Fußball

Wer kommt nach Jogi? Matthäus kann kein ernster Vorschlag sein

Letzten Samstag hatte „Bild“ nach dem Spitzenspiel zwischen Bayern München und Borussia Dortmund die Diskussion um einen möglichen Nachfolger von Jogi Löw als deutschen Teamchef eröffnet. Als Mehmet Scholl als Kandidaten Liverpools Trainer Jürgen Klopp, Bayerns „Titelgarant“ Hansi Flick und seinen ehemaligen Mitspieler bei Bayern und im deutschen Team Lothar Matthäus nannte. Dies mit dem Satz „Lothar hat immer recht, mit dem was er sagt. Er hat 150 Länderspiele, der weiß alles über Fußball“ begründete.  Aktuell lassen das seine Kommentare auf „Sky“ mitunter doch bezweifeln. Wer überdies den deutschen Rekordspieler und Weltmeister Matthäus in der Saison 2001/02 als Rapid-Trainer erlebt hatte, der konnte Scholls Vorschlag nicht ernst nehmen, nur als Freundschaftsdienst für einen Kumpel sehen. Obwohl sich Matthäus selbst bei „Sky90“ als Bundestrainer ausschloss, hielt „Bild“ die Matthäus-Diskussion am Leben. Nichtsahnend, dass es Dienstag Vormittag in Sachen Löw-Nachfolge wirklich ernst wurde. Denn da überraschte der DFB mit der Mitteilung, dass Löw seinen Rücktritt nach der Europameisterschaft eingereicht hat. Zugleich mit seinem Zitat, dass er diesen Schritt ganz bewusst, voller Stolz und riesiger Dankbarkeit geht. Sein Vertrag wäre bis zur WM 2022 gelaufen, jetzt bleiben nur noch fünf Monate.

Löw verkündete seinen Abschied bereits vor einem großen Turnier. Das erinnert an Franz Beckenbauer, der dies ebenfalls tat, bevor er 1990 in Rom Weltmeister wurde. Löw schaffte den WM-Titel 2014 in Brasilien, als erster Europäer in Südamerika. Mit dem unvergesslichen 7:1 im Semifinale von Belo Horizonte gegen die Brasilianer. Das war der absolute Höhepunkt einer bisherigen 14 Jahre. Der Tiefpunkt zweifelsohne das k.o. bei der  WM 2018 in Russland nach der Vorrunde sowie zuletzt das 0:6-Debakel in der Nations League gegen Spanien in Sevilla. Sicher das Match, bei dem er am meisten litt. Vier Monate später reichte er seinen vorzeitigen Rückzug ein. Sein Imageverlust in der Öffentlichkeit war Löw nicht verborgen geblieben, ganz egal war das dem ehemaligen Meistertrainer des FC Tirol sicher nicht. Jetzt könnte er sich noch triumphal als Europameister verabschieden. Deshalb wird garantiert das Projekt Neuaufbau gestoppt, kann man mit der Rückkehr von Bayerns Thomas Müller fest rechnen. Wahrscheinlich auch mit dem Comeback von Dortmunds Innenverteidiger Mats Hummels. Bei seinen drei Europameisterschaften war Löw 2008 ins Finale gekommen, das im Wiener Happel-Stadion gegen Spanien 0:1 verloren gegangen war. 2012 hatte das Semifinale von Warschau (1:2 gegen Italien) die Endstation bedeutet, ebenso vier Jahre später in Marseille (0:2 gegen Frankreich). Es gab bisher nur einen deutschen Teamchef, der beide Titel gewann: Helmut Schön. 1972 zunächst Europameister in Brüssel, zwei Jahre später in München Weltmeister.

Nach dem „Löw-Hammer“ nannte „Bild“ seinen Kandidaten Matthäus pro forma nur noch als letzten. Klopp nahm sich Dienstag selbst aus dem Rennen, verwies auf seinen Vertrag bei Liverpool bis 2024. Bleibt Flick, der beim WM-Triumph 2014 Löws Co-Trainer war, als großer Favorit. Wenn er es will. Der bis 2023 laufenden Vertrag mit Bayern gilt zwar als Hindernis. Aber würde der Rennomierklub seinem Trainer, der für die erfolgreichste Saison der Klubgeschichte sorgte, seinen Teamchef-Wunsch abschlagen? Genannt werden auch der ehemalige Leipzig-Trainer und Salzburg-Sportchef Ralf Rangnick, der deutsche U 21-Teamchef Stefan Kuntz, der aktuelle Löw-Assistent Marcus Sorg. Und danach Matthäus. Alle Spekulationen werden erst beendet sein, bis Löws Nachfolger feststeht.

Foto: DFB.

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