Eishockey

Was Roger Bader von Marcel Koller unterscheidet und was er nie sagen wird

Letzten Freitag trafen sie sich in St. Gallen, die Schweizer Teamchefs, die in Österreich arbeiten. Die „Pensionsparty“ eines der führenden Schweizer Sportärzte, Hans Ueli Backes, brachte Marcel Koller und Roger Bader zusammen. Koller kennt ihn aus seiner Zeit bei der  Nationalmannschaft und aus der  Zeit, in der er die ganze Ostschweiz verrückte machte, als er St. Gallen zum Meistertitel führte. Da war Backes der Klubarzt. So wie im Eishockey bei Uzwil, als Bader  die Mannschaft zum Schweizer Amateur-Titel coachte. Die Schweizer Teamchefs in Österreich unterscheidet aber einiges. Abgesehen vom Alter (Koller ist mit 56 Jahren vier älter) und davon, dass es im Eishockey anders als im Fußball kein Unentschieden gibt.

Koller sieht seine Mannschaft erst Ende Mai wieder, Bader steckt jetzt schon in der dritten Phase der Vorbereitung auf die WM, bei der  er Ende April  Österreich in Kiew den Aufstieg aus der Division I in die 16 Topnationen schaffen soll. Ob Koller die Qualifikation zur WM 2018 in Russland, einen der  13 europäischen Startplätze  schafft, weiß man hoffentlich erst im Oktober oder November, nicht schon im Juni nach dem Match in Dublin gegen Irland. Dann wären alle Hoffnungen schon vorbei. Im Eishockey kann man sich nicht für eine Europameisterschaft qualifizieren, weil es keine gibt.

Bader  hat weniger Legionäre zur Koller zur Verfügung. Derzeit sind  es nur vier: Als dritter Torhüter Stefan Müller aus Luganos Farmteam, der aber nicht zur WM fahren wird. Dann noch drei aus der Schweiz: Lugano-Verteidiger  Stefan Ulmer, Zug-Stürmer Patrick Obrist,  Olten-Flügel Martin Ulmer. Für Kiew sollen noch zwei Stürmer, Konstantin Komarek und Lukas Haudum, dazu kommen Geht sich aber nur aus, wenn  Malmö nicht ins Finale der schwedischen Meisterschaft kommt. Die Florida Panthers und Philadelphia Flyers stehen zwar nicht im Play-off der NHL, das schaffte  Michael Grabner mit den New York Rangers. Aber weder Thomas Vanek noch Michael Raffl wird man in Kiew sehen. Vanek muss seine Zukunft klären, bei den Florida Panthers wird ein neuer Trainer kommen. Raffl kriegt nach seiner Verletzungspause sicher kein grünes Licht von Ron Hextall, dem General Manager der Flyers.

Also derzeit nur  vier Legionäre bei Bader. Die Personalsituation  ist ungefähr so, als müsste Koller ohne David Alaba, Marko Arnautovic, Zlatko Junuzovic und noch einige mehr auskommen. Aber Bader verspricht dennoch ein Nationalteam, das in den Prestigetests gegen die Topnation Schweden am Mittwoch Abend in Linz sowie  Donnerstag in Wien  zwischen den Spielen drei und vier der Finalserie zwischen den Vienna Capitals und dem KAC attraktives, schnelles Eishockey bieten wird. Gut zwei Drittel der Mannschaft sind auch Baders WM-Hoffnungen. Es fehlen ausser Komarek und Haudum nur die Spieler vom KAC und die der Vienna Capitals, sofern es beim Fast-Meister welche gibt. Noch ein Unterschied: Bader legt mehr Wert auf Spielpraxis seiner Akteure als Koller.

Den 7:5-Thriller der Capitals im dritten Finalspiel gegen die Klagenfurter, durch den sie drei Matchpucks auf ihren zweiten Meistertitel haben, sah Bader live auf der Tribüne. Es wird man zwar nie vom Teamchef  hören, aber es ist die Wahrheit, die in der Captials-Chefetage nicht gerne gehört wird: So gut der  Titel für das Capials-Image ist, für die Weiterentwicklung in Österreichs Eishockey bringt er wenig. Von den sieben Toren erzielten sechs Legionäre, von den fünf KAC-Treffern vier Österreicher. In den ersten drei Linien spielen Dienstag bei den Capitals elf Ausländer, beim KAC sechs. Wie wenig in Wien die Österreicher forciert werden, zeigte das  Beispiel von David Kickert. Nach seinen starken 25 Minuten beim zweiten Endspiel in Klagenfurt, die den Umschwung für die Capitals brachten, in denen er kein Tor kassierte, sprach alles dafür, dass er Dienstag im Tor beginnt. Aber es kam wieder Jean Philippe Lamoureux zum Zug. Kickert kam erst, als der KAC auf 5:4 herangekommen war. Wer wohl Freitag in Klagenfurt von Anfang an spielen wird? Die Capitals haben die Chance, mit drei „sweeps“ hintereinander zum Titel zu marschieren.

Schweden kommt ohne seine Legionäre aus der NHL, ohne seine Kandidaten von den Semifinalisten der schwedischen Meisterschaft. Aber es ist doch eine starke Mannschaft, die  Teamchef Rikard Grönborg zur Verfügung hat. Sieben Legionäre aus der russischen Millionenliga, zwei aus der Schweiz. Somit kommt es zum Lugano-Duell zwischen Stürmer Patrick Zachrissen und Stefan Ulmer. Am bekanntesten ist der 30jährige Stürmer Linus Omark. Legionär bei Dynamo Moskau, 79 Spiele in der NHL für Edmonton und Buffalo, 2012/13 Topscorer in der Schweizer Liga, als er für Zug stürmte. Zweimal Dritter mit Schweden bei der WM (2009, 2010).  Seit der Saison in der Schweiz spielt er in der KHL. Zunächst Jokerit Helsinki,  jetzt bei Salawat Julajew Ufa. Genauso wie Schwedens Goalie Niklas Svedberg.  Das attraktivste Highlight von Omark ist auf You Tube zu bewundern: Als er 2009 bei einem WM-Vorbereitungsspiel in der Schweiz einen Penalty durch einen Lupfer über den verblüfften Schweizer Torhüter Bührer verwandelte. Bernhard Starkbaum oder Lukas Herzog wären nicht begeistert, sollte Omark etwas ähnliches in Linz oder Wien gelingen.

 

 

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