Fußball

Wenn Martin Dahlin anruft: Arnor Traustason, die dritte

Wenn knapp vor Mitternacht noch das Handy läutet, ist das ungewöhnlich. Der Anrufer stellt die erste Frage auf Englisch. Und unterbricht rasch die Antwort: „Wir können auch deutsch sprechen. Mein Name ist Martin Dahlin.“ Womit klar ist, worum es geht: Um Rapids Arnor Traustason und die Aufregung, die der grün-weiße Sportchef Fredy Bickel mit der  Ankündigung, er stehe mit Traustasons Berater Martin Dahlin in regem Kontakt und rechne, dass der Isländer ihn bald auf einen Vereinswechsel ansprechen werde, da Dahlin einen neuen Klub für ihn suche, auslöste. Bei der Sportic-Agntur in Island, die Traustason auf der Homepage noch immer als ihren Spieler führt. Oder nur beim Sportic-Vertreter im deutschsprachigen Raum, dem Münchener Rechtsanwalt Georg Gradl, der den Fall in die Öffentlichkeit trug und  sich als legitimierten Vertreter für Traustason bezeichnete? Gradl stellte in den Raum, man werde sich an die FIFA wenden, sollte Rapid Traustason mit Dahlins Hilfe transferieren und die könne laut Regularien Rapid sogar zu einem Punkteabzug verdonnern. Das löste natürlich einige Aufregung aus. Auch in Hütteldorf. Aber einige Stunden vor Dahlins Anruf bedankte sich Gradl noch via WhatsApp für die objektive und ehrliche Berichterstattung zur Causa Traustason.

Den der Wirbel sehr irritierte und der sich daher an Dahlin wandte. Das Gespräch mit ihm, abwechselnd auf Deutsch oder Englisch, dauerte fast zwanzig Minuten, begann am Dienstag und endete am Mittwoch.  Der ehemalige schwedische Klassestürmer sieht alles anders. Halldor Bergthorsson, der isländische Sportic-Chef, habe Traustason gegenüber dessen Kündigung bestätigt und wisse von Gradls verbalen Vorstössen gar nichts: „Das war nicht abgesprochen. Ich habe mit meinen Juristen gesprochen. Und der findet, der Münchener Anwalt ist ahnungslos.“ Ein starker Sager. Gradl gilt als Spezialist für Arbeitsrecht, hat in der Fussballbranche einen seriösen Ruf.

Die Dahlin-Version: Traustason habe bei Sportic schon 2013 unterschrieben. Damals durfte laut FIFA-Regularien eine Agentur  einen Spieler nur für höchstens zwei Jahre unter Vertrag nehmen: „Also war das 2015 vorbei“. Die jetzige Abmachung mit Sportic habe Traustason per Mail im Jänner gekündigt: „Die halbjährige Kündigungszeit läuft in elf Tagen aus. Was soll also das ganze?“ Er habe mit seiner MDM-Professional Sport Agentur, die er als größte in Skandinavien bezeichnete, acht Teamspieler aus Schweden, vier aus Finnland und drei aus Island quer durch unter Vertrag, da könne Sportic nicht mithalten. Also interessiere ihn nicht, was von der Sportic-Seite oder nur Gradl gegen ihn vorgebracht werde. „Wenn ich nur Spieler transferieren würde, um rasch eine Provision zu kassieren, wie mir der Herr aus München unterstellt, dann wäre ich ein ganz schlechter Berater, mit dem bald keiner mehr zusammenarbeiten will.“ Traustason warte auf meinen Anruf. Der war Mittwoch mit Rapid ins Trainingslager nach Windischgarsten unterwegs. Bickels Ankündigung war Traustason, die erste. Gradls Konter Traustason, die zweite. Dahlins Antwort Traustason, die dritte. Sicher kommt auch noch Traustason, die vierte.

Wie Dahlin, gerade in Frankreich unterwegs,  mit all seinen Kontakten die Zukunft des 24jährigen Traustason sieht? „Er ist viel besser als in seiner ersten Saison bei Rapid, in der auch beim Klub zu viel Unruhe herrschte. Arnor ist in Wien nicht ganz glücklich. Jetzt geht es darum, ob sich für ihn etwas anderes findet, das vernünftig ist.“ Ein Satz, der darauf schließen lässt, dass dies bisher nicht gelungen ist. Also wird Bickel und Rapid der Fall Traustason bis ins Finish der Transferzeit beschäftigen. Die meisten Transfers werden ohnehin erst im August getätigt.

Gradl sagte zu Dahlins Darstellung  nur: „Wenn er das so sieht, ist das seine Sache. Er sieht es falsch.“ Gradl änderte seine Meinung jedenfalls nicht, blieb bei seiner Version, will sich nicht geschlagen geben. Obwohl er klar stellte: „Mir liegt doch überhaupt nichts daran, dass Rapid bestraft wird. Ganz im Gegenteil, der Verein liegt mir sogar am Herzen. Ich wollte nur die möglichen Konsequenzen aufzeigen.“

 

Foto: Instagram.

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