Eishockey

Wie in Kopenhagen ein Punkt gegen die Schweiz wäre Baders Wunder

Auch die ersten zwei Niederlagen zum WM-Start in Bratislava ändern nichts daran: Roger Bader hat in seinen zweieinhalb Jahren als Österreichs Eishockey-Teamchef viel bewegt. Trotz 2:5 gegen Lettland und dem 0:5 gegen Russland. Die Leistungen waren im Prinzip okay, die Muttertags-Niederlage gegen Goldfavorit Russland fiel niedriger aus als ein Jahr zuvor in Kopenhagen. Dort holte Österreich im Startspiel gegen die Schweiz einen Punkt, verlor erst nach Verlängerung 2:3. Ein Punkt gegen die Eidgenossen am Dienstag Abend in der Ondrej Nepela-Arena wäre ein „Bader-Wunder“. Die Nachbarn lachten Sonntag Abend von Platz eins: Auf das 9:0 gegen Italien folgte ein 3:1 gegen Österreich.Bezwinger Lettland, wobei das 2:1 erst in der 57.Minute durch Nico Hischier, den 20jährigen Stürmer der New Jersey Devils fiel. Aber damit sieht sich der Finalist des Vorjahrs im WM-Rhythmus angekommen, Trotz warnender Stimme von Teamchef Patrick Fischer sieht eigentlich keiner Österreich als Gefahr, der Punkteverlust von Kopenhagen gilt als einmaliger Betriebsunfall.

Die Quote 8,00 auf einen Sieg Österreichs (siehe unten) sagt alles.  Die Schweiz gilt als klarer Favorit. Schon allein auf Grund der Tatsache, dass dort das Nationalteam viel mehr geliebt wird als in Österreich, weniger Ausländer spielen dürfen, die Klubs viel mehr Wert auf einheimische Spieler legen, viel mehr Geld in die Nachwuchsarbeit investieren und nicht in zweit-und drittklassige Legionäre wie beim östlichen Nachbarn. Aber Bader und sein Team wollen trotzdem alles versuchen, um nicht nach drei Spielen keinen Punkt am Konto zu haben. Für den 54jährigen Bader sicher ein besonders Match gegen sein Heimatland. Zumal er als Trainer in der Schweizer Nationalliga nie eine echte Chance bekommen hatte. Der Aufstieg mit Uwzil und der Titel bei den Elite-Junioren mit Kloten waren die Highlights des Maschinenbau-Ingenieurs in der Schweiz. In der Nationalliga war er lediglich Co-Trainer. Von 1988-93 beim Zürcher SC. Unter anderem beim ehemaligen tschechischen Teamchef Pavel Wohl, einem großen Namen im Welt-Eishockey. Und bei der Legende Arno Del Curto. Schweizer Journalisten bezeichnen Bader als Del Curto-Schüler.  Bei Kloten schätzte ihn die russische Trainerlegende Wladimir Jursinow als Assistent sehr, empfahl Bader als seinen Nachfolger. Bevor es dazu kam, wurden beide entlassen. Als Bader schon überlegte, in seinen Beruf zurückzukehren, kam der Anruf aus Wien. Von Alpo Suhonen, der einen Ausbildungschef suchte. Die beste Tat des Finnen, als Sportdirektor im Eishockeyverband.

In Pressburg sass Jursinow bei beiden Niederlagen Österreichs oben auf der Tribüne. Sieht er Dienstag die dritte? Die Schweizer haben mit den Nashville-Verteidigern Yannick Weber und Roman Josi, Minnesota-Stürmer Kevin Fiala sowie Hischier drei NHL-Legionäre mehr sowie mit Philipp Kurashev einen 20jähigen Center, der gegen Österreich erst seine achte Partie im Erwachsenen-Eishockey bestreitet. Sollte Dienstag Österreichs Verbandsvize Alexander Gruber zusehen, müsste ihn Kurashev an seine Spielerkarriere erinnern: Denn mit dessen Vater Konstantin spielte Gruber gemeinsam in d er Saison 1991/92 beim WEV. In der kleinen Übergangshalle in der Hopsagasse. Verteidiger Kurashev spielt danach noch je zwei Jahre in Lustenau und Kapfenberg, ehe er seine Karriere in Wien beim nicht mehr existierenden EHC Fischerbräu beendete. Danach war er jahrelang Co-Trainer in Davos. Philipp wurde 1999 in der Schweiz geboren, übersiedelte mit 16 nach Nordamerika zu den Quebec Ramparts in die Junior Hockey League, wurde  2018 von den Chicago Black Hawks gedraftet. Die ihn noch in Quebec weiter spielen ließen, ihn erst in den letzten drei Partien beim Farmteam Rockford in der American Hockey League einsetzten. Reif für seine erste WM ist Kurashev trotzdem,. Vater Konstantin ist Trainer bei Chur.

Bader hat Dienstag Abend wieder acht Verteidiger zur Verfügung. Überlegt noch, welchem Tormann er vertrauen soll. Da Österreich nach dem Schweiz-Spiel am Mittwoch Pause hat, erst Donnerstag gegen Schweden wieder ran muss, fällt das Argument, dass zwei Spiele an zwei Tagen für einen Tormann zu viel sind, weg. Sowohl David Kickert (Bild oben) gegen Lettland als auch Routinier Bernhard Starkbaum gegen Russland überzeugten. Wem soll Bader den Vorzug geben? Er wird auch Tormann-Trainer Reinhard Divis fragen, aber selbst entscheiden. Ausrechnen in Prozenten kann der ehemalige Mathematik-Professor Bader aber nicht, mit wem die Erfolgschancen größer sein werden.

 

Foto: © FOTObyHOFER/CHRISTIAN HOFER.

Meist gelesen

Nach oben