Mit Weisheit gebaut, mit Klugheit regiert. Das steht über dem Kamin im Stadtsenatsaal des Wiener Rathauses, wo es Freitag die erste gemeinsame Pressekonferenz von Austria und Rapid vor einem Derby seit mehr als einem Jahrzehnt gab. Die auch deshalb bemerkenswert war, weil es Bürgermeister Michael Ludwig als Hausherr sich nicht nehmen ließ, die zu eröffnen und danach auf einem „Stehplatz“ interessiert zuhörte, worüber in 35 Minuten gesprochen wurde. Etwa von einer gemeinsamen Arbeitsgruppe unter Einbeziehung des Innenministeriums, die bisher dreimal tagte, um Skandalszenen wie bei den letzten Derbys zu verhindern. Am Ende sagte Ludwig „sehr gut“ zur genau nach Protokoll gezeigten Einigkeit, die Austrias Finanzvorstand Harald Zagiczek mit „ja zu Rivalität und Wettkampf, aber nein zu Feindschaft und Hass“ beschrieb. Zum Gruppenbild am Ende stellten sich mit Ludwig die Präsidenten von Austria und Rapid, Kurt Gollowitzer und Alexander Wrabetz, Zagiczek, Austrias Trainer Christoph Helm, Rapids Geschäftsführer Steffen Hofmann und Trainer Robert Klauß. Die Sportchefs Manuel Ortlechner und Markus Katzer waren ebenfalls im Rathaus, schafften es aber aus irgendeinem Grund nicht mit auf das Foto.
Klauß gestand, dass Pressekonferenzen eigentlich nicht sein Ding sind, aber in dem ungewohnten, festlichen Ambiente fühlte er sich wohl. Obwohl er wusste, dass es nur durch die Krawallszenen vom September dazu kam. Einig waren sich Klauß und Helm auch über die klare Spielweise ihres Derbygegners, die es möglich mache, sich gut darauf einzustellen. Wem dies besser gelingen wird? Helm stimmte auch Klauß zu, der trotz 1:3-Heimpleite gegen Wolfsberg nichts von einem verpatzten Start Rapids hören wollte: „Ein Spiel ist noch kein Start!“ Sonntag gibt es die Chance, das zu beweisen. Der Austria gelang als Erfolg vor dem 344. Derby die Vertragsverlängerung mit der 17 jährigen Mittelfeldhoffnung Philipp Maybach. Aber „nur“ bis 2028. Maybach hat mit Ex-Teamstürmer Marc Janko einen mehr als kompetenten Berater, der garantiert genau beobachten wird, wie sehr die Austria künftig auf Maybach setzen wird. Im letzten August war er beim 1:1 in Hartberg mit 16 Tagen, acht Monaten und vier Tagen der jüngste Austria-Spieler seit Gründung der Bundesliga vor 51 Jahren.
Am Tag vor dem Derby gastiert Tabellenführer Sturm beim Dritten, Rapid-Bezwinger Wolfsberg. Die Devise von Trainer Jürgen Säumel: Mehr Zielstrebigkeit bei den Angriffen als beim 2:2 gegen die Austria. Salzburg-Tormann Alexander Schlager steht gegen WSG Tirol vor seinem 200. Einsatz in der Bundesliga, in den letzten zwei blieb er erstmals in dieser Saison zweimal in Folge ohne Gegentor. Beim Kampf um den ersten Sieg nach der Rückkehr vn Trainer Thomas Letsch steht vielleicht der Israeli Oscar Gloukh nach seinem Handbruch wieder zur Verfügung. Blau Weiß Linz kann im Fernduell um Platz sechs dem Stadtrivalen mit einem Heimsieg gegen Altach etwas vorlegen. Der LASK spielt erst Sonntagnachmittag in Graz gegen den GAK. Sturm und Salzburg kennen ihre Gegner in Achtelfinale der Youth League: Sturm empfängt Titelverteidiger Olympiakos Piräus, Salzburg Rapid-Bezwinger Atletico Madrid. Dieses Duell gab es vor acht Jahren auf dem Weg zum Salzburger Youth League-Triumph. Steigen Sturm und Salzburg ins Viertelfinale auf, würden sie aufeinandertreffen.
Foto: SK Rapid/Widner.
