein kritischer Querdenker, der nicht immer alles so positiv sah, was gerade groß gefeiert wurde.

Die Karriere von ihm begann in den Sechzigerjahren. Medial war er Hof II. Der jüngere Hof, mit nicht allzugroß dimensioniertem Talent ausgestattet, wie er immer selbst über sich sagte. Das hatte sein sieben Jahre ältere Bruder Erich, das launische „Genie“ des Sport Clubs, später dessen Trainer ebenso wie bei der Wiener Austria mit dem Meistertitel 1980 und 1981 sowie später als österreichischer Teamchef. Norbert war Defensivspieler im Zentrum. Entweder in der Abwehr oder im Mittelfeld. Das erste von 31 Länderspielen bestritt Norbert Hof am 19.Mai 1968 mit 24, gemeinsam mit Bruder Erich. Der Teamchef hieß Erwin Alge, ihm zur Seite stand als Trainer Hans Pesser. Es ging im Wiener Stadion gegen Zypern in der Qualifikation für die WM 1970. Österreich siegte 7:1, fünf Tore erzielte der „Einser-Hof“.

Ein Jahr später stand auch Norbert im Mittelpunkt. Nach dem 0:1 gegen Deutschland in Nürnberg, als er  den berühmten Bayern-Goalgetter Gerd Müller so gut wie neutralisierte. Bis auf eine Szene knapp vor Schluss, in der Müller aber das Match entschied. Zu diesen Zeiten half Hof noch im Eissalon der Famiie an der Wiener Börse aus. Leopold Stastny, Alges Nachfolger als Teamchef, nannte ihn daher „Schulfi“. Das ist das tschechische Wort für kleiner Eisverkäufer. Später bekam Norbert Hof von „Stastny“ auch den Spitznamen „Centralino“. Weil er das Zentrum besetzen musste. Die Leistung in Nürnberg war so gut, dass ihn der deutsche Traditionsklub Hamburger SV, damals in der Bundesliga, unter Vertrag,nahm. Da spielte er eine Saison lange mit dem deutschen Idol „Uns Uwe“ Seeler und dem Abwehrstrategen Willi Schukz. Dem gefiel es gar nicht, dass in der Defensive noch ein anderer außer ihm  Kommandos gab. Hof fühtel sich in der Hansestdt nuct wol, daher kam es nach einem Jahr zur Rückkehr nach Wien. Zum Sport Club, bei dem Bruder Erich inzwischen Trainer war.

Im Teamdress spielte er 1970 unter anderem auch gegen Brasiliens Topstars Pele, Gerson, Rivelino, Carlos Alberto und Tostao im Maracana von Rio de Janeiro, als Österreich nur 0:1 verlor. Einen Monat später war Brasilien Weltmeister. Im Herbst machte Hof dann weltweit Schlagzeilen, als Gigi Riva, der Stürmerstar von Vizeweltmeister Italien, im Wiener Stadion beim 2:1-Sieg über Österreich nach einem Tackling von Hof mit der Bahre vom Platz getragen wurde und mit Knöchelbruch ins Spital musste. Hof, der italienische Wurzeln hatte, schickte ihm ein Telegramm: „Scusi, Gigi“. Ein Jahr später gab es ein Shakehands zwischen beiden (Bild oben) im Olympiastadion von Rom. Riva bestritt sein erstes Match für die Squadra Azzura seit dem Knöchelbruch ausgerechnet gegen Österreich. Es endete 2:2. Zwischen Wien und Rom gab´s Sao Paulo: Da schafft Österreich bei einem der Abschiedsspiele für Pele ein 1:1. Mit Hof als „Centralino“, dank einem Tor des Tiroler Debütanten Kurt Jara.

Danach nahm ihn Sportklubs Präsident , „Hendlbaron“ Josef Draxler, vom Sport Club nach Hütteldorf zu Rapid mit. Hof gehörte zu den Teamspielern, die am 27.November 1973 nach dem 1:2 gegen Schweden im Entscheidungsspiel um ein WM-Ticket ihre Tränen in der Kabine des Gelsenkirchener Parkstadions nicht zurückhielten. Diese Emotionen hätte man dem immer „cool“ wirkenden Norbert Hof gar nicht zugetraut. Mit Rapid wurde Libero Norbert Hof, ab 1973 auch Kapitän, bis 1976 zweimal Cupsieger. In diesen Jahren pushte er den jungen Hans Krankl am Weg nach oben. Norbert Hof war immer bereit zu helfen, wenn auch mitunter etwas unkonventionell. Indem er unangenehme Wahrheiten zum Thema machte, auch seinen Trainern gegenüber. Also sagt er auch dem jungen Krankl, dass es ausser Tore schießen noch etwas anderes gibt, womit er der Mannschaft helfen könnte. Aber nach Krankl-Toren hielt er sich mit Komplimenten nicht zurück. Indem er ihm einfach die Namen der damals besten italienischen Torjäger verlieh. Von Roberto Boninsegna über Pietro Anastasi bis zu Riva . . .

Foto: ÖFB.

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