Fußball

Wie die Ablöse eines Serienmeisters: Alles spricht für Sturm Graz

81 Minuten lang durfte sich Sturm Graz Sonntagabend vor 18.000 Zuschauern in Salzburg wie der neue Meister fühlen. Da war Titelverteidiger Red Bull Salzburg quasi schon enttrohnt. Vom schnellen Führungstor durch Alexander Prass in der ersten Minute, dem er 24 Minuten später den zweiten Treffer folgen ließ, bis zu Salzburgs Ausgleich durch Torjäger Karim Konate in der 82. Minute (Bild) zum 2:2 (0:2). 81 Minuten lang führte Sturm mit sechs Punkten Vorsprung, am Ende blieb es bei drei. Aber auch das wirkt bereits wie die Ablöse des Meisters. In den letzten drei Runden spricht alles für Sturm. Sogar für das Double der Grazer, denn wenn man Rapids Abfuhr beim LASK betrachtet, spricht gar nichts dagegen, dass Sturm Mittwoch so wie letztes Jahr im Wörtherseestadion das Cupendspiel gewinnt. Die „Blackies“ haben alles in der eigenen Hand. Kapitän Ion Gorenc Stankovic: „Jede der ausstehenden vier Partien ist für uns ein Finale!“

Salzburgs Trainer Unur Cinel meinte, es dürfte nicht passieren, so schnell in Rückstand zu geraten. Das Tor nach 50 Sekunden zeigte den Unterschied zwischen Salzburg und Sturm in der ersten Stunde: Aus einem Outeinwurf für Salzburg in der gegnerischen Hälfte entwickelte sich nach zwei gewonnen Zweikämpfen ein Sturm-Konter, bei dem Otar Kiteishvili den Dänen William Böving genau in den Lauf spielte, der an Oumar Solet vorbei bis in Salzburgs Strafraum kam.  zurück zu Prass spielte, dessen Schuss Samson Baidoo noch abfälschte. Sturm brachte mehr Power auf den Rasen, ging aggressiver in die Zweikämpfe, schien den Sieg mehr zu wollen als die Titelverteidiger. Als sich Salzburgs Linksverteidiger Aleksa Terzic zweimal von Jusuf Gazibegovic austanzen ließ, fiel das 0:2. Sturms Rechtsverteidiger sah den am Elfmeterpunkt völlig frei stehenden Prass, der mit rechts Alexander Schlager bezwang. Auch das sprach nicht für die Defensivarbeit des Titelverteidigers, der in den letzten vier Runden elf Tore kassierte. Von allen Abgängen nach der letzten Saison konnte der von Nicolas Seiwald als Stabilisator vor der Abwehr nicht verkraftet werden.

Weil Sturm drei Konterchancen auf den Dreitorevorsprung nicht nützte, konnte Salzburg nochmals zurückkommen. Die Einwechslung von Dorgeles Nene brachte wie beim 1:3 gegen den LASK neuen Schwung. Sechs Minuten später erzielte Nene nach perfekter Vorarbeit von Oscar Gloukh, der groß aufdrehte, das 1:2. Zehn Minuten später fiel der Ausgleich durch Konate nach einem abgefälschten Schuss von Sekou Koita, einem anderen Joker. Sturm wankte , aber fiel dank Tormann Viteszlav Jaros nicht. Das Kopftor von Innenverteidiger Samson Baidoo, der sein Comeback gekörnt hätte, zählte nicht, weil der Innenverteidiger knapp im Abseits stand. Es stellt sich die Frage, warum sich Salzburg nicht im ganzen Spiel so präsentierte wie im Finish. Daher war die Enttäuschung größer als die Freude über die Aufholjagd.  Zumindest bei Schlager.

„Eine schwache zweite Hälfte von uns. Sollte nicht passieren“, analysierte Sturms Torschütze Prass. Vielleicht hing es auch damit zusammen, dass Sturms Trainer Christian Ilzer auch an das Cupfinale dachte und Leistungsträger austauschte. Kiteishvili, als es noch 2:0 stand, Prass zwei Minuten vor Salzburgs Ausgleich. „Wir haben noch nichts in der Hand, aber einen Schritt nach vorne gemacht“, beschrieb Ilzer die Ausgangslage für die letzten drei Runden. Sturm-Fans, die in Salzburg nach dem Schlusspfiff  wir werden Meister sangen, haben die Chance, die schwarzen Dressen aus dem Spitzenspiel zu ersteigern. Sturm stellt sie der Sporthilfe zur Verfügung, die Aktion läuft bis 20. Mai läuft.

 

 

 

 

Foto: Red Bull Salzburg/Andreas Schaad.

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