Fußball

Wöber verabschiedete sich bereits am Sonntag

Max Wöber verabschiedete sich von den Rapid-Fans mit einem Turban. Mit dem musste er Samstag im Finish beim 1:2 gegen Tabellenführer Sturm Graz wegen eines erlittenen Cuts über dem rechten Auge spielen, das danach mit sechs Stichen genäht wurde. Von den Mitspielern und dem Trainerteam verabschiedete er sich am Tag danach beim Training, Dienstag steigt er ins Flugzeug nach Amsterdam. Um dort den sportmedizinischen Check bei Ajax zu absolvieren.Wenn sich die Vereine auf den Transfer einigen, wartet ein Vierjahresvertrag auf den 19jährigen Innenverteidiger. Von der Einigung kann man ausgehen. Wöber wird erst nächste Woche zurückkehren, wenn er zu Österreichs U21 kommt. Ob er nächsten Sonntag schon für Ajax in der Eredivisie bei Venlo debütiert, ist offen.

Normal heißt es bei Übertritten stets, die Klubs haben sich geeinigt, Stillschweigen über die Transfersumme zu bewahren. Rapid rückte hingegen heraus, um wie viel es beim bisherigen grün-weißen Rekordverkauf geht. 7,5 Millionen Sockelbetrag, dazu eine zehnprozentige Beteiligung beim Weiterverkauf. Wenn sich Wöber weiter so entwickelt wie bisher, von schwereren Verletzungen verschont bleibt, dann kommt Rapid  bei den explodiereden Transfersummen garantiert auf den zweistelligen Millionenbetrag, von dem die Rede war. Denn Ajax bedeutete für Wöber  sicher den richtigen nächsten Schritt in Richtung einer der europäischen Topligen. Nach nur 25 Pflichtspielen gleich in die deutsche Bundesliga, nach England oder Spanien zu übersiedeln, das könnte zu riskant sein. Ajax ist die richtige Bühne für den nächsten Schritt. Das sieht man schon, wenn man die Ajxx-Aufstellung vom 3:1-Sieg gegen Groningen am Sonntag betrachtet:  Da spielten zwei 18jährige (Innenverteidiger Matthijs de Ligt und Flügelflitzer Justin Kluivert, der Sohn des früheren Torjägers), zwei 19jährige (Tschechen-Stürmer Vaclav Cerny und der Däne Kaspar Dollberg),  drei 20jährige (die Mittelfeldspieler Freddie de Jong und Donny van den Beek sowie der Brasilianer David Neres). Bei Ajax kriegen junge Spieler mit guten Anlagen, die Wöber bereits bewiesen hat, die Möglichkeit, sich weiter zu entwickeln. Mit De Ligt und Wöber hätte Ajax die jüngste Innenverteidigung Europas.

Rapid wollte mit der detaillierten Offenlegung des Millionenregens den nach dem verpatzten Saisonstart  enttäuschten Fans zeigen, dass praktisch keine andere  Wahl bleibt, als den derzeit besten Abwehrspieler ziehen zu lassen. Auf so viel Geld kann Rapid nicht verzichten. Ein Schritt der Selbstverteidigung. Der Wunsch von Sportchef Fredy Bickel, Wöber noch am Samstag gegen den LASK, gegen den Grün-Weiß drei Punkte wie einen Bissen Brot braucht, zur Verfügung zu haben, läßt sich nicht realisieren. Da stehen Rapid mit Max Hofmann und Mario Sonnleitner wohl nur zwei Innenverteidiger zur Verfügung, mit Stephan Auer eine „Notvariante“. Altach wird  Rapids Wunschkandidaten, den 26jährigen brasilianischen Linksfuss  Lucas Galvao, erst nach dem Play-off zur Europa Liga am Donnerstag bei Maccabi Tel Aviv ziehen lassen. Dort geht es  auch für Altach um Millionen. Zwar um nicht so viele wie bei Wöber, aber immerhin.

Wöber wird bei Ajax sicher so eine gute Figur machen wie ein andere ehemaliger Rapid-Innenverteidiger derzeit  in Deutschland beim SC Freiburg: Philipp Lienhart.  Der Unterschied: Lienhart bestritt kein Spiel in Rapids Kampfmannschaft, bevor er das sensationelle Angebot von Real Madrid bekam. Sonntag lobte Freiburgs Kulttrainer Christian Streich Lienhart nach dessen ersten Spiel in der Bundesliga beim 0:0 gegen Eintracht Frankfurt: „Ich hätte gerne fünf Lienhart  zum Ausbilden.“ Die sachliche, ruhige Art des Niederösterreichers kommt gut an. Ähnlich tickt auch Wöber. Zusammen gespielt haben sie bisher nur in der Schplerliga für das Gymnasium in der Marolintgergasse sowie bei Werner Gregoritsch in Österreichs U21. Eine weitere Parallele. Beide lassen sich vom Holländer Rob Groener und seinem Wiener Statthalter Walter Künzel beraten. Und fuhren bisher sehr gut damit. Auch Louis Schaub schätzt deren Rat. Ebenso das größte Offensivtalent in Grün-Weiß, Kelvin Arase.

 

 

Foto: © FOTObyHOFER/CHRISTIAN HOFER.

Meist gelesen

Nach oben