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Zu wenig zum Abheben, zu gut, um am EM-Erfolg zu zweifeln

Eigentlich war es ein perfekter EM-Test, das 2:1 (2:1) von Österreich gegen Serbien vor 37.800 Zuschauern im Happel-Stadion, bei dem aus der Fankurve nicht nur „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“-Sprechchöre ertönten, sondern auch Kampfansagen wie „Frankreich, wir kommen“. Wenn Ralf Rangnicks Team am 17. Juni in Düsseldorf gegen Frankreich über 90 Minuten so gut spielen sollte wie in den ersten 20 Minuten gegen die Serben, dann ist auch eine Sensation möglich. Die Startphase mit zwei Toren innerhalb von 2:16 Minuten zwischen der 10. und 13. Minute, dem Doppelschlag durch Kevin Wimmer (erstes Tor für Österreich) und den herausragenden Christoph Baumgartner (14. Treffer im Teamdress) war nämlich nahe an der Perfektion. Hohes Tempo im Spiel, viel Agressivität, Pressing, perfektes Umschalten wie beim zweiten Tor.  Auch die Effizienz passte.

Als sich die körperlich überlegenen Serben richtig zu wehren begannen, da war es mit der spielerischen Herrlichkeit vorbei. Die Serben sorgten für ein wirklich intensives Match mit vielen Zweikämpfen, in denen Österreich aber bewies, auch dagegen halten zu können. Trotz des Anschlusstors von Salzburg-Legionär Strahinja Pavlovic kam Österreich nicht richtig ins Wackeln. Setzte den „Befehl“ von Rangnick, bei der Europameisterschaft die Mannschaft mit dem besten Teamwork zu sein, die auch am besten verteidigt, schon gut um. Bei aller optischen Überlegenheit, zu klaren Ausgleichschancen kamen die Serben nicht. Da war Österreich dem 3:1 bei einem Sitzer von Joker Andreas Weimann näher, als er beim Versuch, Tormann Vanja MilinkovicSavic zu überspielen, scheiterte.

„Wir sind bereit für die EM“, sagte Rangnick nachher völlig zu Recht. Der Test war geradezu ideal: Nicht glanzvoll genug, um abzuheben und in Euphorie zu verfallen, was ohnehin schlecht wäre, aber auch viel zu gut, um am EM-Erfolg zu zweifeln. Auch weil alle vier eingesetzten Innenverteidiger überzeugten: Kevin Danso und Max Wöber von Beginn an, Philipp Lienhart in seinem ersten Kurzeinsatz seit Jänner und Leopold Querfeld nach ihrer Einwechslung. Durchaus positiv auch Alexander Prass als Linksverteidiger und Alternative zu Phlipp Mwene sowie Florin Grillitsch im zentralen Mittelfeld neben Nicolas Seiwald als Alternative zu Fixstarter Korad Laimer, der Grillitsch nah 42 Minutn rsetzte, als er nach einem Kofballduell benommen ausschied.

„Wir waren uns leider nicht einig, ob wir nach der Pause den Ball halten und den Vorsprung verwalten oder zielstrebig nach vorne spielen sollten. „Das müssen wir intern ansprechen“, forderte Prass. Ein Kapitel für sich war der 45 Minuten-Auftritt von Marko Arnautovic, bei dem er fast nicht mitspielte, am meisten durch die gelbe Karte nach sieben Minuten auffiel: „Es war für ihn danach nicht leicht, sich in Szene zu setzen“, wollte der Teamchef nicht den Stab über ihn brechen. Aber eines ist klar: Für einen Platz in der Startelf reicht das nicht mehr. Nicht schnell genug, zu wenig Zweikampfstärke. Er kann vielleicht als Joker etwas bringen, wenn er im Finish kommt, der Gegner vielleicht schon müde ist.

Rangnicks Pläne für die Generalprobe am Samstag gegen die Schweiz in St. Gallen: Heinz Lindner beginnt im Tor, sein erster Einsatz nach der Krebserkrankung. Im Land, in dem er die böse Diagnose bekam. Das bringt Emotionen mit sich. Im Abwehrzentrum sollten Gernot Trauner und Lienhart beginnen. Bei Trauner wird es eine Frage der Fitness.

Foto: ÖFB/Christopher Kelemen.

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