Einen Tag vor dem Auftakt in die zweite Liga eröffnete Österreichs ältester Fußballklub, die Vienna, im Erdgeschoss des Döblinger Einkaufszentrum Q 19 die Ausstellung zum 130. Geburtstag, für die Kuratorin Milli Segal und Vienna-Historiker Alexander Juraske verantwortlich zeichnen. Die geht von der Gründung 1894, an der englische Gärtner des Freiherrn von Rothschild beteiligt waren (weshalb auch ein Dudelsackspieler seine Künste zum Besten gab) bis zur Gegenwart, kann den gesamten August besucht werden. Themen sind unter anderem der erste Meistertitel 1931, die Zeiten, als die Hohe Warte als „Walhalla“ von Österreichs Fußball galt, die Meistermannschaft der 50er Jahre mit Hans Menasse, Hans Buzek und Helmut Senekowitsch, das Engagement von Legenden wie Hans Krankl und Mario Kempes oder die Saison mit Andi Herzog und Peter Stöger im Mittelfeld, als mit Trainer Ernst Dokupil die Qualifikation für den UEFA-Cup gelang. Auf Monitoren erwachen historische Momente zum Leben.
Jetzt ist Stöger als Sportchef der Admira ein möglicher Gegner der Vienna im Kampf um den Aufstieg in die Bundesliga. Weil die Vienna im Finish der letzten Saison unter dem neuen Trainerduo Mehmet Sütü, der Donnerstag seinen 35. Geburtstag feierte, und Roman Kienast von Platz neun auf drei vorstieß, damit zur Nummer drei in Wien avancierte. Was ist diese Saison möglich? „Falls sich die Chance ergibt, werden wir bereit sein“, versprach Sportchef Andreas Ivanschitz. Die zweite Liga gilt ja als Wundertüte, in der alles möglich ist. Anders als die Konkurrenz spielt die Vienna praktisch mit der Mannschaft der letzten Saison, steht für Kontinuität. Nur im Tor gilt derzeit ein Neuer als erste Wahl, der von Rapid gekommene Bernhard Unger. Zum Auftakt gastiert die Vienna bei der Salzburg-Filiale Liefering mit seinem ambitionierten Trainer Daniel Beichler, in der zweiten Runde gibt es das Duell gegen Admira als Sonntags-Matinee.
Unmissverständlich von der Mission Bundesliga spricht man bei Ried. „Die brennen jeden Tag für den Aufstieg“, behauptet Sütcü. Sein Kollege im Innviertel, Maximilian Senft, widersprach dem nicht. Acht Legionäre im Kader unterstreichen das. Freitag muss sich Ried in der Wiener Generali-Arena bei Austrias Kooperationsklub Stripfing beweisen. Die Admira belegte in den letzten zwei Saisonen die Plätze zehn und sechs. Wozu reicht es mit dem neuen Trainer Thomas Silberberger? Stöger redet nicht um den heißen Brei herum, bis 2026 sollte die Admira in der Bundesliga sein. Ähnliches hört man bei der Vienna. Zwölf Neue holten Stöger und der technische Direktor Ralph Muhr, zuletzt den 18 jährigen Marco Schabauer als Kooperationsspieler vom LASK, es gab elf Abgänge. Das nennt man einen großen Umbruch. Laut Silberberger werden Freitag gegen Kapfenberg in der Südtadt nur drei aus der Mannschaft der letzten Saison beginnen. Gefragt waren Spieler, die sowohl Erfahrung als auch Qualität haben. Wie Deni Alar, der vergangene Saison bei DSV Leoben wieder seinen Torinstinkt „entdeckte“.
Wundertüte trifft auch auf Absteiger Austria Lustenau zu. Zehn Abgänge, acht Neue, davon sechs Ausländer und der 31 jährige Mittelstürmer Selfedin Chabbi als einer von zwei Österreichern. Er spielte von 2020 bis 023 bei Hartberg und Ried, letzte Saison nur in der zweiten Schweizer Liga bei Vaduz. Ist das ein Signal für Aufstiegsambitionen? Was St. Pölten unter dem neuen Trainer Alexander Gitsov zuzutrauen ist, wird man nach der Wiener Sonntags-Matinee beim Floridsdorfer AC wissen.
Freitag beginnt auch die zweite deutsche Liga. Mit einem Kracher von Traditionsklubs, den Österreich nicht zu bieten hat: Der 1. FC Köln mit Ex-Salzburg-Trainer Grhard Struber, seinem Assistenten Thomas Hickersberger und Ex-Rapid-Kapitän Dejan Ljubicic, gegen den Hamburger SV. Für beide zählt nur der Aufstieg. Nicht mit Schalke um den Aufstieg kämpft Ex-Rapidler Leo Greiml, der letzte Saison nach einem Kreuzbandriss pausieren musste: Er wechselt ablösefrei zum holländischen Aufsteiger NAC Breda.
