Fußball

Wie Ipoua über Rapid denkt: „Wir waren viel besser“

Wiedersehen mit Sammy Ipoua nach fast zwei Jahrzehnten. Zwei Stunden, bevor er  Ex-Rapidler bei Austrias 1:0 über Sturm Graz auf der  Tribüne sitzt. Er bekam vom  grün-weißen Erzrivalen VIP-Karten. Ein Privileg, das er bei seinem ehemaligen Klub in Hütteldorf noch nicht genießen durfte. Heute trifft der 44jährige, der 19 Jahre nach dem Abschied aus Wien noch immer gut deutsch spricht, Sportchef Fredy Bickel: „Ich versuche seit fünf Jahren Rapid zu helfen. Vergeblich. Obwohl es selbstverständlich gratis wäre.“ Jetzt  gehe es in erster Linie darum, einmal herauszufinden, ob der Schweizer und er die gleiche Philosophie haben, „ob er mir vertraut“. So wie zu seinen aktiven Zeiten Trainer Ernst Dokupil und sein Assistent Herbert Feurer: „Die heben mir wirklich geholfen. Und das, obwohl ich ihnen Probleme bereitete. Das muss ich zugeben.“

Alle bisherigen Kontakte mit dem grün-weißen Sportmanager  Stefan Ebner, den er schon als Legionär kennengelernt hatte, und Bickels Vorgänger Andreas Müller brachten kein Ergebnis. Wird´s jetzt bei Bickel besser? Mit der Vermutung, bei Rapids Scouting sei noch Luft nach oben, dürfte Ipoua nicht so falsch liegen. Er hat Verbindungen in Frankreich, auch durch seine Tätigkeit in der Akademie von Paris St. Germain in Miami Beach, wo 675 Kinder zwischen sechs und 18 Jahren aus den USA, Mittel-und Südamerika trainiert werden. Nach den Methoden, mit denen in Frankreich Stars wie Paris St. Germain-Jungstar Kylian Mbappe, der von Manchester United geholte Anthony Martial und Bayerns Flügelflitzer Kingsley Coman entwickelt wurden. Dafür verlangt Frankreichs Tabellenführer 3000 Dollar pro Kind und Saison. Ipoua coacht die U14 und U15, trainiert noch speziell die Stürmer: „Am Ende einer Saison kommen die Scouts von Paris St. Germain, holen die auffälligsten zum Probetraining nach Paris.“ Die Akademie gibt es erst vier Jahre. Zu kurz, um einen von Miami in den Kader von Paris St. Germain zu bringen.

Die Stürmer, die er nach Hütteldorf vermitteln wollte, aber mit seinen Vorschlägen keine offenen Ohren fand, hätten Rapid vermutlich mehr geholfen als die  derzeitigen, die er Samstag in St. Pölten live in Aktion sah: Das ist einmal Villarreal-Stürmer Cedric Bakambou, jetzt 26 Jahe alt, der  2015 in der Europa League gegen Rapid spielte. Ihn kennt  Ipoua aus dessen Zeit in der Ligeu 1 bei Sochaux. Damals wäre er für Rapid zu haben gewesen. Ähnliches verhehlt es sich Porto-Stürmer Yacine Brahimi, als der noch ein Versprechen bei Rennes war. Der letzte ungehörte Ipoua-Tipp war im Frühjahr der Venzuelaner Sergio Cordova. Jetzt ist der 20jährige in der deutschen Bundesliga  beim FC Augsburg. Der griff zu, als er  bei der U20-WM dieses Jahres Venezuela mit vier Toren ins Finale schoss, holte ihn vom FC Caracas.

Soforthilfe für die Wintertransferzeit im Jänner schließt Ipoua fast aus: „Ich muss erst hören, was Rapid haben will, kann mich dann umsehen. Das geht nicht von heute auf morgen.“ Die Meinung über seine Nachfolger  im Rapid-Dress nach dem Lokalaugenschein beim 5:0-Kantersieg in St. Pölten: „Am Anfang sah ich keinen Niveauunterschied zum Letzten.“ Den besten Eindruck hinterließen auf ihn  Louis Schaub mit sehr guter Technik, Übersicht und Tempo sowie  Tormann Richard Strebinger. Aber für  ihn steht ausser Diskussion: „Wir waren früher viel besser, speziell in der Offensive.“ Damit meinte er die Mannschaft mit Michael Konsel im Tor, Trifon Ivanov und Peter Schöttel in der Abwehr, Didi Kühbauer, Peter Stöger, Zoran Barisic im Mittelfeld, vorne mit Rene Wagner. Stögers Traienrkarriere in Köln und jetzt kurz bei Borussia Dortmund verfolgt er mit Respekt: „Er überrascht mich immer wieder. Als Spieler war er fast zu ruhig, ist immer in der Ecke gesessen. Wenn er aber einmal geredet hat in der Kabine, dann haben ihm alle zugehört. Weil alles Hand und Fuß hatte, was er sagte. Das hat sich offenbar nicht geändert.“

 

 

 

Foto: Peterlinden.live.

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