Fußball

Warum Kreissl die neue Sturm-Säule noch im Talon lässt

Nicht nur Rapid-Fans wundern sich, dass Winterkönig Sturm und sein Sportchef Günter Kreissl auf den Wechsel seines griechischen Linksverteidigers Charalampos Lykogiannis zu Cagliari mit dem Kauf von drei Neuen reagierten und Grün-Weiß bei zehn Punkten Rückstand auf Platz eins und den eigenen Ansprüchen trotz diverser Dinge, die verbessert gehören, personell nichts anderes tat als mit Thomas Schrammel einen wertvollen Kaderspieler in Richtung Graz ziehen zu lassen: „Wir brauchen bessere Resultate, eine bessere Chancenverwertung, mehr Kontinutität und eine bessere Heimbilanz“, bekannte Sportchef Fredy Bickel bei der Ligapräsentation in der Wolke 21 im Wiener Saturn-Tower. Dort hätte eigentlich Kreissl nach seinem Dienstag-Coup mit der Rückkehr von Jakob Jantscher und der Ausleihe von Bright Edomwonyi auf Wolke sieben schweben können. Aber er tat es nicht. Salzburgs Sportchef Christoph Freund gratulierte ihm zu guten Transfers mit starken Spielern: „Wir wären sehr zufrieden, wenn wir Sturm erst in der letzten Runde überholen, wieder Platz eins erobern könnten“. Aber das ändert nichts an der  Zielsetzung des  Tielverteidigers, das fünfte Double hintereinander zu schaffen, was historisch wäre. Die Tipp 3-Quoten auf Salzburgs Meistertitel stehen nur auf 1,30, die auf eine Ablöse durch Sturm hingegen höher, auf 3,00 (siehe unten). Wer 10 Euro auf Rapid setzt, würde 300 bekommen, wenn das Hütteldorfer Meisterwunder passiert.

Als Tormann bei Austria, Admira, Vienna und DSV Leoben war Kreissl bei den Medien nie so gefragt wie jetzt, 13 Jahre später, mit 43 als Sportchef unter dem Grazer Uhrturm, der es wirklich gut macht. Er wertete seinen Dienstag-Coup nicht als Kampfansage in Richtung Salzburg, sondern als Signal zur Weiterentwicklung von Sturm: „Wir wollen uns auf Dauer in der Spitze festsetzen.“ Die Weiterentwicklung am grünen Rasen soll nach den Ideen des neuen Trainers Heiko Vogel in Richtung von mehr Ballbesitz und etwas mehr Offensive mit einem 4-1-4-1 statt eines 5-3-2 wie noch im Herbst mehrmals erfolgreich unter Franco Foda  gehen. Und Jantscher ist dabei als Säule für die nächsten dreieinhalb Jahre vorgesehen. Eine Säule, die Kreissl aber vorerst noch im Talon läßt. Einerseits hat Jantscher etwas Nachholbedarf, weil Fitnesstraining in Eigenregie etwas anderes ist als eine Vorbereitung mit der Mannschaft zu absolvieren. Andererseits geht es da um den Streit zwischen Jantscher und seinem Ex-Klub Rizespor, der vor der FIFA ausgetragen wird. Bevor die nicht ein Urteil für den 29jährigen fällt, will Kreissl den Einsatz nicht riskieren, selbst wenn Jantscher die Spielbewilligung zuvor in Händen hat. Denn geht wider Erwarten der Prozess für den türkischen Zweitligisten aus, würden Sturm alle Punkte mit Jantscher aberkannt werden. Kreissl: „Wir erwarten eine positive Entscheidung in den nächsten drei Wochen.“ Die Expertise von Sportanwalt Wolfgang Rebernig macht ihm Hoffnungen.

Kreissl redete über das Aufrüsten, für das Sturm nicht tief in die Tasche greifen musste. Ernst Baumeister hingegen, Admiras Trainer und Sportchef in Personalunion, von einem bevorstehenden Abschied: „So wie es aussieht, könnte er bald weg sein“, sagte er in seiner sympathischen Offenheit zur Personalie Christoph Knasmüllner, „das könnte sich noch heute ausgehen.“ Knasmüllner ließ sich von allen sportlichen Argumenten gegen den Transfer zu Barnsley, die ihm Baumeister noch einmal erklärte, nicht überzeugen.  Der englische Zweitligist sah ein, dass die Admira das Ablöseangebot von 100.000 Euro als Pflanzerei sehen muss, wenn doch im Knasmüllner-Vertrag schwarz auf weiß steht, dass er nur um 400000 mehr vorzeitig aussteigen kann. Auch Baumeisters Argument, ohne Ablöse könnte er sich im Sommer, wenn er dann vielleicht Torschützenkönig ist, noch besser verkaufen als zu einem Abstiegskandidaten der Championship, zog bei Knasmüllner nicht. Der 25jährige  fürchtet, ein so lukratives Angebot nie wieder zu bekommen. Das wiegt für ihn am meisten. Birgt aber ein großes sportliches Risiko in sich, beim „Kick and Rush“ von Barnsley unterzugehen. In Sachen Einkäufe muss die Admira kleinere Brötchen backen als Sturm im Titelkampf: Der 22jährige Abwehrspieler Jonathan Scherzer von der zweiten Mannschaft des FC Augsburg, die in der Regionalliga spielt, kommt in die Südstadt.

 

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