Fußball

Wenn Peter Stöger in Favoriten über China erzählt

Der ehemalige Salzburg-Meistertrainer Roger Schmidt (Bild links) entschied sich nach der Trennung von Leverkusen für den Wechsel nach China in die Super League. Beim Beijing Guoan trifft er nicht nur seinen ehemaligen Kapitän bei Salzburg- Joathan Soriano wieder, sondern kassiert bis Dezember 2019 kräftigst ab. Man hört von 7,5 Millionen Euro netto! Auch Fabio Capello (Bild rechts) wird es mit seinen 71 Jahren und einer Vergangenheit als Trainerstar bei Milan, Real Madrid, Juventus Turin, AS Roma, Sieg in der Champions League, sieben Meistertiteln in Italien, vier in Spanien, Teamchef in England und Russland nicht zu einem Diskontpreis gemacht machen, als er zum Vorletzten Jiangsu Suning wechselte.

Bei den 16 Klubs in der Super League  kommen nur drei chinesische Trainer zum Zug. Der Rest? Je zwei aus Deutschland, Italien, Portugal und Südkorea, je einer aus Brasilien, Uruguay, Chile, Spanien und Serbien (Dragan Stojkovic). Die renommiertesten Namen: Brasiliens Weltmeister-Teamchef von 2002, Luiz Felipe Scolari, beim Tabellenführer Evergrande Guangzhou, für den Ex-Salzburg-Torjäger Alan stürmt. Beim Tabellenzweiten Shanghai SIPG Andre Villas-Boas, Europa League-Sieger mit dem FC Porto, danach bei Chelsea, Tottenham und Zenit Leningrad. Beim Dritten Hebei Fortune mit dem argentinischen Torjäger Ezequiel Lavezzi, der dort mit 578.000 Euro Wochengehalt der bestbezahlte Fußballer der Welt ein soll, hat Manuel Pellegrini das sportliche Sagen. Früher war dies bei Real Madrid und Manchester City der Fall. Felix Magath, einst Meistermacher bei Bayern München und Wolfsburg, brachte Shandong Luneng, wohin nach der EURO 2016 Österreichs Teamspieler Martin Harnik nicht wechseln wollte, bis auf Platz vier. Mit vier Assistenten aus Europa: Liechtensteins Ex-Teamchef Ralph Loose, Wolfgang Rolff, in Ernst Happels Trainerära beim Hamburger SV in der Mannschaft, die 1983 in Athen den Europacup der Meister gewann, Ex-Köln-Trainer Zvonimir Soldo und Tormanntrainer Andre Lenz.

Ein österreichischer Erfolgtrainer, der kurz Eindrücke in China über die Super League sammeln konnte: Peter Stöger. Drei Tage war er nach der Europa League-Qualifikation mit dem 1.FC Köln zu einem Match beim Partnerklub Liaoning in China: „Die meisten Trainer und Spieler aus Europa wohnen im Hotel, die haben den  westlichen Standard, den wir gewohnt sind“, erzählte er während seines Wien-Urlaubs bei einer lockeren Plauderei im Favoritner Gasthaus Meixner. Aber er merkte doch, dass in China die Uhren etwas anders gehen: Über Wlan waren nicht alle Internetseiten zu öffnen. Ein Beispiel: Deutschlands Massenblatt Bild. In China offenbar nicht erwünscht. Ob die China-Millionen später einmal für ihn eine Option wären? „Ich kann´s mir nicht vorstellen, vor allem aus privaten Gründen“.  Denn er müsste allein übersiedeln, seine Freundin Ulli ist dafür sicher nicht zu begeistern. Die Trainingsbedingungen seien zwar schwer okay, „aber das ist ja auch in Deutschand nicht wirklich ein Problem.“

Stöger redete auch unbeschwert über den sich abzeichnenden Verlust von Torjäger Tony Modeste, der  rund zehn Millionen netto wegen zum von Italiens Weltmeister Fabio Cannavaro trainierten Tabellensechsten Tianjin Quanjian wechseln wird: „Es ist so viel Geld im Spiel, ich will ihm da nicht im Weg stehen. So wie ich es vor zwei Jahren bei Kevin Wimmer nicht tat, als er zu Tottenham wechseln wollte.“ Mit dem knüpfte er  vor Wochen  Kontakte wegen der Rückkehr. Aber Wimmer vermittelte ihm nicht das Gefühl, dass er das wirklich wollte. Also wird´s nichts.

Modeste wird Stögers Informationen nach auch ohne seine Familie, seiner Frau und zwei kleinen Kindern, nach China wechseln. Ein hoher Preis, um bis ans Lebensende ausgesorgt zu haben: „Wir brachten es letzte Saison irgendwie hin, als mitunter sechs Stammspieler gleichzeitig ausfielen. Darum schicke ich jetzt auch keinen weg.  Das wäre nach den Erfolg, den sie schafften, unfair. Wir werden wieder Lösungen finden.“ Vielleicht mit zwei 24jährigen Modeste-Nachfolgern. Mit dem 1,88 Meter großen Kolumbien-Sturmtank  Jhon Cordoba von Mainz und Stögers Landsmann Michael Gregoritsch: „Er machte das beim Hamburger SV nicht so schlecht“ sagt Stöger über den dreifachen österreichischen Teamspieler aus Graz und seine fünf Saisontore, „ganz oben auf unsere Liste steht er aber nicht“. Zumal  die Hamburger Gregoritsch erst freigeben wollen, wenn der amerikanische Teamstürmer  Bobby Wood seinen Vertrag verlängert hat. Was bisher nicht geschehen ist.

 

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