Freitag Abend geht es im Hütteldorfer Allianz-Stadion los. Das Gemetzel um den Strich, wie es Hartbergs Trainer Kurt Russ nannte. Weil in den letzten vier Runden des Grunddurchgangs sieben Klubs um drei freie Plätze in der Meisterrunde der ersten sechs kämpfen. Das wird die spannendste und intensivste Phase der ganzen Saison. Mit 28 Partien, die den Charakter eines Entscheidungsspiels haben, zwischen 11. Februar und 6. März, innerhalb von nur 27 Tagen. Für Ligavorstand Christian Ebenbauer ein Beweis mehr, wie richtig man mit der Reform der Zehnerliga, mit Aufstockung au zwölf Vereine, Punkteteilung nach 22 Spielen, dann Meister- und Qualifikationsrunde gelegen ist. Obwohl das an Red Bull Salzburgs Solo zum Titel nichts änderte.
Die Lage: Außer dem Titelverteidiger haben sicher auch Sturm Graz und Wolfsberg bei je sieben Punkten Vorsprung auf den Strich, sprich Platz sechs, den Sprung in die Meisterrunde bereits geschafft. Keine Hoffnungen dürfen sich Schlusslicht Altach, der die Mission Rettung mit dem neuen Schweizer Trainer Ludovic Magnin versucht, und der Vorletzte Admira bei elf beziehungsweise acht Punkten Rückstand auf den Sechsen Ried machen. Zwischen Platz zehn und vier ist für WSG Tirol, letzte Saison sensationell in der Meisterrunde, LASK, Hartberg, die Wiener Austria, Ried mit dem neuen Trainer Robert Ibertsberger, Rapid und Sensationsaufsteiger Austria Klagenfurt alles möglich. Am meisten zu verlieren haben der LASK und Rapid. Fast peinlich wäre es, sollten es die Traditionsklubs nicht schaffen, Sensationsaufsteiger Austria Klagenfurt oder Ried oder Hartberg oder WSG Tirol hingegen schon.
Bei Rapid und LASK können die Sportchefs, sprich Zoran Barisic und Radovan Vujanovic, nicht einen Satz wie Manuel Ortlechner bei der Wiener Austria in den Mund nehmen: „Wenn wir es nicht schaffen, wäre es weder ein Hals-noch ein Beinbruch.“ Obwohl es für Violett kein Ruhmesblatt bedeuten würde, zum dritten Mal in Serie nicht unter den ersten sechs zu landen. Aber die Ausgangsposition zu Saisonbeginn war für Austria um einiges schwieriger als die von Vizemeister Rapid und dem LASK. In Hütteldorf und Linz kann niemand sagen, dass der Klassenerhalt das vorrangige Ziel bliebt wie es Hartbergs Obmann Erich Korherr selbst letzten Samstag nach der Cupsensation bei Rapid getan hat.
Für den LASK ist mit vier Punkten weniger als Ried und Rapid die Ausgangsposition noch schwieriger. In Wahrheit brauchen die Linzer vier Siege im Restprogramm, in dem drei Mannschaften aus den ersten vier die Gegner sind: Sonntag in Pasching Austria Klagenfurt, in den letzten zwei Runden Salzburg und Wolfsberg. Die Hoffnung sind die positive Stimmung nach den zwei Siegen vor der Winterpause gegen Ried und bei der Austria sowie die Fitness von Torjäger Marco Raguz. Er zählt wie eine Neuerwerbung. Noch heftiger ist die Auslosung für Rapid: Es geht gegen die ersten Vier die Wiederholung von 2019 zu verhindern, als Grün-Weiß in der Meisterrunde nicht vertreten war. Zunächst gegen Salzburg, dann in Graz gegen Sturm, wo ein volles Stadion erwartet wird, danach in Innsbruck gegen WSG Tirol und zum Abschluss in Hütteldorf gegen Austria Klagenfurt. Und jenen Trainer, mit dem Rapid vor 14 Jahren seinen letzten Titel gewann: Peter Pacult (Bild oben).
Interessant, dass sieben Kollegen in einer Umfrage der Austria Presse Agentur es dem ältesten Trainer der Liga zutrauten, mit 62 etwas zu schaffen, was zu Saisonbeginn vor sieben Monaten kein Thema war: Den Aufsteiger in die Meisterrunde zu führen. Nämlich Matthias Jaissle von Salzburg, Rapids Ferdinand Feldhofer, Manfred Schmid von der Wiener Austria, Andreas Wieland vom LASK, Andreas Herzog von Admira und Magnin. Feldhofer, Schmid und Wieland sind der Tabelle nach „Verfolger“ von Klagenfurt. Nicht unter den ersten sechs sehen die Kärntner der Lokalrivale aus Wolfsberg (Robin Dutt), Ried und Hartberg. Ibertsberger und Russ glauben an ihre Mannschaften. Verständlich. Pacult nimmt mit seiner ganzen Erfahrung alles sehr cool: „Wir sind weiterhin in jedem Match Außenseiter.“
Foto: Gepa/Admiral.