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Zum 70. Geburtstag von Herbert Prohaska 70 Geschichten über Prohaska – Tag 11

70 Geschichten Herbert Prohaska 70 Geburtstag

Am 8. August feiert Herbert Prohaska, Österreichs Jahrhundertfußballer, der letzte Teamchef, mit dem sich Österreich für eine Weltmeisterschaft qualifizierte, seinen 70. Geburtstag.  Sie können bis zum Ehrentag täglich eine Geschichte aus dem Leben von Herbert Prohaska, insgesamt 70, lesen.

Mehr als 25.000  Fans der Austria begleiteten ihr Mannschaft nach Paris. Bei Gegner Anderlecht, dem Brüsseler Traditionsklub, spielte praktisch das halbe belgische Nationalteam, das zwei Jahre später bei der Europameisterschaft in Italien das Endspiel erreichte. Dazu kamen mit Arie Haan und Rob Rensenbrink zwei holländische Weltklassespieler, die zwei Monate später mit Oranje unter Ernst Happel bei der WM in Argentinien ins Finale kamen. Trainer war der erfahrene Raymond Goethals. Wenn Prohaska jetzt über die Gründe des schlimmen 0:4 (0:3)-Debakels spricht, macht er sich noch immer Vorwürfe. Weil auch er die Meinung hatte, das Finale überhaupt erreicht zu haben, schon das Höchste, der Ausgang nicht mehr so wichtig war. Die Austria wollte locker mitspielen. Eine fatale Einstellung, wenn man im Hinterkopf hat, eine Niederlage sei eigentlich nichts Schlimmes. Dazu ließ Hermann Stessl die Austria gegen eine der besten Kontermannschaften Europas mit nur drei Defensivspielern, mit Erich Obermayer und Josef Sara als Innenverteidiger und vor ihnen Karl Daxbacher beginnen. Die Außenverteidiger Robert Sara und Ernst Baumeister waren mehr Flügelstürmer. Ein taktischer Selbstmord, wie es Prohaska mit seiner Trainererfahrung bezeichnet. Er hätte sich nicht zusammen mit Felix Gasselich aufgestellt. Einer von beiden hätte zusehen müssen. Statt drei Stürmer wären zwei die bessere Lösung gewesen. Austria fehlte die Routine, die selbstbewussten, fast überheblichen Belgier konterten wie aus dem Lehrbuch.

Bereits nach 13 Minuten geriet die Austria durch ein Tor von Rensenbrink in Rückstand. Das endgültige k.o. kam in den letzten zwei Minuten der ersten Hälfte: Zunächst durch Rensenbrink, dann durch Gilbert van Binst. Entsetzen bei den Austria-Fans im Parc de Prince oder vor den TV-Schirmen in der Heimat. Alle Austrianer fühlten sich wie begossene Pudel, als sie die Medaillen bekamen. Sie waren so niederschlagen, dass keiner dem anderen einen Vorwurf machte. Baumeister sperrte sich im Masseurkammerl ein, weinte hemmungslos. So wie Prohaskas Frau Elisabeth auf der Tribüne. Wiens Bürgermeister Leopold Gratz versuchte vergeblich, sie zu trösten. Beim gesamten Flug von Paris nach Wien hatte sie einen Weinkrampf. Prohaska weinte nur aus Stolz nicht.

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