Fußball

Wer weiß, vielleicht geht der „Major“ bei WSG Tirol auch ins Tor

Stefan Maierhofer weiß, was sich gehört, wie er sich gut verkauft. Und so kam er via Facebook am Tag des Hahnenkamm-Slaloms seinem neuen Klub WSG Swarovski Tirol mit der Verlautbarung seines Engagements zuvor. Trug zum offiziellen Photo mit Trainer Thomas Silberberger (Bild oben) die Vereinsfarben. Grüner Pullover, weißes Hemd. Sehr adrett. Grün-Weiß sind auch die Farben jenes Klubs, bei dem er erfolgreiche 19 Monate verbrachte. Aber die Rapid-Vergangenheit liegt schon zwölf Jahre zurück. Für keinen anderen Klub bestritt der 2,02 Meter-Riese so viele Spiele, erzielte so viele Tore. In 60 Partien waren es 38, dazu kamen 13 Assists. Aber als neue Tiroler Hoffnung im Kampf um den Klassenerhalt ist Maierhofer bereits 37 Jahre alt, trotzdem ein Highlight der Jänner-Transferzeit. Ein Beweis, das bisher wenig los war. Wenn schon eine Panne zwischen LASK und Wolfsberg für Gesprächsstoff sorgt: Die Kärntner holten vom Vizemeister Andres Andrade auf Leihbasis samt Kaufoption, obwohl der Linksverteidiger aus Panama für sie gar nicht spielen durfte. Weil er im Herbst schon für zwei Klubs, einmal für den LASK, ansonst für die Oberösterreich Juniors in Einsatz war.  Also musste der Transfer wieder rückgängig gemacht werden.

Oldie Maierhofer blieb nach der Trennung vom Schweizer Zweitligisten nur sechs Tage vereinslos, eher er verkündete: „Major ist back“. Den Namen gab er sich währender Hütteldorfer Zeit. Eine bemerkenswerte Karriere machte er ohne außergewöhnliches Talent mitzubringen allemal. Er stand immer für Robustheit, Willen. Und sorgte so für bemerkenswerte Kapitel. Allein schon, dass er als 23 jähriger  Spieler des unterklassigen niederösterreichischen Klubs Langenrohr in einer Privatinitiative nach München zum Probetraining bei Bayern fuhr. Es reichte zu den Amateuren, einmal sogar zu einem Testspiel in der ersten Mannschaft, als der  nunmehrige Admira-Berater Felix Magath Trainer war: „Sein Körper war sein Kapital“, erinnerte sich Magath. Zur Bundesliga reichte es nicht. Es folgten zwei Kapitel in der zweiten Liga bei TUS Koblenz und  Fürth, von wo ihn Rapid im Jänner 2008 auslieh. Fünf Monate später jubelte Rapid über den Meistertitel, bei dem der Winterkauf schon seine Verdienste hatte. Eine Hauptrolle spielte beim legendären 7:0 in  Salzburg gegen die Bullen am Ostersonntag, sich auch von einem Nasenbeinbruch nicht bremsen ließ, mit Gesichtsmaske spielte und Tore erzielte. Als Phantom von Hütteldorf. Mit Jimmy Hoffer bildete er ein Stürmerduo, von dem viele grün-weiße Fans noch heute behaupten, das es ein besseres seit damals nicht mehr gab.  Rapid kaufte Maierhofer danach um 450.000 Euro. Ein gutes Geschäft, wenn man bedenkt, dass er im August 2009 für zwei Millionen zum englischen Aufsteiger Wolverhampton in die Premier League wechselte, Fuß fassen konnte er dort nicht – nur zehn Spiele mit einem Tor.  Im Jänner 2010 wechselte er für drei Monate auf Leihbasis zu Bristol. wo er am 3.April 2010 Schlagzeilen lieferte. Nicht mit Toren, sondern als Tormann. Als schon drei Spieler ausgewechselt waren und der Keeper sich verletzte, ging der „Major“ beim 1:1 gegen Nottingham ins Tor. Bestand die Probe souverän. Hohe Bälle können ja bei seiner Reichweite kein Problem sein.

