Eishockey

Vorzeige-„Büffel“ Trattnig hinterlässt große Lücke

3:1 für die Vienna Capitals im siebenten Spiel der Semifinalserie in der EBEL-Liga gegen Red Bull Salzburg- Damit heißt das Finale zum vierten Mal Vienna Capitals gegen KAC. Das erste endete 2005 mit dem ersten Titel der Capitals unter Jim Boni, das zweite 2013 mit den Klagenfurter Rotjacken als 4:0-Sieger, das dritte 2017 mit dem gleichen Resultat für die Capitals. Schon Sonntag ab 14 Uhr geht´s in Kagran los, wo Freitag Abend eine große Karriere in Österreichs Eishockey endete. Leder war er Matthias Trattnig nicht vergönnt, seinen 40. Geburtstag am 22. April, dem Tag des vierten Finalspiels,  mit seinem siebenten EBEL-Titel zu feiern. Die Nummer 51 im Bullendress mit dem C auf der Brust wird es nicht mehr geben. Das hinterlässt eine große Lücke..

Mit 16 wagte der in Graz geborene Trattnig den Sprung nach Nordamerika. Er spielte für die University of Maine, wechselte  dann nach Schweden zur Djurgardens, nach Deutschland zu den Kassels Huskies, nochmals zurück über den großen Teich in die American Hockey League zu Syracuse, ehe er 2005 in Salzburg landete und 14 Jahre blieb. Beim besten Klub Österreichs, vielleicht sogar Europas, wie er beim Abschied behauptete. Bei 14 Weltmeisterschaften trug er den Teamdress, die größten Highlights waren Olympia 2002 und 2014. Er begann die Karriere als Flügel, wurde dann aber zum dominanten Verteidiger. So wie der „Büffel“, wie er irgendwann wegen seines Laufstils genannt wurde, die Rolle interpretierte. „Der spielt ja im Mittelfeld“ meinte einmal Thomas Vanek lächelnd bei einer Weltmeisterschaft. Andere nannten ihn Stürmer mit Anlauf. Egal: Er war auf jeden Fall ein Vorzeige-Büffel, ein Vorbild für die Jugend.

Vor allem einer, der immer etwas interessanten zu sagen hatte. Zu seiner Meinung stand, auch wenn es manchen nicht gefiel. Auch als er vom Niveaurückgang in der Liga sprach, weil zu viele der nordamerikanischen Legionäre inzwischen nicht mehr aus de zweiten, sondern aus der dritten Liga kommen. Das spektakuläre Tor, der entscheidende Sieg, das sah Trattnig immer nur als Endprodukt: „Es sind die täglichen Siege, die dich zu einem Winner machen.“ Damit meinte er den Trainingstag mit Ergometer, einem gutem Eistraining und Kraftkammer. Dann fühlt er sich am Weg nach Hause gut. Und er verlangte als Kapitän nichts, was er nicht selbst zu geben bereit war: „Wer Leader sein will, muss bereit sein, sich die Hände schmutzig machen.“ Daran hielt er sich.

Trattnig hätte es mit 40 noch immer darauf, im Mai in Bratislava seine 15.WM für Österreich zu bestreiten. Als Roger Bader Teamchef wurde, nahm er auch Kontakt zu Trattnig auf, um auszuloten, wie die Chancen zum Rücktritt vom Rücktritt als Teamspieler stehen. Der Vorzeige-Büffel war ehrlich erfreut über das Interesse, aber dann hatte doch die Zeit für Frau Pia und seine drei Töchter Vorrang. Zudem wuchs Trattnig immer mehr in die Rolle des Hoteliers, der den elterlichen Vorzeigebetrieb in Maria Wörth am Wörther See jetzt endgültig übernimmt: „Vor 20 Jahren hat das Profi-Leben anders funktioniert“, erinnert er sich zurück, „weil die Gesellschaft anders funktioniert hat. Befehlsausgabe kannst du heute nicht mehr bringen. Als Chef musst du  heute diplomatisch sein, um zum selben Ergebnis zu kommen. Es braucht positive Anreize für die Angestellten, damit sie ihren Job gerne machen. Du musst ihnen die Chance zur Weiterentwicklung  geben. Damit sie davon profitieren, die Gesamtheit und in dritter Linie auch der Chef.“ Daran wird er sich bei der nächsten großen Herausforderung nach dem Eishockey halten. Beim großen Umbau des Viersternehotels Linde in Traumlage auf der Halbinsel von Maria Wörth.

Ein Sieger am Freitag in Kagran war irgendwie auch Bader. Weil Salzburg weit mehr Teamkandidaten hat als die Capitals, die dem Schweizer ab nächste Woche für die WM-Vorbereitung zur Verfügung stehen. Angefangen von seinem Kapitän Thomas Raffl über Verteidiger Dominique Heinrich, Alexander Pallestrang, Layne Viveiros bis zu Raphael Herburger, der bei Bader Center spielt, Florian Baltram, Alex Cijan,  Alex Rauchenwald, Michael Schiechl, Mario Huber bis zu Tormann Lukas Herzog.

Foto: © FOTObyHOFER/CHRISTIAN HOFER.

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