Fußball

Von Hickersberger bis Koller: Die Dreierkette ist nichts Neues!

Mit Dreierkette, sprich drei Innenverteidigern oder der Viererabwehr mit je zwei Außen-und Innenverteidigern? Bewegt das wirklich  Österreichs Fußballnation vor der  WM-Qualifikation gegen Moldawien? In Wahrheit ist das nur eine Diskussion um dem Kaisers Bart. Wer glaubt, dass die Dreikerette etwas revolutionär Neues bedeutet und bringt, den läßt sein Gedächtnis im Stich. Denn die Wahrheit ist die  nur ein Revival aus vergangenen Jahrzehnten, die jetzt offenbar wieder modern wird. Wodurch auch immer. In Wahrheit hat die schon so einen langen Bart wie Marcel Koller bei seinen TV-Spots für tipp 3 als in die Jahre gekommener Rocker.

Schon als sich Österreich in der ersten Teamchefära von Josef Hickersberger für die WM 1990 qualifizierte, gab´s  beim entscheidenden 3:0 gegen die DDR im Praterstadion, der unvergesslichen Dreitoregala von Toni Polster, die Dreierkette. Gebildet von zwei Austrianern (Ernst Aigner und Toni Pfeffer) sowie  einem Rapidler (Eisenfuss Robert Pecl). Auch  bei Ernst Happel war sie in seinem  Teamchefjahr 1992 aktuell. Beim 5:2 gegen Israel, dem letzten Spiel vor seinem Ableben, mit dem Austrianer Manfred Zsak und den zwei Tirolern Michael Streiter und Robert Wazinger. Auf die Dreierkette setzte Herbert Prohaska in der erfolgreichen Qualifikation zu Österreichs letzter WM-Teilnahme 1998. Ein Legionär (der Salzburger Wolfgang Feiersinger  stand zu dieser Zeit bei Borussia Dortmund unter Vertrag), einer von Rapid (Peter Schöttel) und Austria (Pfeffer) bildeten  das Bollwerk bei den zwei 1:0-Siegen über Schweden.  An dem Trio  lag es nicht, dass Österreich dann bei der Endrunde in Frankreich die Vorrunde nicht überlebte. Auch Prohaskas Nachfolger Otto Baric mit seinem Assistenten Didi Constantini setzten noch auf  drei Innenverteidiger. Bevorzugt den Tiroler Michael Baur, Rapids Michael Hatz und den nach der Rückkehr aus England von Leeds United bei der Austria gelandeten Martin Hiden. Mit ihnen trotze Österreich im Happel-Stadion vor 17 Jahren in der WM-Qualifikation Favorit Spanien mit Real Madrids Ikone Raul,  klingenden Namen wie Mendieta und Hierro, ein 1:1 ab.

Als dann Hans Krankl Baric ablöste, kam die Dreierkette aus der Mode. Josef Hickersberger griff in seiner zweiten Ära bei der Heim-EURO 2008 im letzten Gruppenspiel gegen Deuschland, das 0:1 verloren ging, wieder auf sie zurück. Mit Hiden, Martin Stranzl und  Emanuel Pogatetz. Danach war sie eigentlich Geschichte. Sowohl bei Karel Brückner als auch bei Nachfolger Constantini. Bis sie Koller acht Jahre später im Stade de France von Paris beim letzten  Gruppenspiel gegen Island wieder einfiel. Ohne Erfolg. Österreich verlor 1:2, schied aus. Aber Kollers Meinung, dass dies nicht an der Dreikerette lag, hat noch immer Bestand. Und auch etwas für sich.

Mit der Dreierkette wollen die Trainer das Zentrum dicht machen, in der Mitte nichts zulassen. Entscheidend sind dann die Aussenpositionen: Wer spielt dort?  Bei Prohaska waren es 1997 und 1998  Offensvispieler. Rechts  Harald Cerny, damals Flügelflitzer bei 1860 München, oder der Grazer Markus Schopp, links Porto-Legionär Arnold Wetl. Bei Hickersberger 2008 die gelernten Verteidiger György Garics und Christian Fuchs, deren Stärken allerdings eher im Spiel nach vorne lagen. Bei drei Innenverteidigern sollten  die zwei äußeren das Spiel nach vorne ins Mittelfeld tragen. Daher war Kollers Besetzung von Paris mit  Aleksandar Dragovic im Zentrum und Sebastian Prödl rechts nicht  optimal. Umgekehrt wäre es besser gewesen. Zu erwarten, dass dies Freitag passiert, wenn die Variante gegen Moldawien  aktuell wird. Der linke Innenverteidiger wird dann wohl Martin Hinteregger heissen. Keine Überlegung darf die aktuelle Interpretation der Dreierabwehr von Werder Bremen sein: „Bei uns ist da praktisch eine Fünferkette, weil auch die Aussenspieler tief stehen, meist mit den Innenverteidigern auf einer Linie. Weil wir auf Konter spielen.“ Daheim gegen Moldawien auf Konterchancen zu warten, das geht aber gar nicht.

Kollers Aussenspieler in Paris waren rechts Florian Klein und links Fuchs. Beide sind nicht dabei. Die neuen Namen?  Mit dem gelernten Offensivspieler Valentino Lazaro über rechts und David Alaba über links könnte Moldawien unter Druck gesetzt werden. Bleibt dann die Frage, welche Position Marko Arnautovic bekommt.  Bisher war die linke Flanke für ihn reserviert. Auch in Paris. Da bekam Alaba die Rolle als hängende Spitze. Das war die größere Fehlentscheidung als die Dreierkette, die Koller zur Pause bei 0:1  wieder auflöste. Freitag sollte und muss in der Halbzeit das Resultat aber ein anderes sein.

 

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