Fußball

Warum Teamchefwechsel, selbst zu Jogi Löw, während Qualifikation nichts bringt

So wie Österreichs Teamspieler am Abend zuvor am Rasen des Sammy Ofer-Stadions in Haifa meist Verspätung hatten, so passierte es auch am Sonntag am Flughafen Tel Aviv: Abflug mit einer Stunde Verspätung, ebenso die Ankunft in Wien. Der Unterschied: Samstag waren sie daran schuld, Sonntag nicht. In Wien sah sich speziell der Teamchef einem medialen Gewitter ausgesetzt. Das Franco Foda sicher nicht unvorbereitet traf. Den Vorwurf, dass die Mannschaft sowohl beim 2:0 in Moldau als auch 2:5 in Israel unter ihren Möglichkeiten blieb, muss er sich gefallen lassen. Ebenso den, falsche personelle Entscheidungen getroffen zu haben. Aber man kann Foda nicht für die vergebenen Chancen verantwortlich machen und die individuellen Fehler in der Defensive, die zu israelischen Toren führten. Und nicht dafür, dass Israel mit Ofir Marciano den besseren Tormann hatte als Österreich mit Daniel Bachmann. Soviel Fairness muss sein.

Die Foda-Kritiker würden am liebsten am Montag das Treffen des Wahlkomitees, in dem die neun Landesverbandspräsidenten und die Bundesliga über mögliche Kandidaten zur Nachfolge von ÖFB-Präsident Leo Windtner beraten, auch zu einer Teamchefdebatte machen Mit der Frage, ob man sich von Foda noch während der Qualifikation, also vor den entscheidenden Play-off-Spielen um das WM-Ticket im März 2022 trennen soll. Ob das die Garantie wäre, dass die Mannschaft ständig Leistungen wie bei der  Europameisterschaft gegen die Ukraine und Italien bringt oder noch bessere? Sicher nicht. Und in Wahrheit bietet sich kein Nachfolgekandidat an. Zu glauben, man könne einen der erfolgreichen österreeichischen Trainer im Ausland bekommen, sprich Oliver Glasner von Eintracht Frankfurt, Ralph Hasenhütt von Southampton, Adi Hütter von Borussia Mönchengladbach oder Peter Stöger von Ferencvaros, wäre blauäugig. Für die Play offs einen Ausländer zu engagieren, der die Mannschaft nicht kennt, wäre geradezu eine Schnapsidee. Selbst wenn es Absichten geben sollte, Jogi Löw, den deutschen Weltmeister-Teamchef von 2014, eine Rückkehr nach Österreich schmackhaft zu machen. Klubtrainer war Löw beim FC Tirol, mit dem er 2002 vor dem Konkurs Meister wurde und 2003/04 bei Austria. Zuvor beim VfB Stuttgart 1996 auch Trainer von Foda.

Egal, was man gegen Foda ins Treffen führen will, er hat seine Ziele bisher erreicht. Die EM-Qualifikation, Österreichs ersten Sieg bei der Endrunde, den Aufstieg ins Achtelfinale, zuvor den Gruppensieg in der Nations League und den Aufstieg. Und deshalb lebt die Chance auf das WM-Ticket nach der zweiten  schlimmen Niederlage unter Foda in Israel. Die Rekordteamspieler Andi Herzog  im ORF-Sport am Sonntag auch darauf zurückführt, dass Österreich nach Großereignissen schwer in den Alltag findet. Da sprach Herzog aus eigener Erfahrung: Auf die WM 1990 in Italien folgte das 0:1 gegen die Färöer in Landskrona.

Egal wer am 17. Oktober in Velden zum Nachfolger von Leo Windtner gewählt werden soll, er wird von ihm die Diskussionen um den Teamchef erben. Daran werden die nächsten drei Qualifikationsspiele am Dienstag gegen Schottland im Happel-Stadion, in Torshavn gegen die Färöer und in Kopenhagen gegen Dänemark nichts ändern. Fodas Vertrag läuft bis zum Ende der Qualifikation, zu der auch die Play-offs gehören und würde sich bei einem Erfolg biszur Wüsten-WM in Katar automaisch verlängern. Also käme eien Trennung nic gerade billig.

Aber wer wird sich mit der Teamcheffrage beschäftigen müssen? Burgenland Verbandspräsident Gerhard Milletich als interner Kandidat oder die externen, sprich Ex-Rapid-Präsident Michael Krammer oder Roland Schmid, der Samstag auf Mallorca in den Stand der Ehe trat? Wie man in den letzten Tagen hörte, würde sich der 45 jährige Unternehmer einer Kampfwahl gegen Milletich stellen, soll die Bundesliga ebenso für ihn eintreten wie Tirols Verbandspräsident Sepp Geisler.

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.

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