Fußball

Wie sich das Rapid-Minus um 5,801 893 Millionen reduzierte

In Corona-Zeiten gehören aus Sicherheitsgründen virtuelle Pressekonferenzen zum Tagesgeschäft. Rapid machte eine Ausnahme, lud zu einer „echten“ in die VIP-Räumlichkeiten des Allianz-Stadions. Dort bleib Platz genug für Sicherheitsabstand etc. Der Grund dafür: Die Präsentation des 80 seitigen Geschäftsberichts für das Geschäftsjahr 2019/20, das im Juli endete, durch die Geschäftsführer Christoph Peschek (Bild oben) und Zoran Barisic. Peschek prophezeite noch im Frühjahr wegen der Pandemie ein Minus, das bis zu sechs Millionen betragen könnte, aber es kam ganz anders. Bei einem Umsatz von 42 Millionen, dem vierthöchsten der  Vereinsgeschichte, stand am Ende nur ein Minus von 199.107 Euro.  Ein grün-weißes Zahlenwunder. Also nur ein Mini-Schaden. Für das nächste Geschäftsjahr fürchtete Peschek aber erneut einen größeren, der eine zweistellige Millionenhöhe erreichen könnte.

Pech für Peschek, dass er damit leben musste, dass manche hinter der Trendwende Tricks vermuteten. Wenn der Verlust um 5,801 893 Millionen Euro weniger ausmachte, als von ihm befürchtet, dann müsste dem doch nachgeholfen worden sein. Mit einem Vorgriff auf Sponsorgelder, wie einer vermutete. Peschek dementierte, schien fast etwas daran zu verzweifeln, dass selbst durchaus nachvollziehbare und plausible Begründungen nicht zogen. Etwa, dass Corona „nur“ ein Drittel des Geschäftsjahres betraf. Dass Geschäftsführer, Trainerteam und Spieler auf Teile des Gehalts verzichteten, die Klubangestellten in Kurzarbeit gingen, was die Kosten deutlich reduzierte. Dass 81 Prozent der VIP-Logen-Besitzer und Abonnenten auf die ihnen zustehenden Rückzahlungen verzichteten, die ihnen zugestanden wären, weil die fünf Heimspiele der Meisterrunde nur ohne Publikum ausgetragen werden konnten. 81 Prozent sind jedenfalls ein überzeugender Beweis für den grün-weißen Zusammenhalt. Der aber keine Einbahn ist. Die Investoren des „Crowdfunding“ rund um den Stadionbau bekommen am Ende der Laufzeit von fünf Jahren Ende Dezember eine Million Euro, also die volle Höhe, zurückbezahlt.

9,035 Millionen nahm Rapid durch Sponsoren ein, 7,187 Millionen durch die VIP-Hospitality. Der Erlös aus dem Ticketing machte nur 3,7 Millionen aus, mit Merchandising gab es einen Umsatz von 2,77 Millionen. Da wurde die Idee von Clemens Pieber in Sachen Rapid-Masken zum Hit, an die 90.000 (!) wurden bisher verkauft. Auch Barisic sorgte dafür, dass viel Geld ins Haus kam: Bevor er kam, gab es ein negatives Transfersoldo, in seiner ersten Saison hingegen einen Gewinn von 5,8 Millionen. Zu verdanken vor allem den Verkäufen der Defensivspieler Mert Müldür an Sassuolo und Boli Bolingoli an Celtic Glasgow. Ohne Corona hätte Rapid wieder einen Millionengewinn gemacht. Diese Prognose mussten Peschek alle abnehmen.

Aber dieses und sicher auch das nächste Geschäftsjahr bedeuten sicher das größere Problem. Die Zeiten von Gehaltsverzicht und Kurzarbeit sind vorbei, derzeit zahlt Rapid voll. Hatte bis Anfang November  wenige Einnahmen, derzeit so gut wie gar keine. Und keiner weiß, wie lange noch. Aber Notverkäufe schloss Barisic trotzdem dezidiert aus. Was so viel bedeutet, dass Rapid nicht selbst aktiv wird, für das Toptalent Yusuf Demir schon jetzt Millionen zu kassieren. Die sportlich gute Nachricht für die ausstehenden neun Partien in diesem Jahr: Bis auf Kapitän Dejan Ljubicic und dem erkrankten Dejan Petrovic stehen Trainer Didi Kühbauer alle Spieler zur Verfügung. Auch Taxiarchis Fountas und Filip Stojkovic nach ihren Handbrüchen, Demir nach muskulären Problemen und Marcel Ritzmaier, der in den letzten zwei Partien gefehlt hatte.

 

 

Foto: © FOTObyHOFER/Christian Hofer.

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