Fußball

Willkommen in der Hölle: Auf Rapid wartet der Wahnsinn

Seit dem Wochenende stehen sie bereits im Netz. Die Ankündigungen. wonach Rapid und seine Fans Donnerstag Abend rund um das Qualifikationspiel zur Europa League beim slowakischen Tabellenführer Slovan Bratislava die Hölle erwarten wird. Mit Beschimpfungen für Grün-Weiß inklusive (siehe Bild). Die Absender kommen aus der Slowakei sowie aus Wien: Die Ultras von Slovan Bratislava, Zbrojovka Brünn und der Austria. Das ist die Fangruppe der „Unsterblichen“ mit einem sehr rechten Hintergrund, die immer mehr die Nähe zur Slovan-Szene suchte, seit sie  von der Austria praktisch aus dem Verein gewiesen wurde, nicht mehr ins Stadion darf. Aber sogenannte Fanexperten behaupten, dass es zwischen „Unsterblichen“ und einer Gruppe der aktiven Austria-Fans noch immer sehr gute Kontakte gibt. Auch T-Shirts mit einem Rapid-Logo, das rot durchgestrichen wird, sind im Umlauf. Warum man in Brünn auf Rapid böse ist, bleibt etwa rätselhaft. Am Wechsel von Brünns Torjäger Rene Wagner nach Wien kann es wohl nicht mehr liegen. Der passierte nämlich vor 22 Jahren.

Klar, dass die slowakischen Sicherheitsbehörden seit letzten Freitag eifrig am Werken sind, bald kund taten, dass Ansammlungen von Rapid-Fans im Stadtzentrum von Bratislava am Donnerstag aus Sicherheitsgründen unerwünscht sind. Der „Befehl“ nach Hütteldorf: Die Fans, die kommen, müssen in einem Konvoi direkt ins 13.000 Zuschauer fassende Pasienky-Stadion fahren. Dienstag war Rapids Fanservice-Chef Andy Marek zur letzten Besprechung mit den Behörden in Bratislava. 950 Karten bekam Rapid für den Fansektor, 200 auf der Längsseite der Tribüne, also werden  über 1000 Grün-weiß in dem Stadion, das eigentlich Slovans Lokalrivalen Inter gehört, unterstützen. Ein Konvoi mit 20 Bussen fährt  Donnerstag um 17 Uhr von Hütteldorf ab in Richtung Bratislava, an der Grenze werden bereits die slowakischen Polizisten warten. Polizeischutz bekam  Rapids Mannschaft und der grün-weiße Autobus seit der Ankunft in Bratislava am Mittwoch Nachmittag:  Im Hotel, abends beim Training.

Ähnliche Sicherheitsvokehrungen wird es eine Woche später auch im Allianz-Stadion geben: Die Slovan-Fans kommen in Bussen direkt zu ihrer Tribüne. Aber Rapid wird nach den Erfahrungen des Heimspiels im UI-Cup 2007 gut daran tun, praktisch das ganze Stadion „festzunageln“. Vor elf Jahren musste die Wiener Polizei bereits nach 23 Minuten den Slovan-Sektor auf der Osttribüne stürmen, als die Fans der Slowaken Sesseln aus ihren Verankerungen rissen, sich anschickten, das Absperrgitter niederzureißen.  Kein gutes Zeichen, sondern eigentlich Wahnsinn, wenn man vor den Spielen mehr über Sicherheit, möglichen Randalen, als über Fußball redet.

Auch wenn angesagte Kriege einem gängigen Sprichwort nach nicht stattfinden: Auf Rapid wartet sicher eine feindselige, belastende Atmosphäre. Da wird es einen guten Schiedsrichter brauchen. Es pfeift der Pole Pawel Raczkowski. Und im 300. Pflichtspiel  des 31jährigen Innenverteidigers Mario Sonnleitner im Rapid-Dress eine bessere Leistung als letzten Samstag beim 1:1 in Altach. Er ist wieder erste Wahl, weil Christopher Dibon noch immer und Max Hofmann neu ausfallen. Die Muskelverletzung von Hofmann so kurz nach der Vorbereitung befeuerte ebenso die Zweifel an der grün-weißen Fitness wie der jeweilige Rückfall in der zweiten Hälfte beim 3:0 gegen Admira und gegen Altach. Heute kann und muss Rapid den Gegenbeweis liefern, sonst kann der Aufstieg gegen die slowakische Legionärstruppe in Gefahr geraten. Dabei ist die Qualifikation für die Gruppenphase ein Ziel, das Präsident Michael Krammer und Sportchef Fredy Bickel als realistisch betrachten. Sonnleitners Rezept klang richtig: „Wir müssen alles, was rund um das Spiel passiert, ausblenden.“

Sieben Neue leistete sich Slovan Pressburg. Präsident Ivan Kmotrik, ein umstrittener Geschäftsmann, hat den finanziellen Background. So konnte es sich Trainer Martin Sevela leisten, Sonntag beim 2:1-Sieg in der Meisterschaft bei Michalovce fünf Mann der Besetzung zu schonen, die sein Kollege Goran Djuricin drei Tage  zuvor beim 3:1-Heimsieg in der Qualifikation gegen  Balzans aus Malta beobachtet hatte. Darunter den spanischen Mittelfeldlenker Nono, den slowenischen Torjäger Andraz Sporar sowie die schnellen Außenbahnspieler aus Marokko und Serbien, Moha und Aleksandar Cavric. Sevela wälzt persönliche sportliche Revanchegedanken: 2016 war er im Play off zur Europa League mit dem slowakischen Meister Trencin an Rapid gescheitert. Daheim 0:4 verloren, im Allianz-Stadion die ersten Gastmannschaft, die mit 2:0 einen Sieg feiern konnte.

Noch schwerer als Rapid bei der Europacuppremiere von Djuricin als Trainer im Pasienky-Stadion wird er es der LASK haben, im sehr lauten Vodafone-Park von Istanbul gegen  Besiktas vor erwarteten 35.000 Zuschauern zu bestehen. Im Abwehrzentrum der Türken spielen der kroatische Vizeweltmeister Domagoj Vida und der ehemalige Real Madrid-Haudegen Pepe aus Portugal, sein Landsmann Ricardo Quaresma, de im September 35 wird, zaubert noch in der Offensive. Der Spanier Alvaro Negredo und der Brasilianer Vagner Love wissen, wo das Tor steht, die Holländer Ryan Babel und  Jeremain Lens sorgen an den Flanken für Betrieb. Trainer Senol Günes, der als Teamchef die Türkei bei der WM 2002 sensationell auf Platz drei geführt hatte, kann stur sein: Davon weiß  Österreichs Teamstürmer Marc Janko ein Lied zu singen, seit ihn  Günes vor fünf Jahren bei Trabzonspor einfach links liegen gelassen, ihm ein Solotraining ohne Mitspieler verordnet hatte. Der einzige Vorteil des LASK: In der Türkei beginnt die Süper Lig erst Ende August.

Die leichteste Aufgabe, aber auch die, bei der man eigentlich imagemäßig nichts gewinnen, nur verlieren kann, hat Sturm Graz mit Zypern Cupsieger AEK Larnaca. Vor dem Heimspiel verkleinerte Sportchef Günter Kreissl den Kader: Er löste den Vertrag mit dem 24jährigen norwegischen Mittelfeldspieler Martin Ovenstad, der nie richtig auf Touren kam.  

 

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