Vier Tage nach dem ersten und einzigen Sieg von Peter Stöger mit Ungarns Meister Ferencvaros Budapest in der Europa League, dem 1:0 gegen den bereits fest stehenden Gruppensieger Leverkusen, der dabei nicht mehr in Bestbesetzung antrat, kam für den Wiener Trainer das Aus: Montag Mittag gab Ferencvaros überraschend die Beurlaubung von Stöger und seiner Assistenten Alexander Bade und Gerhard Fellner, die mit ihm von Austria in die ungarische Hauptstadt gewechselt waren, bekannt. Nicht einmal 24 Stunden nach der 0:2-Niederlage in Ungars Meisterschaft NB I bei Debrecen, durch die Ferencvaros die Tabellenführung an Kisvarda verlor. Ein Punkt weniger, allerdings auch ein Spiel. Nach Verlustpunkten lagen die Grün-Weißen noch immer vorne.
Ferencvaros ist die kürzeste Trainerstation von Stöger im Ausland. Beim 1. FC Köln waren es dreieinhalb erfolgreiche Jahre, danach bei Borussia Dortmund sieben Monate, in denen er die Mannschaft von Rang neun auf vier und damit in die Champions League führte. Dass es nicht weiter ging, stand schon bei Amtsantritt fest, da der Schweizer Lucien Favre als Nachfolger bereits engagiert war. Jetzt also das abrupte Ende, für das Ferencvaros-Präsident Gabor Kubatov, ein führender Politiker des Fidesz-Partei von Staatschef Viktor Orban, und Sportdirektor Tamas Hajnal verantwortlich zeichneten. Stöger war im Juni statt des Ukrainers Sergej Rebrow engagiert worden, der zuvor das Double geholt hatte.
Jetzt werden einige wegen Stögers Austria-Vergangenheit die Schablone auspacken, wonach Violett und Grün-Weiß nicht zusammenpassen, Grün-Weiß sind die Vereinsfarben von Ferencvaros. Allerdings spielte Stöger in den 90 er Jahren sehr erfolgreich bei den Grün-Weißen von Wien, bei Rapid. Seine Bilanz bei Ferencvaros Budapest: In den Play offs zur Champions League am Schweizer Meister Young Boys Bern gescheitert, davor Rapid-Bezwinger Sparta Prag eliminiert, in der Gruppenphase der Europa League fünf der sechs Partien gegen Leverkusen, Celtic Glasgow und Betis Sevilla verloren, in der Meisterschaft drei von 15. Sein Vertrag wäre bis 2023 gelaufen.
Jetzt ist der 55 jährige Stöger wieder am Markt. Wäre dies schon einige Wochen früher der Fall gewesen, hätte dies vielleicht in Österreich Auswirkungen auf einige Trainerdiskussionen gehabt. Möglicherweise auch auf die Teamcheffrage.
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