Fußball

Warum kapitulierte der ÖFB vor Rangnick?

Fünf Tage vor dem „Bullenduell“ gegen Österreichs Meister in der Europa League gelang RB Leipzig im dritten Anlauf der erste Saisonsieg in der Bundesliga, schoss beim 3:2 gegen Hannover ein Tor mehr als in den zwei Partien zuvor zusammen. Ohne Stürmer Jean Kevin Augustin, mit dem Trainer Ralf Rangnick eigentlich geplant hatte. Aber dann sass der Franzose in schwarzer Jacke mit Glitzersteinchen auf der Tribüne. Denn Leipzig bekam am Spieltag noch von der Liga eine Warnung: Spielt Augustin, droht eine Strafverifizierung für Hannover.

Denn Augustin hatte der französischen U 21 wegen muskulärer Probleme abgesagt. Aber er trainierte weiter bei Leipzig, bestritt auch ein belangloses Testspiel.  Der französische Verband ließ sich das nicht bieten, wandte sich mit einer Beschwerde an den Weltverband FIFA. Der teilt nicht Rangnicks Ansicht, wonach nur für das Nationalteam Abstellpflicht besteht, nicht für die Nachwuchsauswahlen.  Ein dementsprechendes FIFA-Rundschreiben erging bereits vor drei Jahren. Demnach beginnt mit dem Termin des Pflichtspiels, für den ein Einberufener absagt, eine fünftägige Schutzsperre. Die lief für Augustin erst Sonntag ab Gegen Red Bull Salzburg darf er Donnerstag spielen. Rangnick machte aus seinem Ärger kein Geheimnis: „Wir haben mit allen Verbänden, denen wir Speiler abstellen sollten, Kontakt aufgenommen. Nur die Franzosen haben nicht reagiert.“

Kontakt gab es auch mit dem österreichischen Verband. Wegen Konrad Laimer. Der Mittelfeldspieler  stand bei Teamchef Franco Foda auf  der Abrufliste, sollte in der U 21 gegen Armenien und Gibraltar spielen. Doch der Ex-Salzburger teilte mit, sich noch nicht fit genug zu fühlen, obwohl er zuvor bei Leipzigs 1:1 gegen Fortuna Düsseldorf auf der Bank sass. Und Rangnick garantiert keine Spieler als Joker aufbietet, der nicht fit ist So wie Augustin, der gegen Fortuna 70 Minuten im Einsatz war, trainierte Laimer in Leipzig, war ebenfalls beim Testspiel in Aktion. Aber der ÖFB ließ sich das bieten. Es gab keine Meldung an die FIFA. Und daher konnte Laimer Samstag gegen Hannover nach 60 Minuten, als es 2:1 für Leipzig stand, eingewechselt werden. Ohne dass eine Strafverifizierung drohte.

Jetzt stell sich die Frage, wer beim ÖFB für die Kapitulation vor Leipzig und Rangnick zuständig oder verantwortlich ist. Eine Entscheidung von Sportchef Peter Schöttel oder einer ihm übergeordneten Stelle? Man kann vermuten, warum das alles so passierte. Durchaus möglich, dass man nicht den guten Kontakt mit Red Bull-Chef Didi Mateschitz auf´s Spiel setzen wollte, wenn man gegen einen Klub von ihm etwas unternimmt. Dabei wird´s dem Steirer Mateschitz sicher nicht gefallen, wenn sein Klub Spieler für sein Heimatland nicht abstellt. Die Frage bleibt, ob er davon informiert war. Zu 99 Prozent nicht.

Die zweite mögliche Begründung: U21-Teamchef Werner Gregoritsch braucht trotz der zwei Pflichtsiege Laimer als Verstärkung für die Spiele gegen Serbien und Russland, um Platz zwei zu halten, ins Play-off um ein Ticket zur Europameisterschaft 2019 zu kommen. Daher wollte man kein Porzellan zerschlagen. Das hat auch etwas sich. Falsch ist der Hinweis, dass ein „Fall Laimer“ eigentlich auch in Salzburg passierte. Hannes Wolf sagte der U 21 wegen Achillessehnenproblemen ab, war zwar Samstag wieder fit genug, um beim 3:1 in St. Pölten ein Tor zu erzielen und eine starke Leistung zu bieten. Der Vergleich hinkt aber: Denn Wolf pausierte im letzten Match vor der Länderspielpause, konnte seine Verletzung  inzwischen auskurieren.

Aber durch die Entwicklung um Laimer weiß jetzt jeder Klub: Ein Spieler kann beim ÖFB absagen, ohne wirklich verletzt zu sein. Und muss keine Konsequenzen befürchten. Wobei man Laimer zugestehen muss, dass diese Entscheidung nicht er selbst traf, sondern der als Trainer und Sportvorstand sehr mächtige Rangnick. Dessen Befehlen sich zu widersetzen, kann sich der 21jährige in seiner zweiten Saison bei Leipzig nicht erlauben. Sein Vertrag läuft noch drei Jahre.

 

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