Fußball

Wie 2005 und 2011 bei Österreich: Ruttensteiner auch Teamchef in Israel

Revival für Willi Ruttensteiner: Wie 2005 und 2011 in Österreich arbeitet  er jetzt auch in Israel in einer Doppelfunktion. Als Sportdirektor und dazu als  Teamchef. In Österreich passierte dies nach dem Ende der Ära von Hans Krankl und Didi Constantini 2005 und 2010 für jeweils für zwei Partien, in Israel nach dem Rückzug des von Ruttensteiner vor zwei Jahren installierten Andi Herzog bis Jahresende für sieben, vielleicht sogar für acht. Wenn am 8. Oktober im Hampden Park von Glasgow gegen Schottland im Play-off um das EM-Ticket ein Sieg gelingen sollte, dann bedeutet das noch ein achtes Spiel. Am 12. November in Oslo oder Belgrad gegen den Sieger aus Norwegen gegen Serbien. In der Nations League trifft Israel im September, Oktober und November ebenfalls auf Schottland, dazu auf Tschechien und die Slowakei.

Zum dritten Mal Interimsteamchef, zum ersten Mal im Ausland – sicher ein Highlight für den 57 jährigen Oberösterreicher. Die Bilanz von Ruttensteiner bei Österreich: Zwei Siege, je ein Unentschieden und eine Niederlage. Die gab es am 8. Oktober 2005 in der bereits verpassten WM-Qualifikation mit 0:1 (0:1) gegen England in Old Trafford. Ruttensteiners Assistent hieß damals übrigens Herzog. Englands Tor erzielte der  der aktuelle Chelsea-Trainer Frank Lampard nach 25 Minuten aus einem Elfmeter. Weitere klingende Namen bei den Engländer waren im  Abwehrzentrum Sol Campbell und John Terry sowie die Liverpool-Legenden Steven Gerrard und Michael Owen. Englands Teamchef hieß Sven Göran Eriksson. Der Schwede bot sich 15 Jahre später letzte Woche in Israel als Herzogs Nachfolger  an. Ebenso der deutsche Ex-Internationale Stefan Effenberg. Eigentlich unglaublich.

Bei Ruttensteiners Premiere als Interims-Teamchef in Manchester ließ er den damals 19 jährigen Rapid-Verteidiger Andi Dober gegen Chelsea-Star Joe Cole debütieren. Auch der aktuelle Hartberg-Trainer Markus Schopp gehörte zur Mannschaft. Vier Tage später  gelang ein Wien ein 2:0 (1:0) gegen Nordirland durch zwei Treffer von Rene Aufhauser, jetzt Co-Trainer bei Red Bull Salzburg. Sechs Jahre später gewann Österreich, als die Chancen auf ein EM-Ticket nicht mehr existierten, unter Ruttensteiner in Baku gegen Aserbaidschan mit seinem deutschen Teamchef Berti Vogts 4:1 (1:0). Marc Janko traf zweimal, je einmal der damals von Ruttensteiner reaktivierte Andi Ivanschitz und Zlatko Junuzovic. Vier Tage später ärgerte sich Ruttensteiner über ein 0:0 auf Kunstrasen in Astana gegen Kasachstan. Schon damals spielen vier, die auch 2020 zum Stamm von Österreichs Team gehören: Aleksandar Dragovic, David Alaba, Julian Baumgartlinger und Marko Arnautovic, die bereits unter Constantini ins Team gekommen waren.

Die Entscheidung für Ruttensteiner in Israel fiel Sonntag an der zweiten Sitzung eines Komitees zur Teamchefsuche mit Verbandschef Oren Hasson, Generalsekretär Rotem Kamer und dem Ex-Internationalen Eli Ohana. Ruttensteiner präsentierte internationale Kandidaten und nationale, ehe er zur Lösung avancierte. Es ging darum, einen Teamchef zu bestellen, der Israels Fussball ebenso  kennt wie die Entwicklung des Teams in den letzten Jahren. Das traf auf ihn zu, da er ja in den letzten zwei Jahren ganz eng mit Herzog zusammengearbeitet hatte. Also wird er sich größtenteils auf Herzogs Mannschaft stützen. Sein Assistent ist wie bei Herzog der Israeli Alon Hasan. Anzunehmen, dass Klaus Lindenberger Tormanntrainer bleibt. Alles andere, ob Markus Rogan wieder als Mentalcoach aus Kalifornien eingeflogen wird und Martin Stranzl als Defensiv-Coach einsteigen wird, wie  vor Corona geplant, dürfte auch eine Frage der Finanzen sein.

Die Abmachung zwischen Ruttensteiner und Verband läuft bis Jahresende, danach haben beide Seiten eine Ausstiegsklausel für beide Funktionen. Anders als in Österreich kann Ruttensteiner als Teamchef in Israel einen historischen Erfolg feiern, nämlich die erste  Qualifikation zur Europameisterschaft. Wenn alles optimal läuft, könnte er 2021 bei einem Großereignis auf der Traienrbank sitzen. 2008 und 2016 war er als Österreichs Sportdirektor auf der Tribüne.  „In einem Spiel gibt es immer eine Chance“ behauptet Ruttensteiner, der in den letzten Tagen unter anderem mit Wolfsbergs Schützenkönig Shon Weissman in Kontakt war und glaubt, dass der ein Angebot aus Spanien annehmen wird. Auch mit Herzog hat Ruttensteiner mehrmals telefoniert: „Jeder Klub, der ihn nimmt, bekommt einen sehr guten Trainer. In Österreich müsste ihn jeder mit Handkuss nehmen!“ Dabei dachte Ruttensteiner vor allem an die bereits gefallene Trainerentscheidung in seiner engeren oberösterreichischen Heimat, in Linz beim LASK.

Die ersten Aufgaben  als Teamchef? Er begann das von der UEFA übersandte Pflichtenheft für Nations League und EM-Play-off zu studieren. Das betrifft Reisen, Hotelwahl, Hygienevorschriften etc, umfasst 31 Seiten. Nicht gerade wenig Arbeit.

Foto: Israel Association.

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