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Warum verhinderte Austrias Aufsichtsrat nicht das violette Lizenz-Debakel?

Vor zwei Jahren bekam die  Austria die Lizenz nur mit Auflagen, aktuell bei über 70 Millionen Euro Verbindlichkeiten aus finanziellen Gründen verständlicherweise in erster Instanz gar nicht. Ein noch größerer Imageschaden als die sportliche Talfahrt. Alle anderen elf Vereinen der Bundesliga erteilte der Senat fünf der Bundesliga unter Vorsitz von Rechtsanwalt Thomas Hofer Zeni die Lizenz in erster Instanz. Aber das Fazit von Ligavorstand Christian Ebenbauer hieß danach, dass für die Saison 2021/22 in Bundesliga und zweiter Liga derzeit nicht die benötigen 28 Vereine vorhanden sind. Sondern nur 25. In der obersten Spielklasse fehlt die Austria, in der zweiten sind die Young Violets und Austria Lustenau ohne Zulassung. Die aus den Regionalligen die zweiten Mannschaften von Sturm Graz und Wacker Innsbruck sowie Hertha Wels erhielten. Der Austria bleiben acht Tage Zeit, um Einspruch einzulegen, das Protestkomitee entscheidet am 27. April. Falls auch das keine Lizenz erteilt, bleibt noch der Gang vor ein unabhängiges Schiedsgericht. Ende Mai sollte auch die letzte Instanz ein Urteil fällen.

Eineinhalb Jahre lang oder noch länger suchte die Austria einen startegischen Partner, präsentierte ihn an 4. März in der Generali Arena mit dem international agierenden Unternehmen Insignia (Bild oben). Was hat das gebracht? Fünf Wochen später keine Lizenz. Eine ganz schlimme Entwicklung für den Traditionsklub. Wie gemunkelt wird, bekamen die Prüfer  der Austria, die PWC-Wirtschaftskanzlei (PrincewaterhouseCoopers) nicht die nötigen Unterlagen, um einen unbedenklichen Bescheid über Jahresabschluss und das kommende Budget ausstellen zu können. Also blieb dem Senat nichts anders übrig, als die Lizenz zu verweigern. Seit Tagen wurde gemunkelt, dass Insignia die vertraglich festgelegte erste Rate nicht überwiesen hat Bund deshalb die Lizenz wackelt. Das wäre eine nachvollziehbare Begründung. Aber warum konnte es so weit kommen? Natürlich steht AG-Vorstand Markus Kraetschmer dafür in der Verantwortung nehmen. Aber auch andere. Denn der AG-Aufsichtsrat hat den Abschluss mit Insignia einstimmig abgesegnet.  Die Verhandlungen mit dem strategischen Partner begleiteten zudem eine Rechtsanwaltskanzlei sowie die Ernst & Young Corporate Finance GmBH. Wie konnten die sich alle von Insignia täuschen lassen? Sehr provokant ließ Dienstag Abend Luka Sur, der Sohn von Insignia-Präsident Michael Surguladze, via Instagram die Austria-Fans wissen, es gehöre nicht zu Insignias Aufgabe, die Lizenz zu sichern.

Die ganze Entwicklung ist ein noch größeres Rätsel, wenn man weiß, wer im violetten Aufsichtsrat sitzt. Das ist ja fast die Creme de la Creme, eine geradezu elitäre Gruppe, aus der Wirtschaft. Vom ehemaligen Vizekanzler Josef Pröll abwärts. Da sind Spitzenkräfte der Wien-Holding, der Burgenland-Energie, von Magenta Telekom, der Rewe-Gruppe, vom Wiener Flughafen, von der ÖMV und der  RTL-Mediengruppe vertreten. Die alle müssten genug Verbindungen und Kontakte haben, um diese prekäre Entwicklung zu stoppen. So weit hätten die Herren es nie kommen lassen dürfen. Sie tragen sicher eine Mitschuld an der blamablen Lage. Für den Gang zum Protestkomitee gibt es nur eingeschränkte Änderungsmöglichkeiten. Weder die Jahresbilanz noch der Budgetentwurf können verändert werden. Das einzige, was der Austria zur Lizenz verhelfen kann, ist eine Steigerung der Liquidität, sprich Geld oder eine Bankgarantie.

Austria reicht die Lizenz-Unterlagen wie alle anderen Klubs  bis 3. März ein, lieferte wie einige anderen Vereine die vom Senat in Ergänzung verlangten Unterlagen bis zum 6. April nach. Aber die reichte nicht. Die offizielle Stellungnahme kam diesmal nicht von Kraetschmer, sondern von Frank Hensel als Präsident und Aufsichtsratschef. Man wisse ganz genau, welche Anforderungen gestellt werden, worauf man sich fokussieren müsse: „Wir werden alles unternehmen, um die zusätzlichen Informationen fristgerecht einzubringen!“ Das klingt nicht gerade zuversichtlich.

Foto: FK Austria .

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