Fußball

Warum Prosenik mit Absage Rapid geholfen hat

Wahre Aufbruchstimmung herrschte bei der Präsentation der 25. und vorerst letzten Saison der Zehnerliga im Park Royal Palace Hotel in der Schönbrunner Schloßallee ab Montag Abend nicht. Dass die Austria Trend Hotels der neue Partner der Bundesliga sind, was die Location in Nähe des berühmten Schloss Schönbrunn bewies, riss keinen vom Sessel. Die Journalisten der Printmedien  mussten sich wieder einmal verarscht vorgekommen sein: Genau um 17.45 mussten die Statements  der Ligaspitze, von Präsident Hans Rinner, der es sich einen Tag nach seinem Outing der Krebserkankung, deren Folgen nicht zu übersehen waren,  nicht nehmen ließ, nach Wien  zu kommen, und Christian Ebenbauer sowie der zehn Trainer beendet sein. Damit der ORF zur Damen-EM nach Holland schalten konnte. Danach kamen noch die zehn Kapitäne sozusagen als Draufgabe. Fragen danach, die es ja bei Pressekonferenzen normal geben dürfte, waren nicht mehr gefragt. Etwa zum TV-Vertrag der der neuen Zwölferliga ab 2018, bei dem es sich mehr spießen soll, als er der Liga recht ist.

Etwas wirkliche Neues war nicht zu hören. Salzburgs Trainer Marco Rose fürchtet, dass die Titelverteidigung schwerer wird als alle denken, glaubt auch, dass die Bundesliga doch eine höhere Kategorie ist als mit der U19 die europäische Youth League zu gewinnen, auch wenn er das zurecht als einzigartig  in Österreich betrachtet. Eine leise Kampfansage  an Salzburg traute sich nur Austrias Thorsten Fink zu, zumal alle seine Transferwünsche erfüllt wurden, wofür er Sportchef Franz Wohlfahrt explizit lobte. Bei vier Trainern hörte man die Angst durch, in den Abstiegskampf verwickelt zu werden: Bei Klaus Schmidt und Altach, Heimo Pfeifenberger nach dem „Umbruch“ bei Wolfsberg, Jochen Fallmann bei St. Pölten (offenbar sehr berechtigt wie 24 Stunden später das Cup-k.o.  mit dem 1:2 bei Austria Klagenfurt zeigte) und auch Gerald Baumgartner bei Mattersburg, obwohl die Burgenländer die zweitbeste Mannschaft im Frühjahr waren. Aber auch dort gab´s ja den Umbruch. Damir Buric konnte sich nicht recht vorstellen, mit der Admira in Nöte zu kommen,  aus Oliver Glasner sprach fast die Angst vor zu hohen Erwartungen an die Rückkehr des LASK,  eines schlafenden Riesen. Unter dem Motto: Wie kann man uns als Aufsteiger nur zutrauen, vielleicht um einen der fünf möglichen Europacup-Startplätze mitzuspielen…

Rinner lobte noch die Ausgeglichenheit der vergangenen 24 Saisonen mit Zehnerliga. Red Bull Salzburg sei mit acht Meistertiteln die Ausnahme, ansonst  spreche die Ausgeglichenheit mit je drei Titeln für die Wiener Austria, Austria Salzburg, Rapid, Sturm Graz und den FC Tirol mit der einmaligen Ausnahme des GAK unter Walter Schachner  für die Ausgeglichenheit und Qualität. Die man auch hinterfragen kann, wenn man sich ansieht, wie groß der Vorsprung von vielen der 24 Meister war. Die Frage, warum man dann etwas bewährtes unbedingt ändern müsse, durfte nicht mehr gestellt werden.

Interessant war, was man am Rande erfuhr. Etwa, dass Philipp Prosenik allen Versuchen von Rapid, ihn los zu werden, mit seinem Nein zu St. Pölten eine Absage erteilte. Und damit die Bemühungen von Sportchef Fredy Bickel seinen tunesischen Wunschstürmer aus Kuwait zu holen, erschwerte. Egal, ob es Proseniks Entscheidung war, es doch bei Rapid zu versuchen oder die seiner Berater Christian Sand und Josef Michorl, weil er in einem Jahr dann kostenlos frei wäre, sie verdient Respekt. Und hilft vielleicht sogar Rapid, einen Fehler zu begehen, obwohl die Frühjahrssaison des 23jährigen Prosenik keine Empfehlung für eine Rückkehr nach Hütteldorf war.

Aber  Joelinton wird nur noch eine Saison bei Rapid sein. Der 20jährige Brasilianer gehört zu einem Spielerpool, den Hoffenheim gemeinsam mit der deutschen Rogon-Agentur schuf, um  damit Geld zu verdienen. Mit dem 20jährigen Joelinton wird das besser gelingen als mit  Rapids ehemaligen Tormann Marko Maric, der bei den Amateuren von Hannover 96 gelandet ist. Oder mit Austrias Verteidiger Christoph Martschinko. Kurzum, Rapid wird sich die Summe zum endgültigen Bewerb von Joelinton nicht leisten können. Er erzielte letzte Saison nur ein Tor mehr als  Prosenik bei Wolfsberg und der Georgier  Giorgi  Kvilitaia bei Grün-Weiß. Aber der ist sehr verletzungsanfällig. Kam schon mit lädierten Adduktoren nach Wien, ist derzeit nach einem Adduktoreneinriss noch nicht voll belastbar. Nur zur Erinnerung: Kvilitaia, dem Ex-Sprotchef Andreas Müller einen Vertrag bis 2020 gab,  fehlte letzte Saison 95 Tage oder 16 Spiele. Das ist nicht gerade wenig. Auch Matej Jelic, drei Jahre älter als Prosenik, läuft praktisch von einer Verletzung in die andere. Allein letzte Saison war er 149 Tage ausser Gefecht, stand bei 22 Spielen nicht zur Verfügung. Und Alex Sobczyk, mit 20 Jahren drei jünger als Prosenik und derzeit bei Trainer Goran Djuricin höher im Kurs, muss erst einmal beweisen, ob er auch in der Bundesliga Tore erzielen kann. Prosenik hat das schon gezeigt. Ob es angesichts dieser Tatsachen für Rapid nicht besser wäre, auf ihn zu setzen statt auf Kvilitaia oder Jelic?

Foto: © FOTObyHOFER/CHRISTIAN HOFER.

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