Fußball

Warum Franco Foda seine Karten beim Debüt nicht aufdecken kann: „Wir werden gut spielen“

Die Probleme des Nachbarn Schweiz hätte Österreichs Fussballteam derzeit gerne. Denn bei den Eidgenossen geht es um die Begleitumstände des elften WM-Tickets, des vierten hintereinander, das im Play-off gegen Nordirland nicht überzeugend, aber doch gelöst wurde. Dank eines falschen Elferpfiffs des rumänischen Schiedsrichters Ovidiu Hategan zum 1:0 in Belfast. Das Retourspiel in Basel endete Sonntag mit 0:0 und einem Pfeifkonzert gegen Benfica-Stürmer Haris Seferovic wegen vergebener Chancen, als er knapp vor Schluss ausgetauscht wurde. Seferovic, der vier Tore und drei Assists zur Qualifikation beitrug, brach danach in Tränen aus, seine Freundin Amina beschimpfte die Fans mit den Worten „man sollte den Ahnungslosen ihr dreckiges Maul stopfen“, Verbandschef Peter Gillerion  meinte einen Tag danach, die Schweizer Zuschauer sollten einiges dazulernen, mit dem „Blick“ schlug sich die auflagenstärkste Zeitung des Landes auf die Seite der Nati. Wenn man in sieben Monaten zur Weltmeisterschaft nach Russland fliegt, ist das zu verkraften. Auch Italien hätte solche Probleme gerne. Aber seit Montag Abend ist die nationale Fußballapokalypse perfekt: Nur 0:0 gegen Schweden in Mailand, damit der vierfache Weltmeister im Play-off mit 0:1 gescheitert, erstmals seit 1958 nicht bei der Endrunde dabei. Für die 39jährige Tormannlegende Gianluigi Buffon war sein 175.Länderspiel sein letztes. Vorbei die Hoffnung auf den Rekord von sechs WM-Teilnahmen,

Für Österreich  geht es hingegen im letzten Spiel des Jahres nur um einen Neustart unter dem neuen Teamchef Franco Foda. Gegen Uruguay werden bei der Premiere des neuen Puma-Heimdress mit abstrakter Alpenlandschaft auf rotem Grund, Bundeswappen auf der Brust und dünkleren Ärmeln  (Bild oben mit Kevin Danso, Marko Arnautovic und Aleksandar Dragovic) wohl nicht mehr als 15.000 Zuschauer im Happel-Stadion das Team unterstützen. Es tut auch weh, wenn Schweden, vor zwei Jahren in der Qualifikation von Österreich klar geschlagen, erstmals seit 2006 bei der WM dabei ist, zudem am selben Abend Österreicher-Bezwinger Irland in Dublin gegen Dänemark um seine WM-Chance kämpft, die nach dem 0:0 in Kopenhagen groß ist. Uruguay, der Zweite der südamerikanischen WM-Qualifikation hinter Brasilien, bedeutet schon einen harten Brocken, den Foda seinen Spielern Montag Vormittag via Video zeige. Dafür bürgt schon Edson Cavani, der  bekannte Torjäger von Paris St. Germain. Aber auch Atleticos Madrids Abwehrspieler Jose Maria Gimenez, Rodrigo Bentacur von Juvenus Turin sowie Matlas Vecino von Inter Mailand im Mittelfeld, vorne PSV Eindhoven-Stürmer Gaston Pereiro haben internationale Klasse. Im Vergleich zum 0:0 gegen Polen in Warschau am Freitag sind wieder Kapitän und Abwehrchef Diego Godin (Atletico Madrid) sowie Christian Stuari, einer der zwei Torschützen von Spaniens Aufsteiger Girona bei der 2:1-Sensation gegen Real Madrid, dabei. Daher muss schon mindestens eine Leistung wie beim 3:2 gegen Serbien im letzten Heimspiel unter Marcel Koller her, um bestehen zu können. Die letzten Partien eines Jahres endeten für Österreich nur dreimal ohne Niederlage: 2013 unter Koller mit einem 1:0 gegen die USA, 2007 mit einem 0:0 gegen Tunesien, letztes Jahr mit einer stimmungslosen Nullnummer gegen die Slowakei. Ansonst nur Niederlagen. Mitunter klare wie das 1:5 gegen den damaligen Welt-und Europameister Spanien 2010 oder drei Jahre später das 0:3 gegen die Elfenbeinküste in Linz.

