Fußball

Wenn es darauf ankommt, ist Rapid zu naiv und schlecht!

90 Minuten vor dem Anpfiff in Graz meldete Rapid das Engagement des 24jährigen  Stürmers Andrija Pavlovic mit einem Vertrag bis 2021, verschickte Bilder des 1,89 großen Serben (siehe oben), der beim FC Kopenhagen nicht mehr gefragt ist Der Zeitpunkt überraschte. Ahnte da schon die grün-weiße Presseabteilung, dass es ansonst es keine Erfolgsmeldungen für Grün-Weiß  an diesem Sonntag  geben wird? Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Ohne dem Okay von Sportchef Fredy Bickel wäre es nie zur Aussendung gekommen. Aber nach der 2:4 (1:2)-Pleite gegen Sturm, die alle erst eine Woche zuvor aufgekommenen Hoffnungen auf Platz zwei und die Qualfiikation zur Champions League wieder vernichtete, müsste sich Bickel  Gedanken darüber machen, ob er nicht auch eine Verstärkung für die Defensive präsentieren sollte.

Denn Rapid sah viel schlechter aus als elf Tage zuvor  bei der Niederlage im Cupsemifinale.  Da waren die Verlierer mit den Siegern  auf Augenhöhe, was man Sonntag nicht behaupten konnte. Emako Eze, Sturms 21jähriger Nigeria-Stürmer, der Rapid aus dem Cup geköpfelt hatte, traf schon nach 121 Sekunden zur Führung. Zuvor hebelte ein Heber des Ex-Rapidlers Deni Alar auf Thorsten Röcher Rapids Abwehr aus, weil Manuel Thurnwald die Abseitsfalle aufhob. Beim 2:0 von Sturm verlor Innenverteidiger Mario Sonnleitner zu leicht das Kopfballduell gegen Eze. Und beim dritten und vierten Tor der Grazer in der zweiten Hälfte durch Peter Zulj und James Jeggo, dem ersten Treffer des Australiers in der Bundesliga, sah Max Hofmann, dessen Vertrag letzte Woche mit Brimborium bis 2022 verlängert wurde, schlecht aus. Wer die Ausfälle von Lucas Galvao und Boli Bolingboli als Ursachen dafür anführte, dass Rapid erstmals in dieser Saison vier Treffer kassierte, macht es sich zu leicht. Und sollte sich daran erinnern, dass Bolingboli im Cupsemifinale bei zwei der drei Sturm-Toren gepatzt hatte. Und außerdem  musste Sturm mit Bright Edomwonyi, der im Cup zweimal Richard Strebinger bezwungen hatte, und Jakob Jantscher zwei starke Offensivleute vorgeben. Dass Sturm die Ausfälle besser wegsteckte, zeigte auch, dass der Kader besser zusammengestellt ist als bei Rapid mit einem höheren Budget. Bei den Grünen passte zu viel nicht, im zentralen Mittelfeld standen Dejan Ljubicic und Kapitän Stefan Schwab deutlich im Schatten von Zulj: „Wir warn zu naiv, nicht gut genug“, gestand Schwab.

Auch Trainer Goran Djuricin gestand die klare Unterlegenheit in einem durchaus attraktiven Match ein: „Es macht mich traurig, wie wenig wir von dem umsetzen konnten, was wir uns vorgenommen haben. Sturm war klar besser.“ Die Ehrlichkeit von ihm in allen Ehren, aber jetzt ist auch Platz drei weg. Der gilt als Minimalziel. Rapid hat zwei Punkten Rückstand auf den LASK, muss kommenden Samstag das direkte Duell gegen den Aufsteiger in Pasching gewinnen, um den wieder zurückzuholen. Dann fehlt der gelbgesperrte Max Hofmann. Alle drei bisherigen Spiele gegen den LASK hat Rapid gewonnen, das macht mehr Hoffnung als die naive Leistung  in Graz. Erstmals seit 20 Jahren konnte Rapid in einer Saison kein Spiel gegen Sturm gelingen.

Natürlich folgten der klaren Abfuhr auch Fragen, ob das auf die für diese Woche geplante Vertragsverlängerung mit Djuricin um ein Jahr Auswirkungen hat. Man kann damit argumentieren, dass man eine Entscheidung nicht von einem Spiel abhängig machen darf. Aber man darf auch fragen, ob die Entwicklung wirklich so positiv ist, wie man es verkaufen will, wenn Rapid zum Unterschied von der letzten Saison nicht das Cupfinale schaffte, wenn der angepeilte Platz drei wackelt, Grün-Weiß 19 Punkte hinter dem überlegenen Meister und Tabellenführer Red Bull Salzburg, der sich beim 2:0 in St.Pölten keine Blöße gab, und acht hinter dem Zweiten Sturm liegt. Das sind viel zu geringe Ansprüche für einen Klub wie Rapid, das muss  viel mehr zählen und nachdenklich stimmen als die fünf Siege vor dem Grazer 2:4. Aber winkt das Präsidium jetzt die Fortsetzung der Djuricin-Ära nicht durch, dann beschädigt es auch Bickel massiv. Denn der macht ein Geheimnis daraus, dass Djuricin sein Kandidat ist.

Dort, wo Rapid gerne sein möchte aber nicht hinkommt, ist seit Sonntag fix ein Ex-Rapidler: Max Wöber schaffte dies mit Ajax Amsterdam durch ein 3:0 gegen Alkmaar, bei dem der Innenverteidiger vor 35.000 Zuschauern durchspielte und eine gute Leistung bot. Aber zufrieden ist bei Ajax mit Platz zwei niemand. Andere Ansprüche als bei Rapid.

 

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