Während der WM-Pause kommt seit Montag in Zusammenhang mit Linz fast täglich eine Neuigkeit: Es begann mit der Einladung von Oberösterreichs Verbandspräsident Gerhard Götschhofer an das ÖFB-Präsidium zu einem informellen Treffen wegen der Situation um Präsident Gerhard Milletich. Dienstag folgte die Meldung über Stefan Reiter (Bild oben), der als Geschäftsführer des Zweitligisten Blau Weiß Linz mitten im Kampf seinen Rückzug verkündete. Mittwoch gab der ÖFB die Rückkehr des Nationalteams nach Linz bekannt: Der LASK eröffnet am 24. Februar mit dem Heimspiel gegen Austria Lustenau das hochmoderne neue Linzer Stadion, einen Monat später finden dort am 24. und 27. März die ersten zwei Spiele der EM-Qualifikation gegen Aserbaidschan und Estland statt. Trifft sich gut, dass Stadionsponsor Raiffeisen auch zu denen des ÖFB gehört.
ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold und LASK-Präsident Siegmund Gruber kamen problemlos auf einen gemeinsamen Nenner. Weil die Raiffeisen Arena internationalen Anforderungen der UEFA für ein Stadion der Kategorie vier erfüllt. 17.000 Zuschauer dürfen bei internationalen Spielen hinein. Zum letzten Mal spielte Österreichs Team in der Teamchefära von Marcel Koller in Linz, verlor am 14. November 2012 gegen die Elfenbeinküste 0:3. Zwei von der damaligen Mannschaft werden vermutlich auch im März dabei sein: Der gebürtige Linzer Heinz Lindner im Tor und David Alaba. Das letzte Bewerbspiel im alten Stadion auf der Gugl bestritt Österreich vor 41 Jahren, schlug dort 1981 Finnland in der geschafften WM-Qualifikation 5:1. Die „großen“ Spiele, sicher das gegen Belgien in der EM-Qualifikation, werden auch 2023 im Happel-Stadion angepfiffen werden. Der Mitte 2023 auslaufenden Vertrag mit der Stadt Wien zur Nutzung des Praterovals wurde um fünf Jahre bis Juni 2028 verlängert.
Am überraschendsten und unerwartesten kam bei den Linzer Neuigkeiten Reiters Ankündigung, mit 1. Jänner 2023 nicht mehr Geschäftsführer von Blau Weiß Linz zu sein. Als er am 4. November 2019 den Klub übernahm, war er praktisch tot. In drei Jahren hob er ihn auf Bundesliga-Niveau. Mit einem engen Stab an Mitarbeitern, Stephanie Höller, Peter Hubiak und Patrick Vormair „Das neue Stadion war ein Punkt, an den man sich klammern konnte. Ich hab´ bereits zu Beginn gesagt, mit der Eröffnung aufzuhören!“ Eröffnet wird das Donaupark-Stadion für 5500 Zuschauer im kommenden Sommer. Blau Weiß war bereits 2021 Meister der zweiten Liga, bewirbt sich aber erst mit der neuen Heimstätte um die Bundesligalizenz, ist derzeit mit einem Punkt Rückstand auf St. Pölten Zweiter. Sportchef Tino Wawra hatte im Herbst zwei Gespräche mit Altach, entschied sich aber in Linz zu bleiben.
„Ich bin old school, noch einer vom alten Schlag, der die Zügel straff anzieht. Ich wollte meinem Nachfolger keine großen Vorgaben hinterlassen, was im Stadion zu tun sein wird. Das soll er selbst machen und entscheiden“, sagt der bald 62 jährige Reiter. Aber dass es mit dem Bauherren, sprich der Stadt Linz, eine Meinungsverschiedenheit über die Betriebskosten gibt, stritt Reiter nicht ab. Ebenso, dass er sich von der öffentlichen Hand in Sachen Infrastruktur für den Nachwuchs nicht wirklich unterstützt fühlt: „Wir haben nur einen eigenen Trainingsplatz zur Verfügung, müssen uns ansonst überall einmieten!“ Dabei outete sich der Linzer Bürgermeister Klaus Luger unlängst wieder einmal als Blau Weiß-Fan. Ab Jänner übernimmt Vorstandsmitglied Manuel Wellmann die Geschäftsführung, erspart sich Reiter die täglichen Autofahrten von seinem Wohnort Ried nach Linz und zurück. Bei Ried war er bis 2017 insgesamt 16 Jahre lang sportlicher Leiter. Er gab 2014 dem heute international begehrten Oliver Glasner die erste Chance als Cheftrainer, verlor ihn aber nach einem Jahr an den LASK, weil der dem ehrgeizigen Glasner bessere Perspektiven bieten konnte. 2010 war Ried sogar Herbstmeister vor Sturm Graz, Red Bull Salzburg, Austria und Rapid: „Weil die anderen so viele Fehler machten. Das habe ich schon damals gesagt“, erinnert sich Reiter.
Die Lücke, die er nach dem“härtesten Job meiner Karriere“ hinterlässt, wird kaum zu schließen sein. Dass Blau Weiß trotz der Positionierung als Stadtklub nicht mit dem LASK auf Augenhöhe kommen kann, war Reiter immer bewusst. Daran wird auch der mögliche Aufstieg nichts ändern. Der LASK verhandelt derzeit mti Cukaricki Belgrad, dem Vierten der serbischen Liga, über eine Partnerschaft. Eingefädelt hat dies Sportdirektor Radovan Vujanovic. Der serbische U 21-Teamspieler Jovan Lukic könnte im Jänner von Belgrad nach Linz wechseln.
Foto: Blau Weiß Linz.