Fußball

Wer ist Austrias Chef unter Kraetschmer? Sturm und der drohende Aderlass

Jeden Tag eine Neuigkeit von der Austria, um damit vor der Eröffnung der neuen Generali-Arena am 13. Juli gegen Borussia Dortmund im Gespräch bleiben. Montag war es die Umbenennung der von Andi Ogris trainierten Amateure in „Young Violets“ für die neue zweite Liga. Dienstag folgte die Bestätigung von  Ralf Muhr als neuen technischen Direktor, Mittwoch ein neuer zweiter Assistent für Trainer Thomas Letsch zu Roman Stary dazu. Es ist der sympathische ehemalige Salzburger Teamspieler Robert Ibertsberger, zuletzt als Interimstrainer bei Wolfsberg durchaus positiv, trotzdem im Lavanttal nicht mehr gefragt. Beim 41jährigen Ibertsberger kommt einen in Erinnerung, dass seine hoffnungsvolle Spielerkarriere am 31. Mai 1997 in Salzburgs damaliger Meistermannschaft mit 20 im alten Horr-Stadion am Favoritner Verteilerkreis eigentlich gestoppt wurde. Durch eine schwere Knieverletzung, erlitten durch ein unabsichtliches Foul von Austrias Talent Rene Glatzer. Danach kam Ibertsberger zwar wieder zurück in Österreichs Team, für das er achtmal spielte aber trotzdem nicht mehr so richtig auf die Beine, in die Form wie vor der Verletzung. Glatzer ist übrigens U15-Trainer der Austria.

Ibertsberger war ein Wunschkandidat von Letsch, der mit ihm die UEFA-Pro Lizez absolviert hatte, Muhr einer von Austrias AG-Vorstand Markus Kraetschmer. Der die Beförderung des Akademieleiters als logisch empfand, um die Synergien in der Abteilung Sport besser als bisher zu nützen. Wer unter Kraetschmer künftig in dieser Abteilung das Sagen hat? Da hält sich die Austria in der Aussendung eher bedeckt. Kein klares Wort. Muhr meinte nur, alles werde in Abstimmung mit Wohlfahrt geschehen, der sich über jede Hilfe freute. Also sollten Muhr und Wohlfahrt (die Reihenfolge wurde nach dem Alphabet gewählt) in gemeinsamer Abstimmung vielleicht in sich gehen und  klären, ob man trotz der sechs Neuen nicht auch die Tormannfrage nochmals überlegen sollte.  Wer Patrick Pentz Sonntag in Kuchl beim 2:3 von Österreichs U23, die unter 15 Ausfällen litt,  gegen Tschechien sah, zweifelt etwas daran, ob er die richtige Nummer eins für Austrias Ambitionen ist, wird sich wieder einmal fragen, ob dazu nicht einige Zentimeter fehlen. Mit Heimkehrer Ivan Lucic hätte Austria zwar einen 1,93 Meter-Riesen zwischen den Pfosten, aber der ist durch die Tatsache, dass er sich auf der jahrelangen Wanderschaft durch Oberösterreich Bayerns Amateure, England und Dänemark nirgends durchsetzen konnte, auch nicht über Zweifel erhaben. Das wird dem ehemaligen Klassetormann Wohlfahrt nicht verborgen geblieben sein. Vielleicht sollte die Austria doch eine routinierte Persönlichkeit als Nummer eins  ins Auge fassen. 

Wohlfahrt und die Austria „wilderten“ bisher vor allem bei Sturm mit  Uros Matic, dem ehemaligen Legionär der Grazer, dem Australier James Jeggo und Christian Schoissengeyr. Mit Bright Edomwonyi könnte noch ein vierter dazukommen. Sturms Sportchef Günter Kreissl hörte sowohl vom Nigeria-Stürmer als auch von seinem Berater Max Hagmayr, dass die Zukunft beim Vizemeister und Cupsieger für ihn nicht Priorität habe. Also wird der Aderlass der Grazer, zu dem auch Linksfuss Thorsten Röcher gehört, nicht besorgniserregend? Peter Zulj, der Spieler des Jahres, in der Bundesliga, redet nach zwei guten Partien in Österreichs Teamdress,  bereits von einem Millionentransfer. Röcher sorgte mit einer siebenstelligen Summe, mit der ihn Ingolstadt laut Klausel aus dem Vertrag herauskaufen konnte, für die dritthöchste Ablöse, die Sturm bisher in seiner Klubgeschichte lukrierte.  Röcher zählt zu den Klienten der „Grass is green“-Agentur des Salzburgers Thomas Böhm. Der ein Großlieferant für Ingolstadt ist: Vor drei Jahren der Tiroler Lukas Hinterseer, jetzt Konstantin Kerschbaumer und Röcher. Da Audi einer der Hauptsponsoren von Ingolstadt ist, müsste eigentlich ein schnittiges Auto als Provision für Böhm herausschauen.

Kreissl verhehlt nicht, dass ihm als „Fussballromantiker“ die Entwicklung nicht gefällt, aber da holt ihn die Realität ein. Dass Sturm kein so hohes Budget wie Rapid und Austria hat, Geld die Spielerwelt regiert. Dies für Jeggo mehr zählt als die Champions League Qualifikation mit Sturm. Trotzdem sieht der Sportchef trotz Aderlass,keinen Grund zur Besorgnis. Mit dem Winterkauf von Jakob Jantscher, der Rückkehr des griechischen Innenverteidigers Anastasios Avlonitis, der Verpflichtung des Admiraners  Markus Lackner „sind wir weiterhin so konkurrenzfähig wie bisher.  Zwar vielleicht nicht so kompakt im Kader wie bisher, aber doch.“ Wegen Zulj sieht er noch keinen Grund zur Besorgnis, den habe man bisher gut im Griff gehabt: „Falls er abheben sollte, wofür es keine Anzeichen gibt, werden wir  wissen, was zu tun ist.“ Kreissl weiß, dass die Zulj-Berater von der Rogon-Agentur „eigentlich immer untriebig“ unterwegs sind. Kreissl sieht sich weiter am Markt um. Vor allem nach einem Stürmer.

Beim LASK sind keine Transferakvitäten mehr geplant. Der Admiraner Markus Wostry für die Abwehr, Flügelspieler Florian Jamnig von Aufsteiger Wacker Innsbruck sowie für die Offensive der 20jährige Bayern-Amateur Fabian Benko und Nigeria-Stürmer Yusuf Otubanyo, der im Frühjahr bei Altach mit einem Tor bei elf Einsätzen unauffällig geblieben war, sind die vier Neuen. Der fünfte hat mit dem LASK-Stadionprojekt zu tun: Harry Gartler, der Vater des am letzten Montag zu St. Pölten gewechselten ehemaligen Linzer Stürmers Rene. Gartler hatte zuvor bei Rapid den Stadionneubau mitgeplant, organisiert und begleitet, war Chef im Allianz-Stadion. Wechselte auf eigenen Wunsch. Nur wegen einer neuen Herausforderung? Da gibt´s im Westen von Wien unterschiedliche Auffassungen.

Foto: © FK Austria Wien Media , © SK Sturm Graz (GEPA pictures).

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