Fußball

Zu wenige Newcomer wie Ljubicic, Goiginger oder Gschweidl: Es geht auch ohne Akademie

Die Hälfte der Bundesliga ist um. Die Bilanz der Herbstsaison sieht bei den Zuschauerzahlen nicht gut aus: Nur bei zwei von zehn Vereinen, bei Herbstmeister Red Bull Salzburg und Mattersburg, gab es ein Plus. Bei Salzburg um 5,2 Prozent, bei den Burgenländern  gleich um 23,1. Macht aber im Schnitt immer noch nur 3.399 pro Match. Also hat die letzte Zehnerliga einen Besucherrückgang zu beklagen: 600.564  bedeuten 3,4 Prozent weniger  als 2016. Macht einen Schnitt von 6.673. Selbst unangefochtene Zuschauerkrösus Rapid fiel unter die 20.000er-Grenze. Nur noch ein Schnitt von 19.934 gegenüber 21.801 in der ersten Saison im neuen Allianz-Stadion. Trotz sechs Punkten mehr in diesem Herbst.

Neue Namen, die für Schlagzeilen sorgen? Auch die halten sich in Grenzen. Beim Tabellenführer brachte es der 18jährige Hannes Wolf bis in den Teamkader, aber sein Können kannte man aus der vergangenen Saison beim überragenden Triumph in der  Youth League. Der Steirer sorgte sicher für neue Akzente. Ähnliches gilt auch für den 20jährigen Xaver Schlager, der bereits letzte Saison in der Bundesliga auffiel. Beim punktegleichen Zweiten Sturm Graz bestätigte der 18jährige Innenverteidiger Dario Maresic sein Talent, das er schon  mit 17 gezeigt hatte, spielt Peter Zulj bisher seine beste Saison. Aber den 23jährigen kannte man von Ried und Wolfsberg. Die wahren Newcomer kann man an den Fingern einer Hand abzählen.

Bei Rapid ist es der 20jährige Mittelfeldspieler Dejan Ljubicic, der nach fünf Runden und dem Verkauf von Max Wöber an Ajax Amsterdam Ende August vom bis dahin ungeschlagenen Zweitligatabellenführer SC Wr.Neustadt nach Hütteldorf zurückbeordert wurde. Die erste Niederlage mit Rapid bezog er erst Ende November gegen Salzburg.Wenn er verletzt fehlte, wirkte sich das negativ auf das grün-weiße Spiel aus. Bei Austria debütierte nach der Verletzung von Osman Hadzikic der in der Salzburger Akademie ausgebildete 20jährige Torhüter Patrick Pentz. Achtmal kam er in der Bundesliga zum Einsatz, viermal in der Europa League. Den besten Eindruck hinterließ er ausgerechnet in den Spielen gegen seinen Ex-Klub Salzburg.

Dass es auch ohne Akademie geht, sich durchzusetzen, bewies ein anderer Salzburger. Nicht in Wien, sondern  beim Aufsteiger LASK: Der 24jährige offensive Mittelfeldspieler Thomas Goiginger. Mit 24 scheint  ihm der Knopf aufgegangen zu sein. 15 Spiele, davon neun von Beginn an, dabei  drei Tore und zwei Assists. In den letzten Wochen tauchte sein Name auch mehrmals im „Team der Runde“ auf. Er kann über links und rechts stürmen, viele trauen ihm zu, ein Thema für den neuen Teamchef Franco Foda zu werden. Dabei schien die Bundesliga für ihn schon eine Nummer zu groß zu sein: In Grödig war er zwei Saisonen lang bei seinen 33 Einsätzen mit einem Tor gar nicht groß aufgefallen. Nach Grödigs Abstieg gab es trotzdem Anfragen aus der Bundesliga, hörte Goiginger aber auf den Tipp des erfahrenen Rudi Mirtl, von 1990 bis 2005 umsichtiger Sekretär bei Austria Salzburg, lieber einen neuen Anlauf in der Ersten Liga zu machen statt oben vielleicht  auf der Ersatzbank zu sitzen. Eine Saison finanziell kürzer treten, um sich sportlich entwickeln zu können. Die Rechnung oder Hoffnung ging auf. 36  Spiele bei Blau Weiß Linz mit acht Toren und zehn Assists fielen Oliver Glasner, dem Trainer des Lokalrivalen LASK auf. Der griff nach dem Aufstieg zu. Und dann ließ sich Goiginger selbst durch eine Knieverletzung im Sommer nicht mehr  bremsen. Um schneller fit und bundesligatauglich  zu werden, engagierte er auf eigene Kosten  Franz Leberbauer. Der war zu Hans Krankls Teamchefzeiten Fitnesstrainer  beim Nationalteam. Jetzt ist Goiginger voll da.  Mehrere Durchstarter wie er oder Ljubicic, die Gesprächsstoff liefern, ihre Klubs verstörken, Gesprächsstoff liefern, täten der Liga gut.

Einen ähnlichen Weg wie Goiginger ging Bernd Gschweidl. Er verabschiedete sich bereits während Grödigs Abstiegssaison aus Salzburg, wechselte für sechs Monate zu St. Pölten, fasste aber erst eine Liga darunter, bei Wr. Neustadt, wirklich Fuß. Von dort holte Wolfsberg im Sommer den 22jährigen Mittelstürmer aus Stockerau. Gschweidls  Bilanz bei den alles andere als offensivstarken Kärntnern: Sieben Tore und ein Assist in 18 Spielen. Damit wäre er der beste Torschütze von Rapid.

Foto: © FOTObyHOFER/CHRISTIAN HOFER.

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