Fußball

Von Hoffer über Boyd, Beric bis Petsos: Wehe, wer Rapid verlässt!

Thanos Petsos fand seinen Namen nicht auf der Liste der 25 Spieler für das Wintertrainingslager von Werder Bremen ab 4. Jänner in Andalusien. Nach nur drei Einsätze in den ersten 16 Runden über 143 Minuten. Damit setzt der Deutsch-Grieche die lange Liste der Spieler fort, die nach dem Abgang von Rapid nicht glücklich wurden, nicht den erhofften Sprung schafften: „Du weisst hier bei Werder nicht, woran Du bist“, klagte Petsos schon vor Wochen.  Sein Trainer Alexander Nouri fand, dass er sich sportlich klar geäussert, alles sauber kommuniziert habe, immer die sportlich besten Entscheidungen für das Team treffe. Da Bremen allen Spielern gegenüber den nötigen Respekt aufbringe, werde man schon eine vernünftige Lösung finden. Müsste heissen, kostenlose Freigabe plus Abfindungszahlung.

Der Deutsch-Grieche kostete ja auch keine Ablöse, als er aus Hütteldorf im Juni an die Weser wechselte. Auf der Petsos-Position hatte Bremen offenbar schon andere Planungen: Im Sommer wurde dafür der 25jährige Däne Thomas Delaney engagiert. Der übersiedelte  aber erst jetzt, da er im Herbst noch mit dem FC Kopenhagen in der Champions League spielen wollte. Sein Nachfolger beim dänischen Meister  kam von Sturm Graz: Uros Matic.

Der Fluch, dass einem mit dem Abgang von Rapid das Glück verlässt, begann nach dem letzten Meistertitel im Sommer 2008. Flügelflitzer Ümit Korkmaz wechselte mit 23 als Publikumsliebling bei Österreichs Heim-EURO für 2,3 Millionen Euro Ablöse zu Eintracht Frankfurt. Dort stoppten ihn zwei schwere Verletzungen (Bruch es Mittelfußknochens). 2011 zeigte er in der zweiten Liga bei Bochum als Leihspieler ein halbes Jahr lang auf, Frankfurt  holte ihn zurück. Es klappte wieder nicht. Ebenso ab 2012 bei Ingolstadt, wo er seinen Trainer Ralph Hasenhüttl nicht überzeugen konnte.  Ab 2014 versuchte es in der Türkei bei Rizespor, im November wurde der Veertrag  gelöst. Jetzt mit 31 hofft er auf ein Comeback in Österreich. Seinen größten Wunsch, die  Rückkehr nach Hütteldorf, wird´s in dieser Saison wohl nicht mehr spielen.

Das nächste Beispiel: Jimmy Hoffer. Er ging ein Jahr nach Korkmaz, füllte  mit seiner Ablöse über fünf Millionen Rapid die Kassen. Aber der Versuch, über Napoli, die Fußballwelt  zu erobern, scheiterten. In der  ersten Saison nur acht Einsätze in der Serie A über 88 Minuten, drei im   Cup mit einem Tor.  Danach verliehen ihn die Italiener bis zum Vertragsende nach Deutschland. An Kaiserslautern, Eintracht Frakfurt und Fortuna Düsseldorf. Für Karlsruhe kostete der  nunmehr 29jährige Stürmer  schon keine Ablöse mehr. In der letzten Meisterschaft mit Rapid kam er in 343 Spielen auf 27 Tore und  zehn Assists, die Bilanz in den sieben Jahren seit damals liesst sich nicht sehr  gut: Platz in Österreichs Nationaleam verloren, 180 Pflichtspielen mit 39 Toren. Karlsruhe ist nur auf Platz 15 der zweiten Liga. Abwarten, wie es dem 29jährigen beim neuen Trainer Mirko Slomka gehen wird. Im Sommer   offerierte Hoffers Berater Max Hagmayr  ihn Rapid, holte sich aber beim damaligen  Sportchef Andreas Müller eine Abfuhr.