Foda gab sich vor der Premiere als Optimist: „Ich bin sicher, wir werden gut spielen!“ Er traut seiner neuen Mannschaft auf Grund der Eindrücke im Trainingslager Marbella durchaus  einen Sieg zu: „Jeder, der dabei war, hätte es verdient, zu beginnen. Aber es können nur elf sein.“ All zu viel Neues sollte man  nicht erwarten, Foda kann jetzt seine Karten noch nicht aufdecken. All zu viel gleich zu Beginn zu verändern, tut nicht gut. Auch weil Stammspieler wie David Alaba oder Sebastian Prödl fehlen. Und weil sich Foda erst im Jänner vermehrt um die Spieler kümmern, sich ein genaueres Bild davon machen kann, warum Legionäre bei ihren Klubs nicht zur ersten Wahl zählen. Fast unerwartet, sollte er das Team schon im 3-4-2-1, wie er es mit Sturm Graz praktiziert, agieren lassen. Sondern eher mit Viererabwehr. Ein Comeback von Kevin Wimmer im Abwehrzentrum neben Dragovic würde Sinn machen, da Wimmer jetzt bei Stoke Spielpraxis hat, als Linksfuss besser zu Dragovic passt als Rechtsfuss Danso. Mit dem Ausfall von Michael Gregoritsch wegen einer Sprunggelenksverletzung fehlt eine Alternative in der Offensive. Trotzdem sieht Foda dort Varianten genug. Von seinen vier Vorgängern gewann nur Didi Constantini sein erstes Match, präsentierte damals beim 2:1 gegen Rumänien  in  Klagenfurt auch einige Neuerungen. Die Debütanten Yasin Pehlivan und  Daniel Beichler, die Rückkehr von Austrias Verteidiger Manuel Ortlechner nach drei Jahren. Der einzige Neue bei  Koller zwei Jahre später bei seinem Debüt, dem 1:2 gegen die Ukraine in Lemberg: Robert Almer im Tor. Eine sehr gute Entscheidung für die nächsten Jahre.

Alle sind  auf Fodas erste Aufstellung gespannt. Was machen wir mit dem Ball, wie spielen wir gegen den Ball, was machen wir, wenn wir den Ball verlieren, was wenn wir ihn erobern – das alles wurde in Marbella trainiert und besprochen. Abwarten, wie das Umsetzen klappt. Man sollte von dem Match gegen Uruguay nicht zu viel für die Zukunft ableiten, wie es mit der Ära Foda weiter geht. So sah es auch  Kapitän Julian Baumgartlinger. Die Stunde der Wahrheit  schlägt erst im Herbst 2018 mit der Nations League. Baumgartlinger weiß, was die Aufgabe bis dahin ist: Den Anfangselan, den es bei neuen Trainern immer gibt, mitnehmen, durch gute Leistungen und Resultate die Fans zurückholen. Uruguay sollte der erste Schritt in die richtige Richtung sein. Die tipp 3-Quoten sehen Österreich als Außenseiter. Am meisten könnten Wetter mit einem Unentschieden (Quote 3,20) verdienen.

465 Minuten vor dem Anpfiff im Happel-Sadion gibt es den für Österreichs U 21 in Skopje gegen Mazedonien. Dort geht es um wesentlich mehr, um das Wahren der Chance in der EM-Qualifikation. Der Austrianer Dominik Prokop steht nach seiner Knieverletzung wieder zur Verfügung. Die Devise, die Teamchef Werner Gregoritsch seiner Mannschaft um Kapitän Konrad Laimer mitgab: „In sechs Spielen kann noch sehr viel passieren“.

 

 

 

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Foto: ÖFB.

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