Fußball

Zwei Ex-Rapidler bei Kickers Offenbach

Es ist nicht normal, wenn sich zwei Ex-Rapidler „zufällig“ bei einem viertklassigen Traditionsklub in Deutschland treffen, der vor Jahrzehnten in der Bundesliga vertreten war. Etwas ungewöhnlich, wenn der eine 19 Jahre älter ist als der andere. Der Klub heißt Kickers Offenbach, spielt seit acht Jahren in der Regionalliga Südwest, belegte letzte Saison Platz drei, will unbedingt den Durchmarsch in Richtung zweite Liga beginnen. Die Mannschaft ist eine GmbH ausgegliedert, die seit September 2019  Geschäftsführer hat, der zugleich Sportchef ist. Der Name: Thomas Sobotzik, der von 2001 bis 2003 bei Rapid spielte, in 49 Einsätzen acht Tore erzielte. Letzten Mittwoch holte er zur Verstärkung ein ehemaliges Rapid-Talent: Osarenren Okungbowa, in Wien geborener Sohn von nigerianischen Eltern. Schwere und langwierige Verletzungen wie Kreuzbandriss und Schambeinentzündung bremsten der ehrgeizigen Okungbowa ein. Daher kam er nur zu zwei Spielen in der Bundesliga. 2018 wechselte er zu St. Pölten, dann nach Wien zum Floridsdorfer AC in die zweite Liga, vor einem Jahr in den Norden Deutschlands zum VfB Lübeck, den Aufsteiger in die dritte Liga. Der die Klasse nicht halten konnte. Aber Okungbowa zeigte als defensiver Mittelfeldspieler und Innenverteidiger dennoch auf. Jetzt soll der 27 jährige Kickers Offenbach beim Weg hinauf helfen. Sobotzik, der noch Kontakt nach Hütteldorf hat, genau gesagt zu Sportmanager Stefan Ebner, entwickelte ein ehrgeiziges Konzept mit der Devise „in zwei Jahren in die zweite Liga.

Der Traditionsklub vor den Toren Frankfurts mit seinem Kultstadion am Bieberer Breg hatte in den Siebzigerjahren seine beste Zeit in der Bundesliga. Mit dem schon verstorbenen Gyula Lorant als Trainer und seinem Assistenten Otto Rehhagel als Nachfolger, mit zwei österreichischen Teamspielern: Mit Hans Schmidradner stiegen die Kickers auf, danach kam Josef Hickersberger dazu. In der Saison 1972/73 erreichten die Kickers mit Rang sieben ihre beste Platzierung in der  Bundesliga. Die Saison 1974/75 nach dem deutschen WM-Titel begannen sie mit einem 6:0-Kantersieg gegen Meister Bayern München. Bekannt wurden die Kickers zuvor vor allem auch dadurch, dass Präsident Horst Gregorio Canellas 1971 an seinem 50. Geburtstag nach dem Abstieg den Bundesligaskandal mit manipulierten Spielen auffliegen ließ.

Nach dem letzten Abstieg aus der Bundesliga 1984 sanken die Kickers immer tiefer, wurde in die Regionalliga durchgereicht. Bis 2008 spielen sie wieder in die Liga zwei, ab 2008 in der dritten Liga.  Es gab jedoch interne Reibereien, große Finanzprobleme, eine Insolvenz und den Lizenzentzug. Jetzt scheint alles beruhigt zu sein, die Finanzen auf einer soliden Basis zu stehen. Das Stadion wurde total umgebaut, vor neun Jahren wieder eröffnet. Es fasst über 20.500 Zuschauer. Sehr viel für einen Regionalligaklub. Als vor Corona Zuschauer in die Stadien durften, hatten die Kickers einen Besucherschnitt bei den Heimspielen am Bieberer Berg über 8000. Wenn die Ex-Rapidler ihre Ambitionen in die Tat umsetzen können, werden es sicher noch mehr sein. Dann wird Okungbwoa ähnliche Emotionen spüren wie einst bei Rapid. Erstmals schon in der Vorbereitung. Ende Juli beim Duell der Traiditionsklubs gegen Rot Weiß Essen.

 

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