Noch kein Spieler bekam in dieser Saison vom Senat eins der Bundesliga eine längere Sperre als der Austrianer Benedikt Pichler (Bild oben) vor drei Wochen. Fünf Spiele für die Attacke gegen den mit ihm befreundeten Sturm Graz-Verteidiger Sandro Ingolitsch, die schlimme Folgen hatte: Praktisch ein Totalschaden am rechten Knie von Ingolitsch, der operiert werden musste, heuer nicht mehr spielen kann. Genauso schlimm, wenn nicht sogar noch gefährlicher, war am Ostersonntag die Kung Fu-Aktion von Wolfsbergs Innenverteidiger Luka Lochoshvili gegen Rapids Ercan Kara. Der Tritt in Gesichtshöhe traf Kara zum Glück nur im Nacken, hatte keine Folgen. Aber auch für ihn hätte es durch die Brutaloaktion des Georgiers eine lange Pause geben können. Lochoshvili, der sich nach der roten Karte auch auf einen Wortwechsel mit Schiedsrichter Walter Altmann einließ, kam wegen rohen Spiels mit einer Sperre von drei Spielen davon. Zwei weniger als Pichler. Warum eigentlich?
Die Frage hat durchaus ihre Berechtigung, weil der Wolfsberg-Legionär der erste Spieler in der Bundesliga seit 42 Jahren ist, der in einer Saison ausgeschlossen wurde. Und das in nur 23 Spielen. Und Pichler? Der erste Ausschluss seiner Karriere, vor der unbedachten Aktion in Graz nicht einmal eine gelbe Karte. Der Salzburger ist alles andere als ein rücksichtsloser Spieler, der ohne Rücksicht auf Verluste agiert, dessen verhängnisvolle Aktion sicher im Übereifer passierte, garantiert nicht mit Absicht. Warum ließen die Juristen im Senat eins bei Lochoshvili im Vergleich zu Pichler Milde walten? Darf für das Strafausmaß entscheidend sein, zu welcher Verletzung ein Foul führt? Das war offenbar der Grund. Zum Zeitpunkt des Urteils gegen Pichler war bereits bekannt, wie schlimm es Ingolitsch erwischt hatte. Das trug sicher zur Rekordstrafe bei. Aber es bleibt zu hinterfragen, ob diese Beurteilung auch korrekt war, Kara hingegen spielte nach kurzer Behandlung weiter, erzielte wenige Minuten später sogar ein Tor. Aber das darf kein Grund sein, die Aktion von Lochoshvili in einem anderen Licht zu sehen.
Die Austria und Pichler hatten damals auch als Respekt vor Ingolitsch darauf verzichtet, Protest gegen die lange Sperre von Pichler, einzulegen. Möglicherweise werden sie es nach dem Urteil gegen Lochoshvili etwas anders sehen und „bereuen. Pichler muss wie Lochoshvili auch noch in den nächsten drei Runden zusehen, darf erst wieder am 24. April in der Südstadt gegen Admira spielen. Lochoshvili einen Tag später in Wolfsberg gegen Meister Red Bull Salzburg, gegen den der bereits einmal in dieser Saison Rot sah. Gleich in der ersten Runde am 13. September. Nach 16 Minuten wegen einer Notbremse.
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