Am 8. August feiert Herbert Prohaska, Österreichs Jahrhundertfußballer, der letzte Teamchef, mit dem sich Österreich für eine Weltmeisterschaft qualifizierte, seinen 70. Geburtstag. Sie können bis zum Ehrentag täglich eine Geschichte aus dem Leben von Herbert Prohaska, insgesamt 70, lesen.
Im WM-Jahr 1978 hieß Anfang März Austrias Drittrundengegner im Europacup Hajduk Split mit Topstar Ivica Surjak. Wie gegen Kaschau wieder kein Sieg im Heimspiel, die Austria wankt wieder. Aber sie fiel nicht. Es gab auch in der Küstenstadt Split die Sensation. Dank Tormann Hubert Baumgartner, der schon in Kaschau den Aufstieg möglich gemacht hatte. Zunächst hielt Baumgartner in der regulären Spielzeit einen Elfmeter, verhinderte damit die 2:0-Führung von Split. Entgegen dem Spielverlauf glich Karl Daxbacher aus, daher Verlängerung. Kein Tor, das Elfmeterschießen musste entscheiden, Baumgartner hielt die ersten zwei. Thomas Parits verwandelten den ersten der Austria, Prohaska den zweiten, Fritz Drazan den dritten. Der dritte der Jugoslawen ging an die Stange, damit stand die Austria mit 3:0 im Semifinale. Gegen Dynamo Moskau.
Weil Ende März in Moskau noch der tiefste Winter regierte, fand das Hinspiel im sowjetischen Süden, in Tiflis, der Geburtsstadt von Josef Stalin, heute Hauptstadt von Georgien, statt. Austria verlor nur 1:2, damit war alles möglich. Beim Retourspiel pushten 73.000 Zuschauer im ausverkauften Prater-Stadion die Austria nach vorne. Zur Pause noch 0:0,dann verwandelte Hans Pirkner einen Elfmeter zu 1:0. An das 2:0 hat Prohaska eine spezielle Erinnerung: „Mir riss ein Schuss ab und fiel Julio vor die Füße“. Julio war Topstar Morales. Zwei Minuten vor Schuss stand die Austria im Finale. Viele Zuschauer wanderten schon ab, drehten aber wieder um, liefen zurück, als die Russen das Anschlusstor zum 2:1erzielten, womit es gesamt 3:3 stand, um in der Verlängerung für die Austria zu schreien. Die Nerven lagen blank, Ernst Baumeister weinte vor der Verlängerung, brüllte: „Ich spiel´nicht mehr“. Wieder kam es zum Elfmeterkrimi, vor dem Prohaska in die Kabine flüchten wollte. Der portugiesische Schiedsrichter verhinderte das, hielt ihn zurück. Im Elfmeterschießen stand es 4:4, Prohaska verwandelte zuvor den dritten, ehe wieder Baumgartner seinem Ruf als Elfmeterkiller gerecht wurde und den fünften Penalty von Dynamo hielt. Alberto Martinez war an letzter an der Reihe. Prohaska konnte nicht hinschauen, zerbiß fast sein Halsketterl. Martinez traf, alle waren fassungslos und überglücklich. Das war österreichische Fußballgeschichte. Aber das Endspiel am 3. Mai 1978 im Pariser Parc de Prince gegen das belgische Spitzenteam Anderlecht sollte zur größten Enttäuschung seiner Karriere werden.