In Bristol blieb er nicht, auf Vermittlung von Manager Max Hagmayr kam er zum deutschen Zweitligisten MSV Duisburg. Mit dem kam er auf Rang acht und sensationell bis ins Berliner Pokalfinale, war aber beim 0:5 gegen Schalke als Folgen eines Wadenbeinbruchs nicht einsatzfähig, Er versuchte, die Mitspieler von der Bank zu pushen. Vergeblich, Dazu war der Qualitätsunterschied zu groß. Bei Schalke spielten damals Ex-Real Madrid-Star Raul, der holländische Torjäger Jan Huntelaar und Manuel Neuer im Tor. Duisburg konnte sich den Kauf  von Maierhofer nicht leisten, aber Red Bull Salzburg war er 1,15 Millionen wert. 2012 war Maierhofer mit 30 zum zweiten Mal in seiner Karriere  Meister, erstmals Torschützenkönig der Bundesliga. 17 Tore und zehn Assists standen in 53 Spielen auf seinem Konto, als im Jänner 2013 der Vertrag aufgelöst wurde, er  zum 1.FC Köln wechselte. Das entwickelte sich mit einem Tor in 14 Spielen nicht erfolgreich. Köln stieg nicht auf, trennte sich von ihm, bevor aus Wien Austrias Meistertrainer Peter Stöger kam. Im März 2014 ging es wieder auf die Insel, in die Championship, zum Londoner Klub Millwall.  Auch nur bis zum Saisonende. Im November 2014 setzte Günter Kreissl, damals Sportchef  beim Letzten  Wr.Neustadt, auf ihn, auf seine Präsenz und Power. Die Rechnung ging auf. Maierhofer hauchte der Mannschaft in vier Partien neues Leben ein und kehrte im Jänner 2015 zu Millwall zurück. Das Comeback dauerte nur fünf Monate. Dann war Pause bis Februar 2016, bis zum Engagement in der Slowakei bei Trencin.

Wie sich das entwickelte, hätte wohl auch Daueroptimist Maierhofer nicht erwartet: Im Juni war er nach 13 Partien und drei Toren slowakischer Doublegewinner. Und blickte zudem auf ein einmaliges Foul an ihm zurück: Da biss ihm ein Gegner in die Brust. Er konnte sich mit Trencin nicht auf einen neuen Vertrag einigen, Ein halbes Jahr später fand Mattersburg, dass Maierhofer helfen können, in der Bundesliga zu bleiben. Das passierte, wie neun Tore und sieben Assists in 41 Spielen zeigen.  Im Sommer 2018 war im Pappelstadion Schluss, im September unterschrieb er in der Schweizer Challenge League bei Aarau. Das lief gut bis zum Play-off um den Aufstieg. Alles sah nach einem Happy End aus, als Aarau auswärts gegen Neuchatel Xamax 4:0 gewinnen konnte. Daheim setzte es dann aber in 0:4-Debakel, ging das Elfmeterschießen verloren. Irgendwie ein Bruch. Im Herbst kam Maierhofer zu 14 Einsätzen mit zwei Toren und einem Assist. Als Trainer Patrick Rahmen einmal auf ihn verzichtete und es eine Niederlage bergab, postete Maierhofer via Twitter: „No major, no party“. Das kam gar nicht gut an.

Jetzt setzt man in Tirol darauf, dass Maierhofer im Kampf um den Klassenerhalt gegen seinen Ex-Klub Mattersburg hilft, sich wie es Silberberger ausdrückte, positiv positioniert und durch´s Feuer geht, nicht erstmals in seiner  Karriere absteigen muss. Das wäre ein wprdiger Abschluss seiner Laufbahn, in der auch 19 mal Österreichs Teamdress trug und dabei ein Tor erzielt, 2009 in Graz beim 3:1 gegen die Färöer in der verpassten WM-Qualifikation für Südafrika. Wer Wetten darauf abschließt, dass Maierhofer bei einem Happy End in Tirol nicht ans Aufhören denken wird, dürfte sie gewinnen. Viel mehr ist nicht auszuschließen, dass er vielleicht einmal auch für ie Tiroler bei Bedarf ins Tor gehen würde. Man kann vom „Major“ erwarten, dass er dafür sofort eine Begründung zur Hand hatte. Die sogar lauten könnte, dass Italien 1982 mit dem knapp 40 jährigen Dino Zoff im Tor Weltmeister geworden war. In Tirol könnten Maierhofer auch seine Rapid-Vergangenheit treffen. Wenn er zufällig einmal Alfred Hörtnagl, den Sportchef des Lokalrivalen Wacker Innsbruck, begegnen sollte. Der hatte ihn vor zwölf Jahren als Rapid-Sportchef engagiert.

 

Foto: WSG Swarovski Tirol.

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