Fußball

Wie lang hält der „Waffenstillstand“ um Glasner in Wolfsburg?

Oliver Glasner „wagte“ es, die Transferpolitik beim Vfl Wolfsburg zunächst intern, dann auch in der Öffentlichkeit zu kritisieren. Das bekam dem Trainer gar nicht gut. Man warf ihm vor, zwei Tage vor dem wichtigen Match gegen Hoffenheim, seine eigenen Interessen über die des Teams zu stellen. Medial wurde sogar eine rasche Trennung vom Oberösterreicher trotz Vertrag bis 2022 prophezeit, obwohl Wolfsburg nach sieben Runden noch ungeschlagen ist. Freitag kam es zur Aussprache zwischen Sportvorstand Jörg Schmadtke, Sportchef Marcel Schäfer und Glasner (Bild oben). Die von Klubseite danach als konstruktiv bezeichnet wurde, deren Inhalte man nur intern behandle. Keinesfalls sei eine Trennung vom Trainer das Thema gewesen. „Bild“ titelte „Glasner darf bleiben“. Das Wort darf hat einen besonderen Beigeschmack bei einem Trainer, der in seinen bisherigen 41 Spielen  einen Punkteschnitt von 1,46 aufweisen kann.

Mit der  Art von Schmadtke kam schon ein österreichischer Trainer nicht ganz klar, als Schmadtke noch im Tor spielte. Das war Josef Hickersberger bei Fortuna Düsseldorf Anfang der Neunzigerjahre. Als Sportchef wirkt der Zwist mit dem analytischen und normal zurückhaltenden Glasner wie ein Deja-Vu auf Situationen, die bei Schmadtke seit vielen Jahren auf all seinen Stationen vorkamen. Sei es bei Hannover 96, woran sich Emanuel Pogatetz garantiert noch erinnern kann, sei es beim 1. FC Köln mit dem nunmehrigen General Manager der Austria, Peter Stöger, sei es in Wolfsburg mir Glasners Vorgänger Bruno Labbadia. Streit über Transfers und keine Kommunikation, so entfernten sich auch Schmadtke und Stöger voneinander. Dennoch erlebte Köln mit beiden die erfolgreichste Zeit in diesem Jahrtausend.

Schmadtke gilt als etwas eitel.  Für Erfolg möchte er Anerkennung, ohne dass er dies zu Schau stellt. Sonnen sich die Trainer im Erfolg, geht er zu ihnen sofort auf Distanz. Zudem reagiert er schnell beleidigt, wenn seine Ideen nicht akzeptiert werden.  In Wolfsburg versucht er die Vorgaben von VW, Kosten zu sparen, einen Kader aufzubauen, der im Wert steigt, konsequent umzusetzen, eckte aber damit bei Labbadia und auch bei Glasner etwa an. Der an seiner Spielphilosophie festhalten wollte und teure Spieler auf der Wunschliste hatte.

Jetzt herrscht Waffenstillstand. Weil Schmadtke einen Trainer, der erfolgreich ist, nicht feuert. Wie lange geht das gut? Im konkreten Fall  könnte es einen perfekten Mediator geben. LASK-Vizepräsident Jürgen Werner zählt seit vielen Jahren zu Schmadtkes Freunden. Und war gleichzeitig auch Glasners Mentor am Weg nach oben. In dieser Konstellation wird es doch möglich sein, zu vermitteln.

Foto: Vfl Wolfsburg.

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