Fußball

Wintertransfers über Frankies Gegengeschäfte

Aufsteiger St. Pölten setzt die ersten Akzente in der Wintertransferzeit. Zwei Legionäre weg, zwei andere her. Alles funktioniert über Gegengeschäfte von Sportchef Frankie Schinkels mit dem  Vorarlberger Manager Horst Zangl. Der machte sich erstmals im Geschäft einen Namen, als er Altach nach dem ersten Aufstieg unter Michael Streiter 2006 zwei starke Legionäre aus Costa Rica (Abwehrchef Chinchilla und Einfädler Ledezma) sowie einen jungen Brasilianer namens Leonardo vermittelte, der anfangs für Tore am Fließband sorgte. An St. Pöltens Aufstieg war Zangl mit der Vermittlung des Senegalesen Cheikhou Dieng beteiligt, der mit sechs Toren und drei Assists einiges dazu beitrug, ehe er in die Türkei zu Basaksehir Istanbul wechselte.

Nach dem Aufstieg funktionierte es nicht mehr so gut.  Zangl, der von St. Pöltens Spielern auch die Abwehrrecken Huber und Petrovic, Mittelfeldspieler Martic sowie den Spanier Segovia  berät, vermittelte mit den Holländer Luckassen und Lumu zwei Spieler, die nicht wirklich halfen, sich als Nieten erwiesen. Dass sie jetzt von der Lohnliste  kamen, funktionierte  unter einer im Transfergeschäft nicht unüblichen Bedingung: St. Pölten  musste dafür wieder zwei Spieler von Zangl übernehmen. Also ein Gegengeschäft. Beide  kommen aus Senegal. Der 27jährige, 1,93 Meter große  Innenverteidiger Babacar Diallo stand zuletzt in Finnland beim Siebenten Kuupion Palloseura unter Vertrag, für den er 2016 31 Spiele absolvierte.  Damit macht Zangl zwar „seinen“ Spielern interne Konkurrenz, aber so läuft das nun einmal in der Szene. Lieber das Geschäft selbst machen als es einem anderen zu überlassen. In der Veikkauslliga wurde vor St. Pölten schon  Wolfsberg fündig. Mit dem 26ährigen Jamaika-Teamstürmer Dever Orgill,  bei Meister IFK Mariehamn mit zwölf Treffern bester Torschütze.

Den zweiten Zangl-Schützling nahm St. Pölten mit Handkuss:  Publikumsliebling Dieng kehrt zurück. In Istanbul beim türkischen Sensationstabellenführer Basaksehir verletzte  er sich schon in der ersten Runde am Knöchel, musste wochenlang pausieren, kam danach nicht mehr zum Einsatz. Jetzt kann er an alter erfolgreicher Wirkungsstätte leihweise bis Sommer wieder Spielpraxis tanken. Basaksehir übernahm auch noch Teile seines Gehalts. Ein gutes Gegengeschäft für Frankie.

Zuletzt in der Türkei ebenfellas nicht zum Zug kam einer, der im Moment bei St. Pölten ebenso auf Probe trainiert, wie auf Vermittlung von Andi Herzog der Amerikaner Alex Ramos , der Sohn des ehemaligen Teamspielers (auch bei WM 1990 in Florenz gegen Österreich) und jetzigen u20-Teamchefs Tab Ramos: Ümit Korkmaz, 31jähriger Ex-Teamspieler, in Rapids letzter Meistermannschaft der 2008 absoluter Favorit der Westtribüne im Hanappi-Stadion. Ihn schob Rizespor, der Klub von Jakob Jantscher, bereits im Juli auf das Abstellgleis, daher nach neun Jahren Rückkehr nach Österreich: „Anschauen kostet nichts“ sagte Schinkels zurecht. Wenn Korkmaz, der auch bei Ried ein Thema war, fit ist, kann er St. Pölten sicher helfen.

Nur hat die Sache einen „delikaten“ Beigeschmack: Korkmaz steht  auf der Homepage von Max Hagmayr, einen der führenden Manager der Szene, unter den 76 Spielern, die er unter seinen Fittichen hat. Ebenso  der Pole Tomasz Wisio. Und der hatte bei St.Pölten ebenso wie Daniel Beichler, der inzwischen nicht mehr zu Hagmayrs Klienten zählt, Schwierigkeiten, die durch eine Initiative  der  Spielergewerkschaft sogar gerichtsanhängig wurden: Er durfte nicht mehr mit der Kampfmannschaft trainieren. Das Gericht entschied zwar für Wisio, aber der  Routinier ist dennoch kein  Thema mehr. Hagmayr hatte trotzdem keine Bedenken, Korkmaz nach St. Pölten zu „schicken“. Aber in der Transferzeit darf einen nichts überraschen.

 

 

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