Fußball

Zwei Elfmeter vergeben: Salzburg verschenkte zwei Punkte und 1,87 Millionen

Wie vor einem Jahr begann Österreichs Meister Red Bull Salzburg die Gruppenphase der Champions League mit einem Unentschieden. Im September 2020 fühlte sich das 2:2 im Heimspiel gegen Lok Moskau nach zweimaliger Führung in Salzburg wie eine Niederlage an. Dienstag Abend auch das 1:1 (1:1) beim Gruppenfavorit FC Sevilla im Piz Juan-Stadion. Nach einem Ergebnis, das vor dem Anpfiff jeder sofort unterschrieben hätte. Aber nach dem verrücktesten Salzburger Spiel in der Königsklasse war ein weinendes Auge dabei, wie der ungewohnt fehlerhafte Max Wöber nach der Rückkehr an die ehemalige Wirkungsstätte zugab. Nach einem Match, das Champions League-Geschichte schrieb: In bisher keinem anderen gab es in der ersten Spielhälfte vier Elfmeter, alle zwischen der 13. und 42. Minute. Also innerhalb von 29. Drei für Salzburg, einen für Sevilla. Salzburg verwandelte nur einen, Sevilla den einzigen.

Weil Salzburg, das jüngste Team mit dem jüngsten Trainer in der Champions League, überdies in der zweiten Hälfte eine numerische Überlegenheit über 44 Minuten nicht nützen konnte, muss das Fazit eigentlich heißen: Zwei Elfmeter vergeben, zwei Punkte und damit 1,87 Millionen Euro verschenkt. Denn statt der Siegesprämie von 2,8 Millionen gab es für das  Unentschieden nur 930.000. Das kann sich Salzburg aber sicher leichter leisten als möglicherweise die zwei liegen gelassenen Punkte in einer „Achterbahn der Gefühle“,  wie es Trainer Matthias Jaissle nachher im „Sky“-Interview ausdrückte: „Wenn man zwei Elfmeter verschießt und in Sevilla einen Punkt mitnimmt, kann man doch auch zufrieden sein.

Zum turbulenten Geschehen auf dem Rasen passte das Wetter: Regen, Sonne, dann sogar Wolkenbruch. Die Fans von Sevilla und die aus Salzburg nach Andalusien gekommen waren, standen da wie begossene Pudel. Der tschechische UEFA-Adviser Dusan Fitzel wählte Karim Adeyemi zum „man of the match“. Ganz einfach, weil er alle drei Elfmeter für Salzburg herausholte. Als erster Spieler in der Königsklasse.  Den ersten nach 13 Minuten, als in Verteidiger Diego Carlos praktisch auf der Strafraumlinie foulte.  Der weißrussische Schiedsrichter Alexej Kulbakow gab Freistoß, der deutsche Video Referee Bastian Dankert berichtigte ihn. Elfmeter, der gefoulte Adeyemi schoss selbst, mit links am Tor vorbei. Nur acht Minuten später der zweite Elfmeter, als Sevillas Kapitän Jesus Navas Adeyemi von hinten niederstieß, ohne dass irgendeine Gefahr für Sevillas Tor bestanden wäre. Aber nicht jeder Schiedsrichter hätte auf den Elfmeterpunkt gezeigt. Der 19 jährige Kroate Luka Sucic schickte den marokkanischen Tormann Bono in die falsche Ecke. Salzburg führte.

16 Minuten später wäre das 2:0 möglich gewesen. Wieder Elfmeter, als Adeyemi für Bono bei dessen „Ausflug“ zu schnell war, am Strafraumeck zu Fall gebracht wurde. Ein klarer Fall. Wieder Sucic. Aber warum wechselte er diesmal die Ecke, die Art den Elfmeter zu schießen? Er traf nur die Stange. Fünf Minuten später der Tiefschlag: Wöber traf den Marokkaner Youssef El-Nesyri im Strafraum am Fuß. Kulbakow sah es nicht, aber Dankert. Daher Elfmeter. Sevilla nützte seinen einzigen durch den Kroaten Ivan Rakitic, der vor sechs Jahren mit Barcelona Champions League-Sieger war.

Nach fünf Minuten der zweiten Hälfte sah der bereits mit gelb belastete El Nesyri für eine Schwalbe nochmals gelb, daher der Ausschluss. Salzburg mit einem Mann mehr, Sevilla reagierte. Danach zeigte sich wie in Österreichs Bundesliga, dass Salzburg gegen tief verteidigende Mannschaften nicht so gut aussieht wie in Umschaltsituationen. Salzburgs Sieg verhinderte Bono bei einem Schuss von Benjamin Sesko nach Vorarbeit von Adeyemi, bei einem Kopfball von Ex-Tottenham-Stürmer Erik Lamela fehlte auch nicht viel zu Sevillas zweitem Tor. „Wir dürfen nur ein bisschen zufrieden sein“, meinte Adeyemi. Ganz so eng sah es sein Trainer nicht: „Wir könnten mit einem guten Gefühl heim fliegen“, behauptete Jaissle, sah einen „wertvollen“ Punkt.

Auch im zweiten Spiel gab es ein Unentschieden. Lille und Wolfsburg trennten sich 0:0 mit einem dramatischen Schlusspunkt.  Der holländische Referee Danny Makkiele gab in der Nachspielzeit Elfmeter für Lille, der Video Assistant machte es rückgängig. Das Foul passierte außerhalb des Strafraums, nur Freistoß. Der am Knie operierte Xaver Schlager ging Wolfsburg im Mittelfeld stark ab. Das Schussverhältnis hieß 17:2 für Lille. Alles offen in Salzburgs Gruppe. Die Chance, erstmals in die k.o.-Phase zu kommt, lebt.

Foto: UEFA.

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