Trotz Corona-Pause erledigt der deutsche Meister Bayern München seine wichtigen Personalien. Zwei Tage nach der prinzipielle Einigung mit Thomas Müller, seinem dienstältesten Spieler, kam die Vollzugsmeldung über Trainer Hansi Flick: Er bleibt bis 2023, verlängert für drei Jahre. Bisher war die Trainerära von Flick, der von 1985 bis 1990 bei Bayern gespielt, dabei im Oktober 1986 beim 2:0 im Europacupspiel gegen die Wiener Austria im Münchner Olympiastadion das Führungstor erzielt hatte, eine Erfolgsstory: Letzten Sommer holte ihn Trainer Niko Kovac als Assistent. Vor genau fünf Monaten, am 3. November wurde Flick sein Nachfolger, als Kovac gehen musste. Unter Flick gewann Bayern 18 von 21 Spielen, ist damit als einzige deutsche Mannschaft noch in drei Wettbewerben vertreten. Führt in der Bundesliga die Tabelle an, empfängt im Semifinale des Pokals Eintracht Frankfurt und steht in der Champions League nach dem 3:0 im Hinspiel des Achtelfinales gegen Chelsea an der Stamford Bridge mit mehr als einem Bein in der Runde der letzten acht.
Die Erfolge, die Art, wie Bayern spielte und seine Menschenführung sprachen für die Verlängerung mit dem 55 jährigen Flick, der die Gespräche mit Vorstandschef Karl Heinz Rummenigge, Vorstand Oliver Kahn, und Sportchef Hasan Salihamidzic trocken kommentierte: „Wir haben die Ausrichtung für die nächsten drei Jahre festgelegt“. Dabei sicherte sich Flick, der 2014 bei Deutschlands Weltmeistertitel in Brasilien Assistent von Teamchef Jogi Löw war, ein Vetorecht bei Transfers. Darauf bestand Flick, der vor der Zeit bei Löw 2006 für elf Spiele Co-Trainer bei Red Bull Salzburg unter Giovanni Trapattoni war.
Durch die Verlängerung mit Flick war der Freitag auch ein Freudentag für David Alaba. Weil er in den fünf Monaten mit Flick zum neuen Abwehrchef avancierte. Der auch nie ein Hehl daraus machte,wie sehr er Österreichs Teamspieler schätzt: „Er ist unser Abwehrspieler, der am meisten spricht und eine super Entwicklung hinter sich hat. David spielt konsequent gegen den Ball, kann aber genauso das Spiel eröffnen, sodass er als Innenverteidiger alle Anforderungen top erfüllt.“ Viel mehr Lob geht nicht mehr. Könnte also durchaus sein, dass die Vertragsverlängerung mit Flick die Entscheidung Alabas über seine Zukunft beeinflusst, er den 2021 auskaufenden Vertrag in absehbarer Zeit verlängern wird.
Der neue Vertrag mit Flick überstrahlte alles andere in der deutschen Fußballszene. Etwa, dass bei Eintracht Frankfurt die zweiwöchige Quarantäne wegen zwei infizierter Spieler vorbei war, Martin Hinteregger und Stefan Ilsanker Freitag wieder auf Rasen trainieren konnten: „Es tut sehr gut, den frischen Rasen zu riechen, gegen den Ball zu treten“, freute sich ihr Landsmann Adi Hütter. Der Trainer hatte die 14 Tage in seiner Wohnung auch dazu benützt, die Sternstunden der Menschheit von Stefan Zweig zu lesen, Bei Wolfsburg halfen Freitag sechs Spieler in Supermärkten mit, die Waren einzuräumen. Darunter auch die Österreicher Xaver Schlager und Pavao Pervan.