Mit Hoffer ging damals sein Sturmpartner und Freund  Stefan Maierhofer. Der 2,02 Meter-Riese  erfüllte sich seinen Traum von England in Birmingham bei Wolverhampton. Aber dort kam er nur auf  acht Einsätze mit einem Tor. Weiters ging es in der zweiten deutschen Liga bei Duisburg mit sensationellem Aufstieg ins Cupendspiel,  Salzburg (Meister, Cupsieger, Schützenkönig),  beim 1.FC Köln, in Englands zweiter Liga zweimal bei  Millwall,  vier Spiele bei Wr.Neustadt und in der Slowakei bei Meister Trencin. Sein Beitrag im letzten Frühjahr zum Double: 13 Spiele mit drei Toren. 27 in 40 Partien erzielte er in der letzten Saison bei Rapid. Die Bilanz nach Grün-Weiß: 146 Pflichtspiele,38 Tore. Derzeit ist der 32jährige auf Klubsuche.

Auch Yasin Pehlivan fand in den letzten fünf Jahren ohne Rapid nirgende sein Glück. Weder in der Türkei bei Gaziantepsor, Bursaspor, Erciyesspor noch letzte Saison bei Salzburg. Seit Juli ist der zentrale Mittelfeldspieler ohne Job. Dabei ist er im besten Fussballeralter, wird am 5. Jänner erst 27. Terrence Boyd war 23, als er nach 37 Toren in 80 Rapid-Spielen im  Sommer 2014 ein Superangebot von Red Bull annahm, in die zweite Liga zum Aufsteiger nach Leipzig wechselte. Vier Monate später riss beim 1:1 gegen Ingolstadt, als dort der jetzige Leipzig-Trainer Ralph Hasenhüttl das Sagen hatte, das Kreuzband. Beginn einer langen Leidenszeit. „Von zweieinhalb Jahren war ich fast zwei verletzt, aber der Klub verhielt sich mir gegenüber überragend“, meint der US-Teamstürmer, inzwischen Vater einer Tochter. Im Oktober 2015 war die nächste Operation fällig, weil sich wieder Wasser im Knie bildete. Jetzt ist er fit, zeigt in Leipzigs Regionalligmannschaft, das Toreschießen nicht verlernt zu haben. Aber es gibt keine Chance, an Poulsen, Werner oder Selke vorbei zu kommen. Daher  entweder im Jänner oder nach Vertragsende im Sommer  Abschied. Zur Red Bull-Filiale nach New York (er besichtigte bereits das Stadion und Trainingszentrum in Harrison) oder in die zweite deutsche Liga. Hier zeigt im Moment der Kultklub St. Pauli Interesse an ihm. Dort wird´s sicher wieder ähnlich emotionell wie bei Rapid, wo  Boyd 2012 gleich nach einem sensationellen Rückziehertor zum Einstand im Hanappi-Stadion versprochen hatte: „Wir werden die Liga rocken.“

Das gelang Robert Beric in seinen 14 Monaten unter Zoran Barisic mit Florian  Kainz, Steffen Hofmann, Louis Schaub und Philipp Schobesberger  an der Seite. 33 Tore in 49 Partien, dann brachte er Rapid so viel Geld wie kein Spieler zuvor. Sechs Millionen legte St. Etienne auf den Tisch.  Zwei Monate später riss beim Slowenen das Kreuzband im Knie, als er rücksichtslos von hinten attackiert wurde. Seine Bilanzen bei den „Verts“, wie die Grünen in Frankreich heißen: Letzte Saison sechs Tore in 17 Spielen, diese fünf in 13. 2015/16 qualifizierte sich St. Etienne als Sechster für die Europa League, derzeit reicht es für Rang acht. Auch das Leben in der Industriestadt taugt dem 25jährigen Torjäger nicht so wie das  in Wien: „In Österreich war alles viel organisierter, auf mehr Disziplin aufgebaut. In Frankreich wird viel improvisiert.“

Ausnahmen von der Pechregel? Nur teilweise. Veli Kavlak   schaffte es bei Besiktas Istanbul bis zum gefeierten Kapitän, ehe ihn fünf Schulteroperationen in zwei Jahren stoppten.  Derzeit kämpft er um das Comeback. Nikica Jelavic  wurde nach Rapid mit den Glasgow Rangers Meister und Cupsieger, schaffte es mit lädiertem Knie noch mit Kroatien zur Europa-und Weltmeisterschaft, nach dem Konkurs der Rangers in Englands Premier League zu Everton, Hull und West Ham. Derzeit kassiert er noch einmal in Peking, in Chinas zweiter Liga, groß ab.

 

Foto: © FOTObyHOFER/CHRISTIAN HOFER.

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