Fußball

Wurden Rapid-Fans kurz Austria-Mitglieder, um Derbykarten zu bekommen?

Gemeinsame Medienauftritte von Rapid und Austria vor dem Derby sind eine Fehlanzeige. Warum sollte es vor dem 336. Duell der Erzrivalen am Sonntag anders sein? Also machte zwei Tage zuvor Gastgeber Austria genau zu High Noon, um 12 Uhr, in der Generali-Arena den Anfang, 90 Minuten später folgte Rapid im Hütteldorfer Allianz-Stadion. Zwei Journalisten ließen sich beide Termine nicht entgehen. Die Stimmung bei Violett wirkte gelassener, nicht so angespannt wie bei Grün-Weiß. „Es kann bei uns nichts mehr passieren, um diese Saison als eine schlechte zu bezeichnen“, behauptete Trainer Manfred Schmid. Einen Satz, den Kollege Ferdinand Feldhofer im Westen Wiens  nicht in den Mund nahm. Schon Rang drei bedeutet gegenüber vergangener Saison einen Rückschritt, auch wenn der mit dem begonnen Umbruch, den Einsatz von vielen jungen Spielern begründet wurde. Wenn auch der dritte Platz hinter Red Bull Salzburg und Sturm Graz  im Finish nicht geschafft werden sollte, dann gelang nicht die Schadensbegrenzung, sondern war es doch eine enttäuschende Saison.

Die Austria schickte ihre Spieler in der Derbywoche auf Goodwill-Tour in den Bezirk. Kapitän Markus Suttner, für den es ebenso wie für Alexander Grünwald das letzte Derby sein wird, Marko Djuricin und Noah Ohio waren in den Favoritner Parks unterwegs. Setzten dort mit Kindern Obst und Gemüse ein, zeigten dabei wie Suttner (Bild oben) große Geduld. 13.000 Karten sind verkauft. Das feiert Austrias Führungsetage als Erfolg, da es keinen freien Vorverkauf gab, nur Mitglieder und Abonnenten Tickets bekamen. Dazu habe man sich nach zahlreichen Wünschen der violetten Fangemeinde entschlossen. Möglichst wenige Rapid-Fans auf der Tribüne, nur 1600 im Gästesektor, damit alles leichter zu kontrollieren. Die Generali-Arena hat ein offizielles Fassungsvermögen von 17.656 Plätzen. Wie es derzeit aussieht, verzichtet die Austria so auf Einnahmen in sechsstelliger Höhe. Ob man sich dies angesichts der violetten Finanzsituation so ohne weiteres leisten kann und sollte?

In Hütteldorf ist man von einer merk-und hörbaren Unterstützung durch die grün-weißen Fans überzeugt. Da gibt es sogar die Geschichte von einigen, die gar nicht so wenige gewesen sein sollen, die offiziell Austria-Mitglieder wurden, um an Karten heranzukommen. Nach dem Derby würden sie vom Recht, die Mitgliedschaft wieder zurückzulegen, dann Gebrauch machen. Unter dem Motto der Zweck heiligt die Mittel. Wenn´s nicht stimmt, dann war´s zumindest ein lustiger Gedanke. Sportlich verrieten Schmid und Feldhofer wenig. Schmid gab zu, dass es sich mit einem Derbyeinsatz des in Wolfsberg am Sprunggelenk verletzten Matthias Braunöder nicht ausgehen wird. Die er den Ausfall von ihm und des gesperrten Eric Martel zu kompensieren versucht, verriet er nicht. Sicher wird Vesel Demaku im Einsatz sein, obwohl er im Juni zu Sturm Graz wechselt. Ob Austrias letzter Derbytorschütze Marco Djuricin Sonntag anders als in den letzten drei Runden erste Wahl sein wird, ließ Schmid offen, schloss es nicht aus. Aber gar nichts habe dies damit zu tun, dass Austria für kommende Saison bereits den Torjäger von Austria Lustenau, Haris Tabakovic, verpflichtete. Der auf der Djuricin-Position spielt.

Einen Rapid-Spieler kennt Schmid ganz genau. Nämlich Innenverteidiger Kevin Wimmer, den er zwei Jahre lang trainierte, als er beim 1. FC Köln Assistent von Peter Stöger war: „Ich kenne seine Schwächen genau“, lächelte Schmid. Auch danach werde sich die Aufstellung richten. Wie Rapid versuchen wird, den Ausfall von Ferdy Druijf zu kompensieren, blieb Feldhofers Geheimnis: „Es gibt verschiedene Ansätze“. Den Satz hörte man zuvor auch von Schmid zur Mittelfeldbesetzung. Ob Tormann Paul Gartler fit genug ist, um das Comeback zu feiern, wird laut Feldhofer erst Samstag intern geklärt. Da spielt auch Tormanntrainer Jürgen Macho eine wichtige Rolle. Bekanntgegeben wird es erst 90 Minuten vor dem Anpfiff.

Keine Aufregung verursachte der Türkei-Trip von Yusuf Demir am letzten Wochenende zum Meisterstück von Trabzonspor, dem 2:2 gegen Antalyaspor. Weil er dazu von Feldhofer freibekam. Die Frage, ob Demir wirklich nur den ersten Titel von Trabzonspr seit 38 Jahren live vor Ort feiern wollte, weil seine Familie aus der Stadt kommt, er ein Fan des Klubs ist, oder eventuell auch ein Veränderungswunsch dahinter steckt, beschäftigt Sport-Geschäftsführer Zoran Barisic nicht. Weil er bisher keine Anfrage um Demir in seinem E-Mail-Account fand.

Foto: FK Austria.

4

Meist gelesen

Nach oben