Fußball

Windtner hat künftig vier Vizepräsidenten

Am Tag nach dem 1:1 von Dublin sah Marcel Koller im Sonnenseestadion von Ritzing gemeinsam mit Sportchef Willi Ruttensteiner und Generalsekretär Thomas Hollerer das 2:1 der U21 im Test gegen Ungarn, den 31. Sieg von Werner Gregoritsch in seinem  50. Länderspiel auf der Bank, in dem er 19 Spieler einsetzte, nach dem er versprach: „Wir haben  eine Mannschaft, die viele Tore schießen kann.“ Ein Satz, der Koller derzeit wohl kaum über die Lippen kommen, den man ihn auch kaum abnehmen  würde. Am Abend sprach sich  Ex-Teamstürmer Walter Schachner im  „Servus TV“-Talk aus dem Salzburger Hangar 7  für eine Vertragsverlängerung mit dem Schweizer nach der  Qualifikation aus. Damit dürfte Schachner derzeit zu einer Minderheit in der Alpenrepublik  zählen.

Klar ist, dass ÖFB-Präsident Leo Windtner vor dem 2. September, dem Match gegen Wales in Cardiff, nicht die Teamchefpersonalie diskutieren will. Die Aufforderung an die Fans, schon jetzt  Abos für die Herbst-Heimspiele gegen  Georgien und Serbien, zu kaufen, beweist großen Optimismus, ist aber auch etwas kühn. Denn schon zum Georgien-Spiel könnten die  letzten Hoffnungen auf die erste WM-Teilnahme seit 1998 dahin sein, wären  damit Diskussionen über Koller nicht mehr aufzuhalten. Diskutieren wird Windtner bereits nächsten Sonntag müssen. Über seine dritte Ära auf der ÖFB-Generalversammlung im  Kongresszentrum von Zell/See. Schön langsam sickert durch, welche Gegenleistungen Windtner bringen musste, um vom Wahlausschuss einstimmig als einziger Kandidat  vorgeschlagen zu werden. Drei Wochen zuvor gab es in diesem Gremium ja nur  drei Stimmen für ihn, aber sieben dagegen. Wie man hört, ist der Preis für die Trendwende ziemlich hoch.

Ab Sonntag wird es aller Voraussicht nach wieder vier Vizepräsidenten unter Windtner geben. Eine Konstellation, die zu Beginn seiner Ära, nach dem freiwilligen Rückzug von Vorgänger Friedrich Stickler im Herbst 2008, abgeschafft wurde.  Nach achtjähriger Pause wird sie jetzt wieder aktuell: Je ein Vizepräsident kommt aus der Bundesliga, der Region West, Mitte und Ost. Wer will, kann das als positives Zusammenrücken sehen, aber in Wahrheit ist es etwas anderes: Die Landesfürsten wollen und werden wohl damit auch Windtners Machtbefugnisse einschränken, mehr als in den letzten Jahren mitbestimmen. In allen Fragen, auch der des Teamchefs. Kein Alleingang mehr für Windtner und seinen Sportchef Ruttensteiner, wie vor sechs Jahren bei Koller, den sie einsetzten. Daher wird sozusagen das ehemalige Direktorium revitalisiert.

Wenn es einige Landesverbände darauf anlegten, Windtner durch die Diskussion im Vorfeld etwas zu beschädigen, um das zu bekommen, was sie wollten, dann ist ihnen das gelungen. Hätten sie einen ernst zu nehmenden Gegenkandidaten gefunden und es auf eine Kampfabstimmung ankommen lassen, wäre es noch enger geworden.

 

 

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