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Wie stark ist Katar? Was der WM-Auftakt mit Leogang und der Austria zu tun hat

Anpfiff zur Wüsten-WM Sonntag Abend im 60.000 Zuschauer fassenden Al Bayt-Stadion (Bild oben) mit der Partie zwischen Katar und Ecuador, geleitet vom italienischen Referee Daniele Orsato. Die große Frage: Wie stark ist das Team des Veranstalters? Die Staatsführung investierte viel Geld, um ein konkurrenzfähiges Team zu entwickeln, stieg 2012 beim belgischen Zweitligisten AS Eupen ein, um jungen Talenten den Sprung in den Profifußball zu ermöglichen. Bereits zehn Jahre zuvor hatten dies in Wien bei Rapid zwei Teamspieler von Katar, Saoud Fath und Adel Jadoua, erfolglos probiert. Sie kamen wegen der Katar-Vergangenheit des damaligen Rapid-Trainers Josef Hickersberger nach Hütteldorf.  Der neue Weg scheint gelungen zu sein, wie der überraschende Gewinn bei der Asienmeisterschaft 2019 in den Emiraten zeigte. Mit Siegen über Saudi-Arabien, Südkorea und Japan. Aber seither hat die Mannschaft kein Pflichtspiel bestritten. Nur Tests mit teilweise nicht überzeugenden Resultaten.  Das große Vorbild für Katar heißt Südkorea mit Platz vier bei der WM 2002 im eigenen Land mit dem holländischen Teamchef Guus Hiddink: Die Gruppe gegen Portugal, die USA und Polen gewonnen, im Achtelfinale Italien mithilfe des Referees eliminiert, im Viertelfinale Spanien, das Semifinale gegen Deutschland 0:1 verloren, das Spiel um Platz drei gegen die Türkei 2:3. Kann Katar ähnliches erreichen?

Die Frage wurde Mittwoch in Wien beim Sportsbusiness-Breakfast Club dem Grazer Kommunikationsexperten Andreas Neubauer gestellt. Der arbeitete von 2014 bis 2020 an der vor 18 Jahren gegründeten Aspire-Academy in Doha, an der Katars Teamspieler in Jugendzeiten ausgebildet wurden. Bereits vom 46 jährigen Spanier Felix Sanchez, der 2006 begann, für die Aspire Academy zu arbeiten, 2019 die U 19 übernahm, vier Jahre später die Nationalmannschaft. Mit dem Triumph bei der Asien-Meisterschaft hat er seinen Platz in Katars Fußballgeschichte bereits sicher. Hinter ihm steht mit Landsmann Ivan Bravo, der als Leiter der Aspire Academy und technischer Direktor des Verbands alles plant und lenkt. Er war früher bei Real Madrid „Director of strategy“. Neubauer kennt Bravo und Sanchez sehr gut, prophezeite: „Das Team wird sicher konkurrenzfähig sein, keine schlechte Figur machen!“ Ob es wie bei Südkorea zum Semifinale reichen wird, wagte er nicht zu prophezeien.

Bravos jahrelangen Kontakten nach Salzburg, genauer gesagt nach Leogang zu Hannes Empl, dem Boss der Agentur SLFC, war es zuzuschreiben, dass Katars Team bis Ende September in Wien im Trainingslager war, in Schwechat trainierte, im Happel-Stadion und in Austrias Generali-Arena spielte (0:2 gegen Kanada, 2:2 gegen Chile), ehe es nach Marbella übersiedelte, dort auf der Anlage wie in der dieser Woche Österreichs Team trainierte. Apropos Austria: Bravo zeigte bereits ab Herbst 2020 Interesse, mit seiner Agentur als Investor einzusteigen. Es gab konkrete Verhandlungen.  Im Verwaltungsrat der Austria machten sich der Vorsitzende und sein Stellvertreter, Bank Austria-Chef Robert Zadrazil und Andreas Rudas, für Bravo stark, den Zuschlag bekam vor zehn Monaten die österreichische Lösung mit Jürgen Werner. Als Werner noch LASK-Sportchef war, spielte bei den Linzern im Herbst 2015 der damals 19 jährige Almoez Ali. Weil er keinen Stammplatz bekam, wechselte er nach Spanien. Inzwischen stehen alle Teamspieler bei Klubs der Qatar Stars League unter Vertrag. Er bildet mit Akram Afif im 3-5-2 das Sturmduo. Beide gelten als stärkste Spieler von Katar, wurden bereits mit der U 19 2014 Asienmeister. Beim Sieg im Asien-Cup 2019 stellte Almoez Ali mit neun Toren in acht Spielen einen neuen Rekord auf. Er erzielt auch beim letzten WM-Test, dem 1:0 gegen Albanien vor eineinhalb Wochen in Marbella, den Siegestreffer.

Foto: FIFA.

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