Fußball

Von Vienna-Insolvenz über Mauerwerk, Eislaufverein zum Vorstand der Austria: Wie geht das?

Fast gleichzeitig mit dem Schlusspfiff beim 2:2 zwischen Schottland und Österreich im Hampden-Park ließ die Austria eine Bombe platzen. Mit der Bekanntgabe der Erweiterung des Vorstand der Austria-AG, die  einer Entmachtung des Vorsitzenden Markus Kraetschmer, dessen Vertrag am 30. Juni ausläuft. Der Aufsichtsrat folgte in einer außerordentlichen Sitzung einstimmig einer Empfehlung seines Vorsitzenden, des Austria-Präsidenten Frank Hensel (Bild oben), den 55 jährigen Gerhard Krisch in den Vorstand zu berufen, der seine Tätigkeit am 1. Mai beginnt.  Der Entscheidung ging ein intensives Auswahlverfahren durch einen renommierten Personalberater voraus, Hensel bezeichnete Krisch als erfolgreichen Manager,  der in mehreren Funktionen in-und außerhalb der Sportwelt seine Führungsqualitäten und  seine Expertisen in Finanzfragen unter Beweis gestellt habe. Da stellt sich die Frage: Wer hat Hensel und den Personalberater so falsch informiert?

Denn der Name Krisch taucht in Zusammenhang mit der Insolvenz des ältesten Fußballklubs Österreich, der  Vienna, auf. Am 1. Jänner 2017 trat er beim damaligen Regionalligaklub an, träumte davon, ihn gemeinsam mit dem Sponsor Care Energy zurück in die Bundesliga zu führen. Das war ein umstrittener Billigpreisanbieter, der bald in die Pleite schlitterte. Und damit auch die Vienna. Das Minus betrug 590.000 Euro. Mit der Insolvenz verbunden war alut ÖFB-Statuten der Fall in die  nächste niedrigere Spielklasse. Weshalb die Vienna in völliger Fehleinschätzung der Situation den Fußballbund vor dem Wiener Handelsgericht verklagte und krachend auf allen Linien verlor.  Sogar in die Winter Unterliga musste, da sie den angebotenen Platz in der Wiener Liga nicht akzeptiert hatte. Ist das erfolgreich? Im Juni 2019 entschloss sich Krisch, aus persönlichen Gründen die Vienna zu verlassen. Danach tauchte er beim Wiener Regionalligaklub Mauerwerk als Manager auf, amtierte in einem Container in Kaiserebersdorf. Vom Container-Manager in den Vorstand einer AG – bitte wie geht das? Das Mauerwerk-Kapitel endete bald, das als Generalsekretär beim Wiener Eislaufverein begann. Ohne Spuren zu hinterlassen. In fünf Wochen beginnt das Kapitel Austria. Außer Hensel und der prominent besetzte Aufsichtsrat (unter anderem der ehemalige Vizekanzler Josef Pröll und der Vorsitzende der Wien-Holding Kurt Gollowitzer) kommen noch darauf, sich geirrt zu haben. Denn renommierte Sportjuristen, die mit Krisch in der Causa Vienna und bei Mauerwerk zu tun hatten, bezeichnet ihn zwar als sympathisch und guten Redner, aber nicht als kompetent.

Da stellt sich die Frage: Wie kommt die Austria auf die Idee, Krisch zu engagieren? Es soll eine Freundschaft zwischen Krisch und Austrias sportlichen General Manager Peter Stöger geben, die in Wahrheit nicht existiert, von der Stöger gar nichts weiß. Er hält sich aus allen Dingen, die nicht zu seinen Aufgaben gehören, komplett raus. Andere sehen wieder den Vorsitzenden der Austria-Verwaltungsrats, Robert Zadrazil, als Drahtzieher. Er ist Vorstandschef der Bank Austria. Die ist Austrias Kreditgeber. Krisch arbeitete in einigen Funktionen bei der Bank Austria, bevor er an Viennas Insolvenz beteiligt war. Daher die Verbindung? Zadrazil sagt man auch nach, am Abschluss mit dem neuen strategischen Partners Insignia mitgewirkt zu haben. Der stellte bisher die Bankgarantie, dass die Austria die Lizenz bekommen konnte. Aber mehr kam bisher nicht. Man muss derzeit wirklich Angst haben um die Austria. Dass Kraetschmer nach den roten Zahlen in zweistelliger Millionenhöhe hinterfragt und intern angezweifelt wurde, kann nicht wirklich überraschen. Aber warum bekam er dann von zwei Wochen einen  neuen Job als Geschäftsführer der Austria in der mit Insignia gegründeten gemeinsamen Vermarktungsgesellschaft dazu?

Die Personalie Krisch kann den Zweifel am Aufschwung in Violett nicht beseitigen. Eher das Gegenteil.

 

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.

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