Fußball

Wöber und Ajax: „Bei den besten jungen Spielern der Welt!“

Als Rapid am 4. August 2015 Ajax Amsterdam aus der Qualifikation zur Champions League eliminierte, sprang Max Wöber nach dem Siegestor von Louis Schaub zum 3:2 in der Ajax-Arena daheim in Wien vor dem TV-Schirm jubelnd in die Höhe. Knapp zwei Jahre später wird die Stätte des letzten großen Rapid-Triumphs zur neuen  sportlichen Heimat des 19jährigen Innenverteidigers. Schaub ließ es nach seiner Sternstunde nie zu solch konkreten Gesprächen mit Ajax kommen wie jetzt Wöber. Der ist mehr als hundertprozentig davon  überzeugt, Dienstag mit dem Flug nach Amsterdam den nächsten richtigen Schritt in seiner Laufbahn getan zu haben: „Ajax ist bekannt dafür, die besten jungen Spieler der Welt auszubilden und zu fördern. Dass sie mich dazu rechnen, macht mich stolz.“ Und Rapid viel reicher. Ajax zahlte für Wöber mit 7,5 Millionen vorerst 2,5 Millionen mehr als für den letzte Woche um 40 Millionen zu Tottenham transferierten Davison Sanchez vor zwölf Monaten. Ein Wahnsinnsjahr für den Linksfuss, das für ihn auf Rapids Ersatzbank und in Österreichs U19-Team begann. Jetzt ist er bei Ajax, steht erstmals im Kader der Nationalmannschaft. Alles in sieben Monaten. Ging sehr, sehr schnell.

Die erste Absage an Ajax nach dem Lokalaugenschein im Juni war ihm nicht leicht gefallen. Vor allem wegen der Infrastruktur, die er im Ajax-Trainingszentrum bewunderte: Ein Hotel, ein Restaurant, ein Rasenteppich auf allen Trainingsplätzen, darunter  einer in der Halle. Die Spieler erhalten alle möglichen Hilfen, darunter von einem Ernährungspezialisten. Künftig bekommt Wöber dort Frühstück, Mittagessen, kann das Abendessen mit nach Hause nehmen, was ihm sehr taugt. Da kommt man sich im Vergleich zu Wien wie im Fußballparadies vor. Auch wenn für Wöber früher Manchester United sein Nonplusultra war.

Jetzt ist es Ajax: „Mir taugt die Philosophie des Klubs.“ Für die noch Johan Cruyff zuständig war. Kein Schritt im Ajax-Trainingszentrum, in dem man nicht durch lebensgroße Bilder an die verstorbene Ajax-Ikone, den der 1998 geborene Wöber  nie spielen sehen konnte, erinnert wird.  Dessen Rückennummer 14 keiner mehr tragen darf. Bei Ajax wird er sicher bald einige Videos aus der Cruyff-Ära sehen. Auch sein neuer Trainer ist eine lebende Erinnerung an Cruyff: Der 48jährige Marcus Keizer, der letzte Saison die U23 trainierte, ist der Cousin des heuer verstorbenen Piet Keizer, in der Spielerära Cruyffs sein kongenialer Partner als Linksaußen. Das Angriffstrio mit Swart, Cruyff und Keizer galt als eines der kreativsten, das es je gab, Piet Keizer wurde sechsmal Meister, dreimal Europacupsieger einmal Weltpokalsieger. Titel will Wöber auch mit Ajax unbedingt gewinnen. So wie Sportchef Marc Overmars, der ihn holte, oder Manager Edwin van der Sar, der ehemalige Klassetorhüter. Beide gewannen 1995 im Wiener Happel-Stadion  mit Ajax die Champions League. Das schaffte  der neuer Wöber-Klub seit damals nicht mehr.

„Ajax schenkt 18jährigen Spielern das Vertrauen, auch wenn es gegen absolute Topteams wie Real Madrid, Bayern oder Manchester United geht. Und entzieht es ihnen nicht, wenn es nicht funktioniert, sondern klare Niederlagen gibt. Das imponiert mir, denn nur so kann man Spieler entwickeln“, hofft Wöber auf einen ähnlichen Effekt. Dass Ajax auch den Plan hat, ihn mit  Gewinn weiter zu verkaufen, ist ihm bewusst, stört ihn nicht: “ Das würde heißen, dass ich mich ständig verbessere. Und deshalb ging ich auch zu Ajax.“ Er weiß genau, was er will. Heinz Schilcher war bisher der erfolgreichste Österreicher bei Ajax, gehörte 1972 und 1973 zur Truppe um Cruyff, die Europa beherrschte, zweimal den Eurpacup der Meister gewann. Felix Gasselich feierte mit Ajax 1984/85 den Meistertitel, als Marco van Basten und Frank Rijkaard das Spiel prägten. Bei Trainer Johan Cruyff kam der Abschied. Jetzt liegt´s an Wöber, ein neues Erfolgskapitel zu schreiben.

Mittwoch feilschte Rapids Sportchef Fredy Bickel mit van der Sar und Overmars, der ein 50 Millionen-Angebot von Monaco für den 19jährigen dänischen Stürmer Kaspar Dolberg ablehnte, noch um die letzten Details, sprich um die Beteiligung bei einem Weiterverkauf. Eine zweistellige Prozentzahl dürfte es nicht werden. Wöber flog nicht mit nach Norwegen, um live das Europa League-Play-off bei Rosenborg Trondheim nach der 0:1-Heimniederlage zu sehen, sondern trainierte mit der zweiten Ajax-Mannschaft.

 

 

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