Jens Lehmann (Bild oben) galt schon zu aktiven Zeiten als Tormann von Schalke, Borussia Dortmund und Arsenal sowie der deutschen Nationalmannschaft bei der WM 2006 und der Europameisterschaft 2008 als Querdenker. Das ist er auch mit 50 Jahren geblieben. Und so sagte Lehmann, der selbst im März an Corona erkrankt und zwei Wochen in Quarantäne war, Anfang April im „Doppelpass“ auf Sport eins, er sehe nicht ein, warum man für den Rest der Saison vor leeren Tribünen spielen müsse statt vor reduziertem Publikum. Wenn man nur jeden vierten Platz besetzte, dann wäre der Abstand bei nur 20.000 Zuschauern in der Münchener Allianz-Arena oder in Dortmund genügend groß. Dafür wurde Lehmann heftig kritisiert. Dieser Tage setzte er nach: Er habe bis heute kein vernünftiges Gegenargument gehört. Man müsse das Land hochfahren, damit die Wirtschaftszweige, zu denen auch die Bundesliga gehört, überleben.
In Schwedens Liga denkt man offenbar ähnlich wie Mats Enquist, der „schwedische Christian Ebenbauer“ bekräftigte. Ab 14. Juni wird vor reduziertem Publikum wieder gespielt: „Wir wollen klar machen, dass Fußball ein Sport ist, der auf dem Platz und den Rängen gespielt wird.“ Man wisse, dass man sich derzeit vom Ziel, vor vollen Rängen zu spielen, verabschieden müsse, sei deshalb zu Kompromissen bereit. Und setzte auf die Eigenverantwortung der Fans: „Man sagt, das Virus ist nur auf zwei Meter ansteckend. Daher finden wir Lösungen, um Abstände zu schaffen!“
Was in Österreich passieren würde, wenn sich einer wie Jens Lehmann finden und diesen Vorschlag präsentieren und ihn Ebenbauer übernehmen würde? Irgendwann wird man um Diskussionen darüber nicht herum kommen. Spätestens, wenn zur Gewissheit werden sollte, dass auch die neue Saison ab September mit Geisterspielen beginnen soll. Denn auf Dauer kann es mit Ausnahme von Red Bull Salzburg und aktuell des LASK kein Klub auf Dauer überleben, keine Zuschauereinnahmen zu haben. Nur jeden vierten Platz im Stadion zu besetzen, was würde das in Österreich heißen: Für die größten Stadien wie in Salzburg und bei Rapid, etwa 7000 Zuschauer. Laut grün-weißem Geschäftsbericht machen die Zuschauereinnahmen pro Saison zwischen vier und fünf Millionen Euro aus. Bei reduziertem Publikum wäre der wirtschaftlichen Schaden noch immer vorhanden, aber nicht mehr so groß. In Graz könnten 4000 Besucher die Sturm-Spiele sehen, ebenso beim LASK, wenn er ins Linzer Stadion ausweicht. Und die Wiener Austria würde sogar 5000 in die Generali-Arena bringen.
Darüber nachzudenken, wie man dies umsetzen kann, muss auch in Zeiten wie diesen schon erlaubt sein. Bei Rapid, dem Klub mit den größten Zuschauerzahlen, gibt es auch schon eine Arbeitsgruppe,die sich damit als vorläufige Lösung für 2020/21 beschäftigt. Unter Einbeziehung von Experten.