Eishockey

Zum Tod einer Legende: Einer wie Bachura fehlt

Wer ihn spielen gesehen hat, der wird ihn nie vergessen. Den Verteidiger mit den krachenden Slapshots von der blauen Linie. Die Rede ist von der Ende April im 85. Lebensjahr verstorbenen österreichischen Eishockeylegende Adolf „Nazl“ Bachura. 122 Länderspiele bestritt er, bei neun Weltmeisterschaften war er dabei, darunter bei der  A-WM 1957 in Moskau, Österreichs letzter in der Erstklassigkeit bis 1993. Noch mit 43 gehörte er zum  Kader für Olympia 1964 in Innsbruck. Von einer Saison im kanadischen Amateurhockey brachte er als Neuerung die Holzschläger mit der gebogenen Schaufel mit nach Österreich. So schoss er sich in die Herzen der Fans, wurde  praktisch  zum  rot-weiß-roten Erfinder des „Slapshots“.

Meister war der  Wiener 1960 mit dem Kärntner Erzrivalen KAC. Dann wechselte er zurück nach Wien zum WEV,  holte mit dem zwei Jahre später auf der Freiluftarena am  Heumarkt den Meistertitel. Es sollte der letzte Wiener bis 2005  bleiben. Legendär, dass er  in Wien bis Freitag trainierte, dann mit seinem Freund Walter Znenahlik im Sportwagen in den Westen Österreichs fuhr, am Wochenede bei Feldkirch und später Kitzbühel spielte. Er war auch noch am Höhenflug des WEV-Rivalen Stadlau in der Donauparkhalle beteiligt.

Als Trainer reagierte er immer konsequent. Setzte etwa in Wien total auf Verjüngung,  als die Titelverteidigung nicht gelang. Das brachte in den Sechzigerjahren Spieler in die Mannschaft, die jahrelang zu Stützen zählten. Wie Gerhard Hausner, die Brüder Karl und Herbert Zahradnicek, Peter Henner oder Herbert Haiszan, der sich via „Facebook“ an das gnadenlose strenge Regiment seines Trainers Bachura erinnerte. Starten-Stoppen bis zum „Erbrechen“, die Slapshot-Einheiten mit den Holzschläger schlauchten auch, bis Bachura einigermaßen zufrieden war. Ein Tormann, der einmal einem Schuss ausgewichen war, musste sich daher ohne Beinschoner in seinen Kasten stellen, als ein Schusstraining von der blauen Linie angesagt war. Sehr lehrreich.

Derzeit kommt der Eishockeymeister wieder aus Wien. Auch, als  es sein Gesundheitzustand noch erlaubte, sass Bachura immer seltener neben  Freund Znenahlik bei den Heimspielen der Vienna Capitals auf der Tribüne. Der Grund: Zu viele Ausländer, zu wenig Mut, die eigenen Talente zu forcieren, wie er es früher machte. Und so kommt einem, der Bachura noch spielen gesehen hat, durch seinen Tod noch einmal der Gedanke: Einer wie „Nazl“ fehlt nicht nur dem Wiener Eishockey. Als Typ, mit dem sich die Fans total identifizieren, als Leitbild.  Das ist nichts gegen die aktuellen Meisterspieler Philippe Lakos, Raphael Rotter oder Andreas Nödl, sondern die Wahrheit. Die rot-weiß-rote Eishockeyszene bräuchte viel dringender neue Bachuras als neue Ausländer, die schon wieder reihenweise engagiert werden!

 

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