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Von Osijek bis Rotterdam: Was macht Kroatien soviel besser als Österreich?

Vor zwölf Monaten, am 3. Juni 2022, verlor Kroatien, damals Vize-Weltmeister, zum Auftakt der Nations League A in Osijek gegen Österreich 0:3 (0:1). Im ersten Spiel der Ära von Ralf Rangnick als Teamchef. Der erste rot-weiß-rote Sieg gegen Kroatien, noch dazu ohne David Alaba, weckte großen Optimismus, gab jenen recht, die Rangnicks Engagement als Non plus Ultra für Österreichs Fußball hochjubelten und dies noch immer tun. Obwohl die Geschehnisse zwischen dem 3. Juni 2022 und 15. Juni 2023  dazu wenig Anlass geben: Kroatien wurde im Herbst Gruppensieger in der Nations League, verurteilte mit dem 3:1 im Happel-Stadion Österreich zum Abstieg. Wurde im Dezember bei der WM in Katar Dritter. Jubelte beim Finalturnier der Nations League Mittwoch Abend im ausverkauften de Kuip in Rotterdam über ein 4:2 (2:2,0:1) vor 15.000 kroatischen Fans nach Verlängerung gegen Veranstalter Holland und den Einzug ins Finale am Sonntagabend. 24 Stunden vorher geht Österreich als Außenseiter ins EM-Qualifikationsspiel gegen Belgien in Brüssel. Finalgegner der Kroaten wird Spanien nach dem 2:1 (1:1) gegen Italien in Enschede sein. Das Siegestor fiel in Minute 88 durch den vier Minuten zuvor eingewechselten 33 jährigen Joselu von Absteiger Espanyol Barcelona. Es war erst das dritte Länderspiel von Joselu.

Was hat Kroatien in den letzten zwölf Monaten und auch schon in Jahrzehnten davor so viel besser gemacht als Österreich? Ein Blick auf die Mannschaft von Osijek zeigt, dass Teamchef Zlatko Dalic damals der zweiten Garnitur eine Chance geben wollte. Im Abwehrzentrum spielten zum ersten und gleichzeitig zum letzten Mal die ehemaligen Salzburg-Legionäre Duje Caleta Car und Marin Pongracic zusammen. Von den Startelf, die Holland Paroli bot und am Ende bezwang, begannen in Osijek nur fünf Spieler. Der Mittwoch alles überragende und zum „man of the match“ gewählte kroatische Kapitän Luka Modric kam in Osijek erst nach 58 Minuten auf den Rasen. Eine Minute nach Österreichs drittem Tor durch Marcel Sabitzer. Zuvor trafen Marko Arnautovic und der zur Pause eingewechselte Michael Gregoritsch.  Von der ersten Startformation unter Rangnick werden in Brüssel nur vier beginnen: Kevin Danso, wenn er fit ist, Max Wöber, Laimer und Arnautovic.  Xaver Schlager, Sabitzer und Onisiwo beginnen auf der Bank, bei Schlager und Sabitzer passiert das, weil sie nach Verletzungspausen wenig oder keine Spielpraxis haben. Stefan Lainer und Andreas Weimann stehen nur auf der Abrufliste, Gernot Trauner fällt verletzt aus, Heinz Lindner aus tragischen Gründen.

Hollands Teamchef Ronald Koeman bezeichnete die Leistung des 37 jährigen Modric als gewaltig. In der Verlängerung sorgte er praktisch für die Entscheidung: Pass zum Torschützen des 3:2, Bruno Petkovic, dann einen Elfmeter nervenstark zum 4:2 verwandelt. Österreich mag zwar mit Konrad Laimer den besten Balleroberer Europas besitzen, hat aber im Mittelfeld keinen, der ein Spiel so lenken und gestalten kann wie Modric. Aber kann man den Unterschied der letzten zwölf Monate nur mit Modric begründen? Dass Österreich nicht bei der Weltmeisterschaft in Katar mitspielte, hat nichts mit Rangnick zu tun. Aber vielleicht doch, dass bei Kroatien nicht so sehr von Pressing, vertikal spielen und schnellem Umschalten geredet wird als bei Österreich. Dalic und Rangnick haben verschiedene Fußballphilosophien. Bei Dalic geht es mehr um Ballbesitz und auf diese Art dem Gegner den Nerv ziehen. Damit geht es den Kroaten sehr gut. Jedenfalls auffällig besser als Österreich. Wenn man nur an den letzten Zittersieg gegen Estland denkt. Obwohl Österreich in der EM-Qualifikation nach zwei Spielen mit sechs Punkten mehr erreicht hat als Kroatien mit vier (daheim 1:1 gegen Wales, in Bursa 2:0 gegen die Türkei) . . .

Foto: EM-Finalist.

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