Fußball

Wieder nur nicht belohnt? Rapid hilft weder sudern noch jammern

Als sich die Rapid-Stimme Andy Marek nach dem fünften Spiel in Serie ohne Sieg, dem 0:1 gegen Salzburg, bei 23.200 Fans für die Unterstützung bedankte, folgte der Satz:“Es gibt leider solche Spiele, bei denen man für die Leistung nicht belohnt wird.“ Das ist  eigentlich der Rapid-Refrain nach jedem Match dieses Jahres.  Kapitän Stefan Schwab lag schon richtiger, als er meinte,  man müsse  sich schon selbst an der Nase nehmen, weil man es in der Hand gehabt hätte, alles anders zu gestalten.  58 Prozent Ballbesitz, 56 Prozent Zweikampfquote(bei den Siegern nur 44),  71 Prozent Passquote (bei Salzburg nur 58), 10:2 Ecken, 19:3 Flanken, 19:7 Torschüsse (von den 19 beschäftigten allerdings nur sechs Salzburgs Keeper Walke), das alles ist kein Trost und auch kein Beweis für eine wirklich gute Leistung. Schwab hatte auch recht, als er meinte, Rapid komme aus der derzeitigen Situation nicht durch sudern oder jammern heraus.

An dem Schlager überraschte zu Beginn, das in beiden Teams nur ein Stürmer begann. So als würden sie spielen, um nicht zu verlieren, nicht um zu gewinnen. Bei Rapid kam die Wiederentdeckung  des zuletzt im Mittelfeld eingesetzten Joelinton an vorderster Front überraschend. Gebracht hat es nichts. Salzburgs Coach Oscar Garcia ließ mit Minamino, Oberlin und Wanderson drei Stürmer im Talon, brachte nur den  Südkoreaner Hwang an vorderster Front,  aber fünf Mittelfeldspieler. Den normal im Zentrum sehr talentierten Xaver Schlager am rechten Flügel – eine Fehlbesetzung. Aber am Ende gewann Salzburg doch. Warum?

Wenn Rapid nicht sudert oder jammert, sondern ehrlich zu sich selbst ist, bleibt die  Feststellung, dass bei aller Überlegenheit, trotz Wille, Leidenschaft, Ehrgeiz und Einstellung Hektik statt Ruhe regierte, keine so klare Torchance  herausschaute wie sie Salzburg dreimal vergab. Bei 0:0 durch Laimer, der an Keeper Knoflach scheiterte und mit der Führung im Rücken bei zwei Kontern durch Joker  Oberlin. Und dann muss man auch hinterfragen, ob alle personellen Massnahmen in Grün-Weiß so glücklich waren wie der Rollentausch zwischen Christopher Dibon, der nun einmal der bessere Innenverteidiger ist, und Stephan  Auer, der im Mittelfeld besser zur Geltung kommt.  Aber den durch ein Foul von  Stefan Lainer am rechten Knie verletzten Arnor Traustason durch Tamas Szanto zu ersetzen, dessen Stärken im Zentrum liegen, bedeutete, dass in der zweiten Hälfte über links praktisch nichts mehr ging, nur über rechts durch  Pavelic, der nach 30 Minuten den ersten gefährlichen Torschuss abgab, insgesamt zehn Flanken aus dem Spiel schlug (aber nicht präzis genug) und Schaub. Salzburg gewann durch  einen perfekten Freistoss von Valon Berisha. Da fragt man sich, warum bei Rapid der beste Freistoss-Schütze, der Spezialist für Standards, Steffen Hofmann, für Trainer Damir Canadi nur noch ein Thema als Ergänzungspieler ist. Was bei den Verdiensten des „Fussballgotts“  vor allem stört, ist die Tatsache, dass er nie die Chance bekam,   Canadis Ansicht zu widerlegen. 13 Minuten im Dezember beim 1:3 in Altach, 17 beim 0:0 gegen Admira, drei beim 1:2 in Wolfsberg, insgesamt 33, sind eine zu kurze Zeit, keine Chance.

Rapids Jahrhundertspieler Hans Krankl  bemerkte als Sky-Analytiker völlig richtig,  ohne erfolgreiche Abschlussaktionen  sei alles zu wenig. Ebenso es schon als positiv zu werten, dass die Fans nach Schlusspfiff die Mannschaft anders als eine Woche zuvor nicht wegschickten, als sie sich bedanken kam. Fakt ist: Rapid hat in den letzten fünf Runden nur zwei Punkte geholt, dabei  nur drei Tore erzielt. Heißt 23 Punkte hinter Salzburg, 17 hinter Altach, 15 hinter Austria, 13 hinter Sturm, punktegleich mit Wolfsberg und Admira auf Platz fünf, der jetzt auch gefährdet ist.

Canadi glaubt aber, auf die Leistung gegen Salzburg mehr als aufbauen zu können. Die Situation analysierte er treffender: „Es macht keinen Spaß und es tut weh“. Wie sehr das dem ehrgeizigen Trainer an die Nieren geht, zeigte schon die Tatsache, wie genervt er auf der Pressekonferenz auf  Fragen reagierte, sie nicht beantwortete. Die Botschaft an den  Journalisten vom „Standard“läßt sich mit schreib, was du willst, mir ist das egal, interpretieren.

Nächsten Sonntag gibt´s den nächsten Anlauf  zum ersten Rapid-Sieg dieses Jahres in  Graz gegen Sturm, noch vor der Teampause gastiert der Vorletzte Mattersburg in Hütteldorf. Ex-Rapidler Stefan Maierhofer  will da trotz des am Sonntag operierten Jochbeinbruchs  mit einer Gesichtsmaske unbedingt spielen. So wie er dies 2008 in  Rapids letzter Meistersaison praktizierte. Das verriet Mattersburg-Trainer Gerald Baumgartner, der  Rapids 0:1 beobachtete.

 

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